Kids Theater

Funkelnder Theaterzauber: Für Kids feierte „Die Wilden Schwäne“ Premiere am Theater Freiburg

Viel Theaternebel, dann ein Astronaut, der zum bombastischen Star Wars-Imperial March in neonpinkem Spot ein Band durchschneidet: Der Werkraum

Funkelnder Theaterzauber: Für Kids feierte „Die Wilden Schwäne“ Premiere am Theater Freiburg

Viel Theaternebel, dann ein Astronaut, der zum bombastischen Star Wars-Imperial March in neonpinkem Spot ein Band durchschneidet: Der Werkraum des Theater Freiburg ist Vergangenheit, zukünftig lädt der „Weltraum“ als Spielstätte sein junges Publikum in exotische Welten und ferne Galaxien. Mit dem Kinderstück „Die Wilden Schwäne“ des 2009 gegründeten Theaterkollektivs Candlelight Dynamite (welch schöner Name!) nach gleichnamigem Märchen von Hans Christian Andersen gibt es zur Spielzeiteröffnung zwar keine Uraufführung (Premiere 2021 in Erfurt), aber ein fantastisch-anarchisches Hör-und Schauspielspektakel zu erleben.
Blöder König, gnadenlos böse Stiefmutter, fieser Verwandlungszauber und am Ende noch ein Hexenprozess samt Scheiterhaufen – ganz schön wild und auch düster ist dieses Märchen von den Wilden Schwänen. Auf der Bühne wursteln sich erst einmal die drei Spielenden umständlich hinter einen langen Königstisch mit Mikros und viel Gerümpel. Nadine Geyersbach spielt Melancholisches auf der Melodica und stülpt sich eine zerzauste Blondhaarperücke über: Sie ist jetzt die Prinzessin Elisa im Land hinter den Spiegeln. Ihr Job: Schön sein und sich die Haare kämmen – mit einem goldenen Kamm, der wertvoller ist als das halbe Königreich, versteht sich. Bald wird sie wunde Finger haben und das Schweigen lernen…
Dass ihr Kamm wie ein Großteil der fantasievoll-trashigen Requisiten nur aus bemalter Pappe ist, macht die Bühne zum Kinderzimmer und die rund fünfzigminütige Geschichte zum mal albernen, mal berührenden Spiel: Mit vielerlei Masken, Bärten und Bastelkram, mit Papier- und Plastikfiguren, Finger- und Sockenpuppen, mit Clownerie, Percussion, Gesang, Comicgeräuschen, Tanz und blitzschnellen Rollen-und Perspektivwechseln. Denn was als holprige, szenische Lesung beginnt, entwickelt bald mächtig Dynamik.
„Wir sind die Prinzen – wir sind glücklich!“ trällern Denis Geyersbach und Matthieu Svetchine im Stil gleichnamiger Band und machen Breakdance mit ihren He-Man- Actionmännern unter winziger Discokugel. Die kurz angespielten Schulszenen zum umgedichteten Village People Hit „YMCA“ zeigen: Reichtum macht offensichtlich nicht nur arrogant, sondern auch doof. Diese elf sind jedenfalls echte Schwachmaten und so flattern sie nach ihrer Verwandlung durch die Finsterfürstin erst mal hilflos als Schwanen-Papiermobile am zittrigen Faden durch die Lüfte.
Bis dahin gibt es viel Lustiges und Überraschendes, doch jetzt kommt die Traurigkeit – kurze Off-Texte sortieren die Märchenthemen in Kapitel. Mutterseelenallein irrt die verstoßene Prinzessin Elisa nun bei Wind und Gewitter zu einrücklichen Sound-, Föhn- und Lichteffekten durch den Wald, tut sich furchtbar leid, die Frisur ist hin, der goldene Kamm verloren. Bis das Meer ihr die Lösung des Fluchs per Pappplastik-Didgeridoo ins Gewissen raunt.
Viele Zwiebeln statt Brennesselhemden und einen durchgeknallten Piraten-Bischof später gibt’s dann einen dramatischen Showdown und auf den letzten Drücker doch noch ein Happy End. Grenzüberschreitende Produktionen „zwischen Poesie und Chaos“ – so das Konzept von Candlelight Dynamite. Im Freiburger Weltraum zeigen sie handgemachten, funkelnden Theaterzauber – turbulent, eindrücklich und trotz kleiner Premieren-Pannen umwerfend kreativ.

Weitere Termine: 1./2.11., 15 Uhr im Theater Freiburg, ab 6 Jahren. https://theater.freiburg.de/de_DE/spielplan?date=2025-10-15&category=all&location=&p=1

Bild: © Marc Doradzillo

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Marion Klötzer