Armut macht erfinderisch: Barbara Zimmermann inszeniert Carlo Goldonis Komödie „Diener zweier Herren“ als Sommer Open Air
Eine höfliche Truppe ist das. Jeder und jede von ihnen heißt die die Zuschauer in der Freiburger Spechtpassage mit
Eine höfliche Truppe ist das. Jeder und jede von ihnen heißt die die Zuschauer in der Freiburger Spechtpassage mit „Verehrtes Publikum“ willkommen. Und Bella Italia lässt auch grüßen. Eine Fahne in den Landesfarben prangt unübersehbar neben dem Eingang des Ristorante mit angeschlossenem Hotel, in dem Barbara Zimmermann Carlo Goldonis „Diener zweier Herren“ spielen lässt. Der geschäftstüchtige Wirt (Peter Laukart) preist lautstark und nicht ohne Charme seine Speisekarte mit den abenteuerlichsten Phantasiegerichten an – doch zum Essen kommt es erst am Schluss der turbulenten Verwechslungskomödie: ein beliebtes Genre in den frühen Zeiten des bürgerlichen Theaters – man denke an Shakespeares Klassiker „Was ihr wollt“.
Der gelernte Jurist Goldoni, der über 200 Stücke geschrieben hat, wollte über die landeseigenen Konventionen der Commedia dell’Arte hinaus und nahm sich Molières ungeschönten Blick auf gesellschaftliche Verhältnisse zum Vorbild. Der Protagonist Truffaldino sieht sich aus Geldmangel dazu gezwungen, gleichzeitig in die Dienste zweier Herren zu treten – und der virtuose, wendige, blitzschnell agierende und reagierende Kevin F. Cabral Rocha wird allein schon vom Hunger dazu getrieben, diesen Ritt auf der Rasierklinge zu vollziehen. Er ist naturgemäß der Held des unterhaltsamen Abends, der Ankerpunkt und die Gelenkstelle für alle Irrungen und Wirrungen, die am Ende – so soll es sein – zu drei glücklichen Paaren führen.
Beatrice (Cheyenne Fliehler) liebt Florindo (Stefan Kosakiewicz-Dorer), der auf der Flucht ist, weil er angeblich ihren Bruder im Streit erstochen hat. Seine Geliebte folgt ihm in männlicher Verkleidung – und zufällig steigen beide im selben venezianischen Gasthaus ab, in dem zuvor bereits eine andere Hochzeit arrangiert worden ist: zwischen dem mit und ohne Gitarre schmachtenden Silvio (Jakob Stöckeler) und Rosaura (in einem wenig anmutigen Kleid: Kosakiewicz-Dorer in Doppelrolle), deren Vater Pandolfo (Melchior E. Meyer) im Hintergrund die Fäden spinnt. Silvio nun ist der irrigen Meinung, Rosaura ließe sich von der verkleideten Beatrice den Hof machen und sieht alle Felle durch die Kanäle der Lagunenstadt davonschwimmen.
Aber die Details des Plots spielen hier nicht die entscheidende Rolle. Es geht vor allem darum, sich darüber zu amüsieren, wie der gewitzte Truffaldino immer wieder den Kopf aus der Schlinge der drohenden Entdeckung seines Doppelspiels zieht. Der junge Mann, der bei Rocha auch körperlich einiges an Beweglichkeit draufhat, ist wahrlich nicht auf den Kopf gefallen. Sein Kapital ist seine Geistesgegenwart, die ihn zum Vergnügen des Publikums auf abenteuerliche rhetorische Volten bringt. Und da ist auch noch die hübsche Dienerin Blandina (Mara Papadopoulos), der Truffaldino auf seine kecke Weise unverblümt den Hof macht. Klar, dass am Ende auch er – nebst einem leckeren englischen Pudding – die Dame seiner Wahl bekommt. So viel Gerechtigkeit muss sein. Wenigstens auf der Bühne.
Weitere Termine: 14/16./17.09., jeweils um 20:30 Uhr.
Beitragsbild: In der Spechtpassage wurde die Premiere von „Diener zweier Herren“ gefeiert © Theater Harrys Depot





