Kultour Kunst

„Almut spielte Gitarre“: Das Künstlerpaar Almut und Ludwig Quaas feiert doppelt 80. Geburtstag – mit einer Ausstellung

Ludwig Quaas beging im Juli seinen 80. Geburtstag. Als Sohn einer kinderreichen Düsseldorfer Pfarrersfamilie lag zunächst das Theologie-Studium nahe,

„Almut spielte Gitarre“: Das Künstlerpaar Almut und Ludwig Quaas feiert doppelt 80. Geburtstag – mit einer Ausstellung

Ludwig Quaas beging im Juli seinen 80. Geburtstag. Als Sohn einer kinderreichen Düsseldorfer Pfarrersfamilie lag zunächst das Theologie-Studium nahe, das er 1970 mit Examen auch absolvierte. Zuvor und parallel besuchte er aber regelmäßig Kurse an der Kunstakademie vor Ort. Es folgte das Medizin-Studium mit Abschluss 1975. Die Mehrfachbegabung war von Jugend an schon angelegt. Im Freiburger Umfeld bleibt er vor allem bekannt als Chef der Gynäkologie im Diakoniekrankenhaus (bis 2010). Danach ‚explodierte‘ er gleichsam – trotz mittlerweile gesundheitlicher Beeinträchtigung. Er produzierte Grisaillen, gestisch-lineare Zeichnungen im Stil noch des Informel, dann auch teil-gegenständliche Malerei, seit 2017 gab ihm der Freiburger Keramik-Künstler Stefan Hasslinger Unterricht – und fortan ging es fix: Ludwig schaffte sich einen Brennofen an und produziert seitdem unaufhörlich keramische Skulpturen, intuitiv aus den Händen geformt – nahezu allesamt abstrakt.

Almut & Ludwig Quaas, „Das Netz des Hephaistos“ 3, 2015, 80 x 60 cm, 2015 (Foto: Katalog)

Almut Quaas folgt ihrem Mann im September dieses Jahres mit demselben Jubiläum nach. Beide lernten sich in Bethel bei Bielefeld kennen, wo er bereits im ersten Semester an der Theologischen Hochschule studierte und sie noch die Abiturklasse des Gymnasiums besuchte: Eine Studenten-Féte war der Auslöser, sie wollte erst nicht hingehen, wegen der Theologen, aber: „Almut spielte so schön Gitarre“, sagt er im Rückblick; es kam zum ersten Kuss. 1972 folgte die standesamtliche, 1973 die kirchliche Heirat.
Bis 2004 arbeitete Almut als Oberstudienrätin am Goethe-Gymnasium Emmendingen, in Englisch und Französisch und auch im Fach Kunst unterrichtete sie. Danach begann ihre eigene künstlerische Vita: die erste Ausstellungsbeteiligung kam 2005, die erste Einzelausstellung 2006. Viele weitere folgten bis heute nach. In der Region des deutschen Südwestens ist sie längst eine anerkannte Größe geworden. Ihre Begeisterung für Kunst gab es schon in der Jugend, wie sie berichtet. Eine „Erweckung“, wie sie sagt, war ihr die Begegnung mit dem Freiburger Maler Jürgen Giersch, bei dem sie dann Unterricht nahm. Es entstanden im Lauf der Jahre interessante Malerei-Serien: Blumen, die Bilder des Freiburger Münsters, der Schwarzwald, „Wolkenfrauen“, das „Damenbad“ (Lorettobad), köstliche Stillleben von Trauben, Zitronen, Äpfeln und Quitten, vieles andere mehr – allesamt gegenständlich. Bis vor kurzem engagierte sie sich über lange Jahre mit Verve im Vorstand des BBK-Südbaden.

Ludwig Quaas, „o. T.“, 2024, Ton (glasiert), 33 x 33 x 25 cm (Foto: Katalog)

Beider erklärte Lieblingsfarbe ist Blau. Aber darüber hinaus divergieren die künstlerischen Vorlieben: Ludwigs Herzenskomponist ist Johann Sebastian Bach, Spätbarock, zugleich stringent aufgebaut und durchorganisiert. Almut steht auf Schubert, Brahms, Wagner – tiefste Romantik. Beide sind ein Künstler-Ehepaar, aber künstlerisch zusammengearbeitet haben sie selten: Eine Ausnahme bilden Arbeiten von 2015, wo Ludwig auf Fotografien einiger von Almuts Puppenbildern, die in früheren Jahren in Öl auf Karton in kleineren und mittleren Formaten entstanden, durch assoziative Überzeichnung in Weiß und Hellblau sozusagen seinen – meist linearen – ‚Kommentar‘ hinterließ. Sie nennen dies das „Netz des Hephaistos“ und spielen damit an auf den griechischen Gott des Schmiedehandwerks, der, so die mythische Überlieferung (bei Homer), ein nicht zerstörbares Netz aus goldenen Fäden über das Lager seiner versprochenen Gattin Aphrodite gelegt habe, die sich gleichwohl darin mit dem Rivalen und Kriegsgott Ares vergnügte, worauf Hephaistos sich von ihr löste. Offenbar gibt der gesuchte Titel auch ein Signal für die Untrennbarkeit der beiden heutigen Protagonisten.
Natürlich feiern die Jubilare mit einer Ausstellung. Sie besteht aus mehreren Teilen: den erwähnten gemeinsamen Arbeiten sowie vor allem je eigene – tatsächlich eine wirkmächtige Retrospektive. Es erscheint ein informativer Katalog. „Kunst als verbindendes Netzwerk“ nennen sie ihre Präsentation. Wie passend, bezogen auf die Kunst und die eigene Vita – denn ‚Netzwerker‘ sind beide sowieso längst. Glückwunsch!

„Kunst als verbindendes Netzwerk“: Galerie im Alten Wiehre-Bahnhof, Urachstr. 40, Freiburg; Vernissage: Sa., 6. Sept., 11 Uhr; Bis 21.09.25.

Bildnachweis: Die innigen Jubilare in Griechenland © privat

About Author

Martin Flashar

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert