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Kunstvereine im Gespräch (18): Schopfheim im Wiesental

Kulturfabrik für Ausstellungen

Kunstvereine spielen eine wichtige Rolle im Kulturleben von Städten und Gemeinden – gerade auch in unserer Region. Aber wie sieht das im Einzelnen aus? Die Serie über die Kunstvereine Südbadens wird in diesem Monat fortgesetzt mit Beiträgen über die Einrichtungen in Schopfheim und Lörrach, die neben der geographischen Nachbarschaft einige weitere Gemeinsamkeiten, historisch und konzeptionell aber auch Unterschiede aufweisen.
Hans Theo Baumann (1924–2016) dürfte nicht allen im Großraum Freiburg ein Begriff sein. Der gebürtige Basler, aufgewachsen in Weil, siedelte 1947 nach Schopfheim im Wiesental um, nachdem er zuvor eine Ausbildung zum Textiltechniker sowie Studien an der Akademie der Bildenden Künste in Dresden und der Kunstgewerbeschule in Basel jeweils mit Abschluss absolviert hatte. Hernach erlangte er Weltruhm als Designer. Der allererste Stuhl (aus Plexiglas), den Vitra baute, entsprang seinem Entwurf. Vor allem für Porzellanmanufakturen war er fortan tätig: Rosenthal, KPM Berlin. Die Kontakte bestanden, das Renommée ohnedies – 1982 gründete Baumann den lokalen Kunstverein und blieb bis 2006 dessen Vorsitzender. Seit 2010 ist Johannes Kehm (im Rahmen des siebenköpfigen ehrenamtlichen Vorstands) am Ruder, Journalist und langjähriger Leiter des SWR-Regionalbüros in Lörrach, die „Stimme der Region“, wie er wertschätzend genannt wurde.
Kehm erhebt nun das Wort für die Kunst: „Wir vermissen einen eigenen, festen Raum nicht, wir müssten ihn ja auch bewirtschaften.“ Tatsächlich ist der etwa 70 Mitglieder zählende Verein insofern komfortabel aufgestellt, als ein kleinerer Sonderausstellungsraum des städtischen Museums in der Altstadt zur Verfügung steht; bald nach der Jahrtausendwende kam dann als zweite, großzügigere Location die „Kulturfabrik“ hinzu, eine ehemalige Textilproduktionshalle. Beide Objekte gibt die Stadt dem Kunstverein mietkostenfrei für je eine Ausstellung pro Jahr, Aufsichten inklusive. Sollte Bedarf für ein drittes Vorhaben bestehen, lässt sich das nach Terminabsprache meist auch arrangieren. „Der eher intime Raum des Museums eignet sich hervorragend für Ausstellungen mit kleineren Formaten, in der Kulturfabrik lassen sich wunderbar raumfüllende Bilder und Skulpturen präsentieren“, so Kehm. Und es gibt einen festen Sponsoringvertrag mit der Sparkasse Wiesental.
Der Kunstverein konzentriert sich auf das Kerngeschäft der Bildenden Kunst, andere Sparten bleiben außer Acht. Seit der Gründung kamen so mehr als 70 Ausstellungen zustande. Meist will man dabei „namhafte KünstlerInnen“ in die südbadische Provinz tragen, einige prominente Beispiele aus langer Liste des Geleisteten: Otmar Alt, Werner Berges, Arturo Santana Ganem, Erich Hauser, Angelika Huber, Hans-Günther van Look, Natascha Mann, Charles Morgan, Luc Simon, Hans Silvester, Erich Smodics, Peter Staechelin. Daneben gibt es aber durchaus den zweiten Strang mit stärker regionaler Komponente: ein Projekt zum Thema Urban-Art (2012), die Künstler des Weiler Kesselhauses (2013) oder die Studierendenklasse von Ben Hübsch an der damaligen Freiburger Hochschule für Hochschule für Kunst, Design und Populäre Musik (2017). Der ‚Mix‘ bestimmt also das Konzept – zwischenzeitlich sogar (2008/9) mit außereuropäischen Künstlern. Insgesamt jedoch soll es nicht allzu experimentell werden, das würde das Publikum im Wiesental womöglich weniger schätzen, so die Vermutung des Vorsitzenden.
Zum Portfolio zählen außerdem: künstlerische Jahresgaben, Kunstreisen – und seit zwei Jahren die unter dem Label dreiartig.com gefasste Kooperation mit den benachbarten Kunstvereinen in Lörrach und Weil. Der Wunsch am Ende ist typisch: die Hoffnung auf Verjüngung der Mitgliederschaft und des Publikums. Good luck!

Info: Kunstverein Schopfheim e. V.,
www.kunstverein-schopfheim.de
Johannes Kehm (1. Vors.)
Postfach 1240, 79650 Schopfheim,
Tel.: 07622-7350
Email: kunstvereinschopfheim@gmx.de
Beitrag: 55 € für Einzelpersonen / 70 € für Familien und Paare.
Ausstellungsorte:
Städtisches Museum, Wallstraße 10 /
Kulturfabrik, Johann-Karl-Grether-Str. 2.