Andersens Märchen „Die kleine Meerjungfrau“ im Theater Freiburg
Eine Geschichte mit Öko- und Friedensbotschaft – für alle ab fünf Jahren
Fremde Welten passen nicht zusammen, wer dieses Gesetz bricht wird Unglück ernten – so die Botschaft von Hans Christian Andersens Kunstmärchen „Die kleine Meerjungfrau“. Wie positiv, fröhlich und farbenfroh ist dagegen Michael Schachermaiers Adaption, die jetzt unter seiner Regie im Großen Haus als zauberhaftes Unterwasserabenteuer Premiere feierte.
Erst stehen auf der Bühne (Karl Fehringer, Judith Leikauf) nur einige rollbare Elemente aus türkisgrünen Schiffsplanken, dazu Eimer, Gummistiefel und Angeln. Mit einem blinkenden Leuchtturm auf seiner Matrosenmütze sitzt Multi-Instrumentalist Robert Pachaly am umbauten Synthesizer und tönt stimmungsvoll eine steife Brise samt Meeresrauschen ins Mikrofon.
Dann geht eine unscheinbare Tür im Hintergrund auf, leuchtend blaues Licht ergießt sich über den schwarzen Boden und mit ihm eine Truppe lustiger Schwimmerinnen und Schwimmer, die in altertümlichen Badeanzügen durch den in Wasserprojektionen getauchten Raum paddeln und schnorcheln – Ein traumhafter Einstieg in eine exotische Welt, von einer poetischen Geigenmelodie begleitet (Komposition: Parviz Mir-Ali).
Leider hat Küchenjunge Pip (Markus Feustel) diese Szene wirklich geträumt, stattdessen muss er nun mit zwei Typen mit derbem Clowns-Humor stinkende Fische fangen, dabei will er endlich frei sein. Das Meer findet er nur kalt, dunkel, nass und gruselig. Von wegen! Bunte Fischschwärme flimmern zwischen Korallenriffen über den Gaze-Prospekt, eine Qualle schwebt durch die Luft und ein seltsames Wesen in einem Stachel bespickten Riesenlampion kräht aufgeregt „Zinpressin!“.
Fantastisch wie all die raffinierten, funkelnden Kostüme ist auch diese Kreation von Alexander Djurkov Hotter, dazu gibt Marieke Kregel einen sehr lustigen Kugelfisch Puff mit dicker Brille: Ständig verbuchselt sie alle Wechstaben, bläst sich hysterisch auf und flattert mit den kurzen Flossen. Zusammen mit dem Krebs Carlos (Lou Elias Bihler) versucht sie die kleine Meerjungfrau zu hüten, schließlich ist der Meerkönig (Victor Calero) der weltgrößte Alleinerzieher, der seinen sieben Töchtern vom Seepferdchen-Reiten bis zum Robben Hip Hop alles bietet, von der Abenteuerlust seiner Jüngsten aber völlig überfordert ist.
Neugierig, mutig und offenherzig ist diese Mara, dazu hat sie jede Menge Flundern im Kopf: Unbedingt will sie zu den Beinzweiern nach oben, auch wenn über die furchtbare Geschichten kursieren. Nicht alle sind böse, da ist sich Mara sicher, auch wenn diese Menschen das Meer verschmutzen und aus Gier töten. Wie sie auf ihrer verbotenen Odyssee Pip fast ins Netz geht, in ihm einen Seelenfreund findet, von ihrer verstoßenen Hexentante am Meeresgrund die magische Funkelblume bekommt und dann mithilfe des Orakels von Delfin Pip vor einer schrecklichen Verwandlung rettet – das ist eine sehr spannende Geschichte mit Öko- und Friedensbotschaft.
Erzählt wird sie nicht nur mit viel Liebe zum verspielten Detail, sondern auch mit Situationskomik und Sprachwitz, fulminante Schauspielerei und sehr schönen Songs: Victor Calero als Meerhexe trällert mit leuchtender Perücke in Diven-Manier das jazzige Lied von der Seelenklempnerei, es gibt Ohrwürmer wie „Ich will frei sein“ und „Zwei Seelenfreunde“. Und auch Choreograph Graham Smith hat wahre Wunder vollbracht, so fischig und flossig gleiten die Spieler hier über die Bühne.
Was: Kinderstück „Die kleine Meerjungfrau“
Wann: bis 10. Januar 2019
Wo: Theater Freiburg, Großes Haus, Bertoldstr. 46, 79098 Freiburg
Web: www.theater.freiburg.de
Bildquellen
- kultur_joker_theater_freiburg_kleine_meerjungfrau_lara_hauke_markus_feustel_rainer_muranyi-: Rainer Muranyi