Kunst

Revolutionäre Kunst: Das Museum Frieder Burda zeigt die neue Schau „Impressionismus in Deutschland. Max Liebermann und seine Zeit“

Ein sprühendes Feuerwerk aus Farben und Lebensfreude, so lässt sich die große Ausstellung „Impressionismus in Deutschland. Max Liebermann und

Revolutionäre Kunst: Das Museum Frieder Burda zeigt die neue Schau „Impressionismus in Deutschland. Max Liebermann und seine Zeit“

Ein sprühendes Feuerwerk aus Farben und Lebensfreude, so lässt sich die große Ausstellung „Impressionismus in Deutschland. Max Liebermann und seine Zeit“ im Museum Frieder Burda in Baden-Baden zusammenfassen. Vermutlich ist es kein Zufall, dass sich der freie Pinselstrich der Impressionisten in Deutschland gerade nach dem gewonnenen Krieg gegen Frankreich und dem darauf­folgenden wirtschaftlichen Aufschwung Bahn brach. Denn auch die Motive waren neu und anders, statt großer Helden aus der fernen oder näheren Vergangenheit geht es den Impressionisten um den Alltag der normalen Menschen.
Jahrelang hat Daniel Zamani, Künstlerischer Direktor des Frieder Burda Museums, die umfassende Schau in Zusammenarbeit mit dem Museum Barberini in Potsdam vorbereitet und 64 internationale Leihgeber überzeugt, ihre Schätze nach Baden-Baden zu schicken. 108 Meisterwerke zeigen den Siegeszug des Impressionismus zwischen 1880 und 1920. Man sieht vereint, was sonst geografisch weit entfernt voneinander ist, zum Beispiel die Trias der Don Giovanni-Gemälde von Max Slevogt. Um genau zu sein, malte der musikbegeisterte Slevogt den damals berühmtesten Sängerdarsteller des Don Giovanni, den portugiesischen Bariton Francisco d’Andrade. Es sind keine gewöhnlichen Porträts, Slevogt fing den dramatischen Moment ein. „Der weiße d’Andrade“, wie er im Champagnerlied den eigenen Hedonismus feiert. „Der rote d’Andrade“, die Farbbezeichnung folgt der Farbe des Kostüms, die sich von Akt zu Akt änderte, zeigt Don Giovanni in dem Moment, in dem er den Degen zieht. Und „Der schwarze d’Andrade“ stellt den Moment dar, in dem der skrupellose Titelheld von Mozarts Oper die Hand des steinernen Gastes ergreift, in dem Wissen, dass er sterben wird. Das dramatische Theatererlebnis als Lieblingssujet deutscher Impressionisten.

Max Liebermann: „Simson und Delila“, 1902, Öl auf Holz, Städel Museum, Frankfurt am Main, Foto: Städel Museum, Frankfurt am Main


Die weiteren sieben Themenbereiche der Ausstellung folgen dem, was impressionistische Künstler spannend fanden. Alltagsszenen zum Beispiel, wie Märkte. Oder Abbildungen des dank der Gaslaternen aufblühenden Nachtlebens. Am liebsten waren die Impressionisten draußen in der Natur. Wie Max Liebermann und Lovis Corinth liebte Slevogt die Freilichtmalerei. Im Mezzanin und im Obergeschoss kann man eintauchen in die Sommerfrische der Familie Slevogt in der Pfalz. Und man kann sozusagen durch Max Liebermanns berühmten Garten am Wannsee spazieren. Ähnlich wie Claude Monet verwendete auch Liebermann gern den eigenen Garten als Motiv, tupfte großzügig leuchtende Blüten über üppiges Grün in lichtdurchfluteten Bildern.
Die Zielgruppe der deutschen Impressionisten, das wohlhabende Bürgertum, spiegelte sich gern in den Gemälden. Die Freizeitgestaltung mit Ausflügen in Biergärten und Gartenlokale am Fluss, Ausritte, Urlaub am Meer. Und natürlich das eigene, gepflegte Heim. Lovis Corinth malte seine Frau, lesend zwischen Zimmerpflanzen und Aquarium. Kinder wurden auf vielfältige Weise in den Blick genommen. Fritz von Uhde malte mehrfach die eigenen drei Töchter im Lauf ihrer Entwicklung, von der Kinderstube mit Kindermädchen über wissbegierige Teenager bis zur Erreichung des Erziehungsziels, drei elegante junge Damen. Auf einfühlsame Kinderporträts spezialisierten sich einige Malerinnen wie Sabine Lepsius und Dora Hitz. Es ist die Generation künftiger Erbinnen, angetan mit luftigen weißen Kleidchen und glänzend gebürsteten Haaren, den Blick direkt aus dem Bild auf den Betrachter gerichtet.
Die Freude an natürlichem Licht, an schwungvoller Pinselführung, der ganze neue Stil des Malens kam aus Frankreich. In der Ausstellung werden die engen Verbindungen nach Frankreich deutlich. Ein Aufenthalt in Paris, für Monate oder Jahre, gehörte für deutsche Impressionisten dazu. Außerdem hatten sie zuerst in Frankreich Erfolg, Max Liebermann war sogar Mitglied der französischen Ehrenlegion, während der deutsche Kaiser lange nichts vom Impressionismus wissen wollte. Ihm war die künstlerische Avantgarde, die auch noch eine Secession gründeten, suspekt. Im Museum Frieder Burda wird einem erst bewusst, wie revolutionär die impressionistischen Künstlerinnen und Künstler zu ihrer Zeit waren.

Impressionismus in Deutschland. Max Liebermann und seine Zeit. Museum Frieder Burda, Lichtentaler Allee 8b, Baden-Baden, Di-So 10-18 Uhr. Bis 08.02.26


Bild: Lovis Corinth: „Dame am Goldfischbassin“, 1911, Öl auf Leinwand, Belvedere, Wien, Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

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Nike Luber