Interview Kunst

Kunst braucht Orte, die nicht vorgebend sind: Im Gespräch mit Frank-Toni Pyko, Galerie KARLA tempo Freiburg

Im Juni diesen Jahres verwandelte sich die Karlsbau Passage in Freiburg erstmals in den Schauplatz einer Kunstausstellung. Unter dem

Kunst braucht Orte, die nicht vorgebend sind: Im Gespräch mit Frank-Toni Pyko, Galerie KARLA tempo Freiburg

Im Juni diesen Jahres verwandelte sich die Karlsbau Passage in Freiburg erstmals in den Schauplatz einer Kunstausstellung. Unter dem Titel „Ich sehe Kunst UND“ initiierte Künstler, Konzeptioner und Organisator Frank-Toni Pyko ein lebendiges, interaktives Kunstformat. Diese Idee darf nun weiterleben: Noch bis Mitte kommenden Jahres steht die Galerie KARLA tempo Künstler:innen zur Verfügung. Hier darf sich die Kunst frei zeigen – kuratiert von und mit den Kunstschaffenden selbst. Mit Frank-Toni Pyko sprach Elisabeth Jockers.

Frank-Toni Pyko von der Galerie KARLA tempo Fotos: privat

Kultur Joker: Was war deine tiefere Motivation, dieses partizipative wie außergewöhnliche Konzept für die Galerie KARLA tempo zu entwerfen? Und was erhoffst du dir für eine Dynamik?

Pyko: Am Anfang stand eine ganz persönliche Frage: wie stelle ich meine eigene Kunst aus? Ich habe einen Raum gesucht, in dem ich meine Kunst so darstellen kann, wie ich sie zeigen möchte. Diesen Raum im Karlsbau dann zu mieten, war für mich eine Geste: Ich werde sichtbar, ich handle, ich bestimme den Rahmen selbst. Und genau das ist im Grunde genommen die Essenz dieses Projektes: gelebte Autonomie.

Aus diesem persönlichen Akt ist durch weitere Begegnungen dann etwas Größeres entstanden: ein Ort, an dem auch andere sichtbar werden können. Bis zum Frühjahr 2026 gibt es für Künstler:innen, oder andere Akteure der Stadt, einen attraktiven Raum, den sie selbst bespielen können.

Kultur Joker: Und letztendlich die Kunst für die Menschen zu öffnen?

Pyko: Ja, genau. Und das ist auch das Besondere dieses Raumes. Er liegt mitten in der Stadt, in einer sehr geschäftigen Shopping-Welt. Und gleichzeitig lädt er ein, innezuhalten, sich mit etwas Neuem zu beschäftigen, vielleicht irritiert zu sein, aber auf jeden Fall etwas Eigenes entdecken zu können. Ich sehe im KARLA tempo einen Ort, wo sich Kunst und Leben begegnen dürfen – ganz ohne Schwelle.

Kultur Joker: Wie schaffst du es, diese Ruhe und die urbanen Impulse in das Galerienkonzept mit einfließen zu lassen?

Pyko: Zuerst mal strahlt der Raum für sich Offenheit und Ruhe aus – Glas, Holz, Fliesen, Beleuchtung tragen dazu bei und machen ihn zu einer Bühne. Ansonsten verstehe ich mich mehr als Raumgeber, weniger als Galerist. Ich bespiele ich den Raum frei nach einem ganz persönlichen Resonanzprinzip. Was spricht mich an, wer begegnet mir, was ist stimmig?

Wenn ich den Künstler:innen diesen Raum übergebe, passiert auch bei den Kunstschaffenden etwas. Sie haben ein Thema und sie haben ihre Kunstwerke und daraus entsteht ein eigener Klang. Und die ausgestellte Kunst lädt per se ein innezuhalten, zu schauen, mit sich zu sein. Diese Einladung in eine ganz andere Welt einzutauchen, ist für unsere Zeit eine wertvolle Bereicherung.

Kultur Joker: So können auch spontane Impulse entstehen, die in der Kunstwelt durch starre Strukturen hinten abfallen.

Pyko: Ja, genau. Kunst braucht Orte, die nicht vorgebend sind. Wo Künstler:innen nach ihren eigenen Vorstellungen kuratieren können. Dadurch, dass die Kunstschaffenden auch vor Ort sind, entsteht ein weiterer Raum zum Dialog mit dem Publikum. Ich freue mich besonders, wenn Interessierte aus verschiedensten Sparten sich unter einem übergeordneten Thema zusammenfinden und daraus etwas Neues entsteht.
Heute ist KARLA tempo für mich ein Symbol: Wir können neue Räume schaffen – für uns selbst und für andere. Es braucht als erstes die Entscheidung, anzufangen.

Kultur Joker: Vielen Dank für das Gespräch!

Weitere Infos: www.KARLA-tempo.gallery

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Elisabeth Jockers