Ein Betriebssystem geht, der Elektroschrott bleibt: Das Windows-10-Ende bringt Millionen funktionierende Geräte an ihr künstliches Nutzungsende
Bis zu 240 Millionen funktionstüchtige Computer werden zu Elektroschrott. Das sagt eine aktuelle Analyse des Marktforschungsunternehmens Canalys. Denn im
Bis zu 240 Millionen funktionstüchtige Computer werden zu Elektroschrott. Das sagt eine aktuelle Analyse des Marktforschungsunternehmens Canalys. Denn im Oktober 2025 endet der offizielle Support für Windows 10. Was zunächst wie ein gewöhnlicher Schritt in der Produktpflege erscheint, könnte weitreichende Konsequenzen haben. Die Hintergründe sind technischer Natur, aber mit klaren gesellschaftlichen und ökologischen Folgen.
Betriebssysteme müssen angesichts zunehmender Cyberbedrohungen und technologischer Weiterentwicklungen regelmäßig aktualisiert werden. Deswegen wurde Windows 11 entwickelt, dass besser gegen Bedrohungen des Computers schützen soll. Doch mit dem neuen Betriebssystem wird der Support für Windows 10 vollständig eingestellt. Insbesondere die strengeren Hardwarevorgaben des neuen Systems schließen zahlreiche Prozessoren und Komponenten älterer Geräte bewusst aus. Nutzer:innen, deren Rechner das Upgrade nicht unterstützen, verlieren damit den Zugang zu sicherheitsrelevanten Updates. Diese Einstellung betrifft Millionen von Geräten, die technisch weiterhin voll einsatzfähig sind, jedoch nicht mit den Anforderungen von Windows 11 kompatibel. Umweltorganisationen und Verbraucherschützer sprechen von einem klassischen Fall geplanter Obsoleszenz, also der künstlichen Begrenzung der Lebensdauer von Produkten. Ob durch Verschleiß oder Software-Inkompatibilität, der Effekt ist derselbe. Funktionierende Geräte werden entwertet, neue müssen angeschafft werden. Nach Berechnungen von Canalys könnten durch die vorzeitige Ausmusterung bis zu 480.000 Tonnen zusätzlicher Elektroschrott entstehen. Eine enorme Belastung für Umwelt und Ressourcen, insbesondere in Zeiten globaler Rohstoffknappheit und der Klimakrise.
Die Auswirkungen dieser Entscheidung treffen außerdem vor allem jene, die ohnehin begrenzten Zugang zu aktueller Technik haben: Schulen, kleine Unternehmen, sozial benachteiligte Haushalte und viele Regionen im Globalen Süden. Die Abhängigkeit vom Betriebssystemhersteller wird hier besonders deutlich, ebenso wie das Spannungsfeld zwischen digitalem Fortschritt und sozialer Teilhabe. Fachleute und Umweltverbände fordern daher ein stärkeres politisches Eingreifen. Neben der Verlängerung des Windows-10-Supports stehen auch gesetzliche Regelungen zur Update-Kompatibilität auf der Agenda. Eine Orientierung bieten bereits bestehende EU-Richtlinien zum „Recht auf Reparatur“, die künftig auch auf Software ausgeweitet werden könnten.
Das Ende des Windows-10-Supports ist mehr als ein technisches Detail. Es steht exemplarisch für einen Umgang mit Ressourcen, der angesichts der Klimakrise zunehmend in die Kritik gerät. Wenn digitale Innovation mit Umweltbelastung und sozialer Ausgrenzung einhergeht, ist eine politische und gesellschaftliche Diskussion über nachhaltige Technologie dringend geboten. Die kommenden Monate dürften zeigen, ob der Schritt von Microsoft zu einer breiteren Debatte über Nachhaltigkeit im Technologiesektor führt oder ob Millionen funktionstüchtiger Computer schlicht zu Elektroschrott werden.
Bild: Millionen funktionstüchtige Computer werden zu Elektroschrott © Daniel Dan/pexels





