Kunst

Punktlandung: „Kunst im Dialog“ mit Juan Amador & Michael Stich in der Kunsthalle Messmer

Die Kunsthalle Messmer stellt derzeit die Werke von Juan Amador und Michael Stich in einen Dialog. Zwei Grenzgänger –

Punktlandung: „Kunst im Dialog“ mit Juan Amador & Michael Stich in der Kunsthalle Messmer

Die Kunsthalle Messmer stellt derzeit die Werke von Juan Amador und Michael Stich in einen Dialog. Zwei Grenzgänger – der eine ein ehemaliger Tennisprofi inklusive Wimbledon-Sieg, der andere ein Drei-Sterne-Koch.

Juan Amador Foto: Inge Prader

Der in Wien lebende Juan Amador zählt zu den renommiertesten Köchen unserer Zeit – seit 2020 malt er. Kunst darf manchmal auch einfach nur „schön“ sein, stellt er in einem Interview fest. Kunst bedeute Freiheit, Kochen Handwerk. Nun, wer vor den großformatigen Werken des Malers steht, entdeckt hier nicht nur einen Freigeist, sondern auch handwerkliches Können. Das Werk „Hypnotize“ (Öl auf Leinwand, 2024) wirkt anziehend – die Farben scheinen ineinander zu fließen. Tiefe Lila-, Rot- und Blautöne. Harsche Übergänge sucht man hier vergeblich, kein ungeschickt gesetzter Pinselstrich durchkreuzt die Harmonie. Die Oberfläche wirkt glatt, während die Farbe Strukturen zaubert („Just an Illusion – Part I“, Öl auf Leinwand, 2024) und Räumlichkeit kreiert. Amador malt in der Nacht. Über seinen Werken schwebt diese ursprüngliche Ruhe, die nur zu späten Stunden herrscht. Seine Farben erinnern an die letzten Strahlen der Sonne, die sich mit dem Blauschwarz des Nachthimmels vereinen. Die Serie „Lovesong“ (Öl auf Leinwand, 2025) spielt mit dem Blick des Betrachtenden. Das Zusammenspiel tiefer Rottöne und clever eingearbeiteter Highlights. Rotwein, der auf einem weißen Tischtuch verläuft, die sanften Melodien eines alten Liebesliedes, gemeinsames Lachen. Allein die farblichen Nuancen und punktuellen Strukturen laden in eine Traumwelt ein – die eigene oder die Amadors? Wer weiß.

Juan Amador: „Hypnotize“, 2024, Öl auf Leinwand“ © Juan Amador

Dieses tiefe Verständnis für natürliche (Farb)Harmonien und Materialität, sinnlich und kreativ, schlägt eine Brücke zwischen der Kunst des Kochens und der Kunst der Malerei. Ölfarbe ist hier die richtige Wahl. Ob auf Leinwand oder Holz, er beherrscht sein Material, seine Zutaten, und lässt aus ihnen farbintensive Kreationen entstehen. Die Limitierung Amadors auf zumeist drei bis maximal vier Farben verleiht eine überraschende Intensität. Die Serie „Waves I“ (Öl auf Holz, 2022) sticht zunächst durch ihre Einfarbigkeit heraus. Tiefe Blautöne – nur bei genauem Hinsehen taucht der Schimmer von Regenbogenfarben auf der Oberfläche der Wellen auf. So, wie es nur die Sonne vermag, wenn sie auf die Oberfläche des Wassers trifft. Die Wellen sind nur angedeutet und fangen dennoch die Tiefe des Meeres ein.

Michael Stich: „Lightning Series No 8“, 2023, Acryl auf Chinapapier“ © Michael Stich

Mit dem zweiten Teil der Ausstellung gelingt es der Kunsthalle Messmer, neue Perspektiven auf Materialität zu werfen. Michael Stich, ehemaliger Tennisprofi, zeigt in der Kunsthalle u. a. seine Werkserien auf Chinapapier. Mit Acryl zeichnet er auf diesem besonders dünnen und empfindlichen Werkstoff. Im Gegensatz zu Juan Amador verfolgt Michael Stich klare Formen. Seine Werke werden durchzogen von scharfen Linien und Verzweigungen. Die kontrastreiche Farbwahl bildet einen Gegenpol zum ersten Teil der Ausstellung, wirkt härter und spielt zugleich mit der Materialität des hauchdünnen Chinapapiers. Wie ein roter Faden zieht sich die Farbe Schwarz durch die Werkserien. Mal zurückgenommen und nur akzentuell gesetzt, dann wie ein Ölteppich, durchzogen von Adern und stark kontrastiert zum angrenzenden Weiß („Lightning Series No. 3“, 2023). Keine Gegensätze, sondern einander suchende Ungleichheiten. Ein paar Schritte weiter und man entdeckt ein Highlight dieser Ausstellung. „Couture“ (Acryl, Lack auf Chinapapier auf Leinwand, 2023) sollte man auf keinen Fall verpassen. Wie lebende Materie zieht sich das schwarz eingefärbte Chinapapier über die Leinwand. Wirft Falten, scheint sich über dem starren Untergrund zu winden. Eine Punktlandung.

Kunst im Dialog. Juan Amador & Michael Stich. Kunsthalle Messmer, Großherzog-Leopold-Platz 1, Riegel. Bis 12.10.25

Beitragsbild: Michael Stich Copyright: Egbert Haneke

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Elisabeth Jockers