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Unterwegs im Südwesten Frankreichs: Das UNESCO-Weltkulturerbe Albi und das Musée Toulouse-Lautrec

Eine Reise wert ist das Städtchen Albi im Südwesten Frankreichs, umgeben vom Fluss Tarn und der imposanten Bogenbrücke Le

Unterwegs im Südwesten Frankreichs: Das UNESCO-Weltkulturerbe Albi und das Musée Toulouse-Lautrec

Eine Reise wert ist das Städtchen Albi im Südwesten Frankreichs, umgeben vom Fluss Tarn und der imposanten Bogenbrücke Le Pont Vieux von 1040. Im 11. Jahrhundert rebellierten hier die Albigenser, eine religiös-soziale und politische Protestbewegung der Katharer; ab Ende des 12. Jahrhunderts ging die Amtskirche gegen sie vor, der Albigenser-Kreuzzug (1209-1229) und Inquisitionstribunale folgten. Heute beeindruckt hier die historische Substanz eines architektonischen Ensembles.
Unübersehbar die Cathédrale Sainte-Cécile d’Albi, eine der höchsten Backsteinkirchen der Welt. Die römisch-katholische Kathedrale hatte seit dem 4. Jahrhundert einige Anfänge, im 13. Jahrhundert begann der heutige Bau im Stil der südfranzösischen Gotik (Gothique méridional), abgeschlossen im Jahr 1492. Bis zu sechs Metern dick sind die Mauern, sie erzeugen den Eindruck einer wehrhaften Festung. Der Innenraum ist hingegen fein ausgestaltet. Von italienischen Künstlern der Frührenaissance stammen die Gewölbe-Fresken inmitten eines filigranen Strebewerks aus den Trennwänden der Kapellen, die das Kirchenschiff umgeben; an der Westwand hat ein unbekannter franko-flämischer Maler das Jüngste Gericht dargestellt. Bemerkenswert sind zudem eine Schatzkammer (Le Trésor) mit Reliquien, Kultobjekten und Büchern sowie die Barockorgel aus dem 18. Jahrhundert.

Das Musée Toulouse-Lautrec
Gleich nebenan befindet sich im Palais de la Berbie das Museum Toulouse-Lautrec, es beherbergt rund tausend Werke des berühmten Sohns der Stadt. Der Palais war früher Bischofssitz und zeichnet sich wie die Kathedrale durch mächtige Mauern und raffinierte Kreuzrippengewölbesäle aus. Hier lässt sich das Werk von Henri de Toulouse-Lautrec kennenlernen, präsentiert über zwei Stockwerke. Zunächst beeindrucken die frühen Gemälde von Zeitgenossen, Eltern, Freunden, Handwerkern. Sodann weisen Lithografien sowie Plakate, beeinflusst von Art nouveau und japanischem Holzschnitt, auf die Belle Époque in Paris. Im Berbie-Palast unterrichten einige Säle auch über die Historie ehemaliger Bewohner; und eine Terrasse bietet Panoramablicke auf malerische Gärten und einen mäandernden Fluss.
Einem weiteren Sohn der Stadt ist ein Museum gewidmet, nämlich Jean-François de La Pérouse (1741-1788), Seefahrer, Weltumsegler und Geograf im Zeitalter der Aufklärung. Von 1772 bis 1776 war er im Auftrag des französischen Gouverneurs im Indischen Ozean unterwegs und nahm für Frankreich am Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg teil. Mit 225 Seeleuten, Forschern und Künstlern startete er 1785 in Brest und leistete mit seiner Reise wertvolle Arbeit in puncto Kartographie. Das Centre universitaire d’Albi ehrt des Weiteren den Sprachwissenschaftler Jean-François-Champollion, geboren im nahe gelegenen Städtchen Figeac (1790-1832): er legte 1824 mit dem Entziffern der Hieroglypheninschrift auf dem Rosetta-Stein die Grundlagen für die Erforschung Ägyptens.
Inmitten des Städtchens erinnert eine Gedenktafel auch an den Troubadour AZEMAR aus dem XIII. Jahrhundert. Eine Besonderheit ist zudem der über tausend Jahre alte Gebäude-Komplex Collégiale et Cloître St. Salvi, ein Ensemble aus Kollegialkirche, Kloster, Innenhöfen und Passagen, das sich zwischen romanischen Formen und gotischen Elementen bewegt. Hochbetagte Bauwerke begründen den Wert von Albi in der UNESCO-Liste des Welt- und Kulturerbes; aber auch die Moderne ist willkommen, etwa durch das Grand Théâtre des Cordeliers, entworfen von Architekt Dominique Perrault. Beim Spazieren im Ort streift der Blick immer wieder den Fluss Tarn, der sich aus den Cevennen kommend durch felsige Schluchten hierher seinen Weg gebahnt hat.

 

Bildnachweis: Albi. Vue deux ponts et cathédrale © Ville d‘Albi 2025 

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Cornelia Frenkel

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