Kunst Stadtleben

Von Vorfahren und Nachfolgern: In der Meckelhalle der Sparkasse ist eine Ausstellung über lebendige Erinnerungskultur zu sehen

Wenn Geschichte in Gesichtern sichtbar wird, entstehen oft Momente unerwarteter Nähe. Die neue Ausstellung „Von Vorfahren und Nachfolgern“, die

Von Vorfahren und Nachfolgern: In der Meckelhalle der Sparkasse ist eine Ausstellung über lebendige Erinnerungskultur zu sehen

Wenn Geschichte in Gesichtern sichtbar wird, entstehen oft Momente unerwarteter Nähe. Die neue Ausstellung „Von Vorfahren und Nachfolgern“, die vom 27. November bis 30. Dezember in der Meckelhalle des Sparkassen-FinanzZentrum Freiburg zu sehen ist, widmet sich genau dieser Nähe. Sie zeigt die Verbindung zwischen den Menschen, die Freiburg einst prägten, und jenen, die heute ihre Linien weiterführen, sei es familiär oder institutionell. Anlass ist das 25-jährige Bestehen der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Alten Friedhofs Freiburg im Breisgau e. V., die sich seit einem Vierteljahrhundert der Bewahrung eines der bedeutendsten historischen Orte der Stadt widmet. Die Ausstellung ist bei freiem Eintritt Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr geöffnet.

Der Alte Friedhof, 1683 angelegt und bis 1872 die zentrale Begräbnisstätte Freiburgs, ist ein Ort vieler Gesichter und Geschichten. Er ist Denkmal, Parkanlage, Erinnerungsarchiv und zugleich ein Spiegel der städtischen Entwicklung. Zwischen barocken Grabplatten, Epitaphien, kunstvoll verzierten Sandsteinmonumenten und verwitterten Familiengrüften eröffnet sich eine Zeitreise durch fast zwei Jahrhunderte Freiburger Stadtgeschichte. Viele der dort bestatteten Menschen waren Vertreter einflussreicher Familien, bürgerliche Akteure, Geistliche, Kunsthandwerker oder Wissenschaftler. Und erstaunlich viele ihrer Nachfahren leben noch heute in Freiburg.

Der Freiburger Fotograf Klaus Polkowski hat sich dieser Verbindung mit seiner Kamera angenähert. Seine Portraits zeigen Nachfahren vor den Grabmälern ihrer Vorfahren. Polkowski gelingt es, die Gesichter und die Steine miteinander sprechen zu lassen und Bilder zu schaffen, die zwischen dokumentarischer Genauigkeit und leiser Emotionalität oszillieren. Entstanden sind eindrucksvolle, fast dialogische Motive, die zur Frage einladen, wie Erinnerung in einer Stadt fortgeschrieben wird und wie Familiengeschichten die urbane Identität prägen.

Die Ausstellung erweitert diesen genealogischen Blick jedoch um eine zweite Perspektive, der institutionellen Nachfolge. Denn nicht nur Menschen, auch Organisationen und Einrichtungen können Erben historischer Figuren sein. Ein prominentes Beispiel ist die Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau, die 2026 ihr 200-jähriges Jubiläum feiert und deren Gründungslinie auf den Stifter Heinrich Sautier zurückgeführt wird. Sein Grabmal befindet sich auf dem Alten Friedhof und Polkowski stellt diesem historischen Fundament die heutige Institution gegenüber. In der Ausstellung treten so nicht nur persönliche Nachfahren auf, sondern auch Vertreter von Institutionen, die sich als Bewahrer oder Weiterentwickler historischer Impulse verstehen. Der Begriff „Nachfolger“ wird dadurch sichtbar erweitert, er meint nicht nur Blutsverwandtschaft, sondern auch gesellschaftliche Verbundenheit.

Ergänzt werden die Fotografien durch Impressionen von Dr. Gerhard Krieger, Vorstandsmitglied des Fördervereins Alter Friedhof. Krieger rückt mit seiner Arbeit die kulturhistorische Dimension des Geländes in den Mittelpunkt und zeigt die Bedeutung des Friedhofs als frühes Beispiel öffentlicher Erinnerungskultur. Krieger führt zudem am 28. November, 11 Uhr durch die Ausstellung.

„Von Vorfahren und Nachfolgern“ ist letztlich eine Einladung, die Geschichte Freiburgs nicht als abgeschlossenes Kapitel zu betrachten, sondern als fortlaufenden Prozess. Wer die Ausstellung besucht, begegnet Menschen, deren Familien seit Generationen in dieser Stadt verwurzelt sind, und Institutionen, die aus historischen Stiftungen entstanden sind.

Weitere Infos: sparkasse-freiburg.de

Bild Copyright: Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau

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