Kinderbuchtipps: Respekt und Toleranz? Fängt mit Neugierde und Interesse an!
Zweiundfünfzig ganz unterschiedliche Menschen, vom Baby bis zum Greis, von dünn bis dick, mit Kopftuch, Dreadlocks oder Rollstuhl, dazwischen
Zweiundfünfzig ganz unterschiedliche Menschen, vom Baby bis zum Greis, von dünn bis dick, mit Kopftuch, Dreadlocks oder Rollstuhl, dazwischen Eichhörnchen, Schmetterling, Roboter und Vampir: In ihrem fantastischen Wimmel- und Suchebuch „Kennen wir uns? Unsere geheimen Gemeinsamkeiten“ sortiert Franziska Ludwig diese kunterbunte Truppe nach einundvierzig Kriterien immer wieder neu. „Alle, die etwas Besonderes im Gesicht haben“ steht da: Es gibt Damenbart, falsche Wimpern, Hörgerät, Leberfleck oder Kontaktlinsen zu entdecken. Wer hat eine Narbe und woher? Wer hat zu viel oder zu wenig von etwas? Wer Allergien, Sammelleidenschaften, Verliebtheiten, Ängste und Sehnsüchte? – So wachsen nach und nach Biografien, Verbindungen und überraschende Mini-Geschichten, die den Figuren Tiefe und Dreidimensionalität verleihen: Wer hätte gedacht, dass Gero obdachlos ist, Vanessa auf eine Spender-Niere wartet, Rubina und Ari vor dem Krieg geflohen sind, genauso wie Winfried damals mit seiner Mama aus Schlesien?
Rote Tafelberge, Holzhäuser und ein Saloon im staubigen Nirgendwo – Willkommen in Dusty Hill! Ein beschauliches Westernstädtchen als opulente Breitband-Bilderbuchkulisse, bevölkert von jeder Menge ulkiger Tiere: Ob Mäuse, Füchse, Dachse, Schweine oder Eulen – alle echtes Cowboy-Volk. Dann kommen sie: Fünf komische Vögel, die im Saloon einen Teller Wasser bestellen und sich total seltsam verhalten: Warum haben sie Panik vor Bill (Schlange) und Rob (Geier)? Nehmen verbotenerweise ein Staubbad und spannen dann noch ein Seil über die halbe Stadt? Seite für Seite befremdliches Verhalten! Misstrauisch werden die Fremden beäugt, während da eigentlich nur fünf harmlos-niedliche Piepmätze ihr Ding machen… „Am Abend flogen sie wieder weg. Ohne sich zu verabschieden… Solche Typen verabschieden sich nie.“, so das Ende von „Fünf Fremde in Dusty Hill“- Wen wundert´s bei dem Empfang?–- Eine sehr witzige Fabel über Vorurteile, Erwartungshaltungen und Missverständnisse.
Unter- und Oberwelt, Dunkel und Licht, lärmendes Großstadtgewimmel und zauberhaft flirrig-schillernd-buntes Wiesengeflatter – könnte unterschiedlicher nicht sein. Und so hassen und fürchten sich die Bewohner*innen im grandios illustrierten Comic „Rolf und Rose“ seit Insektengedenken. Deswegen plant Asseljunge Rolf an seinem großen Tag den ultimativen Coup, um seinen Unterwelt-Boss-Papa zu beeindrucken: Er wird an der Oberwelt die Phiole mit den Schmetterlings-Farben klauen! Dort feiert auch Prinzessin Rose ihre Initiation: Sie muss diese Phiole bewachen, allein, eine ganze Nacht lang. Wie Martin Baltscheit die beiden Königskinder auf einander treffen lässt, ist so witzig wie berührend. Am Ende sind sie Freunde – trotzdem stiehlt Rolf die Phiole. Und jetzt? Das bleibt offen – als Cliffhanger mit viel Hoffnung und Denkstoff, schließlich gibt’s irgendwann Band 2…
- Franziska Ludwig: Kennen wir uns? Unsere geheimen Gemeinsamkeiten. Klett Kinderbuch, 2025. Ab 4
- Daniel Fehr, Barbara Scholz: Fünf Fremde in Dusty Hill. Thienemann Verlag, 2025. Ab 5
Martin Baltscheit, Max Fiedler: – Rolf und Rose. Der Dieb der Farben. Band 1. Beltz &Gelberg, 2025. Ab 7
Ein Kinderkrimi
Von 1985 bis 2011 leitete Jochen Ludwig das Freiburger Museum für Neue Kunst, heute hat er sieben Enkelkinder und lebt in Titisee-Neustadt. Sein erster Kinderkrimi ist ein spannendes Abenteuer mit viel italienischem Flair – und natürlich geht’s dabei auch um Kunst!
Sommerferien – und Motze, Kobi und Dodo reisen mit ihren Eltern an die ligurische Riviera Italien. Im Zug lernen sie Bekki kennen, deren Tante ausgerechnet das kleine Hotel leitet, in das sich die Familie einquartiert hat. Im Flußbett nebenan arbeitet Maurizo Rossi in seinem Skulpturengarten, seine Kunstwerke werden hoch gehandelt. Schon in der nächsten Nacht gibt es einen Einbruch: Die Fischermadonna – gestohlen. Spuren – keine, bis auf ein mit roter Farbe gesprühtes „Salve“. Die Kinder schnüffeln los: Wer war der seltsame Hast in der Villa Meraviglia? Warum flog eine Drohne über Rossis Werkstatt? Steckt wirklich die berüchtigte Salve-Bande hinter dem Kunstraub? Die Spuren führen von Albertos Bar über Enricos Elektroparadies zu einem leerstehenden Haus in der Altstadt. Jetzt braucht es einen genialen Plan…
- Jochen Ludwig: Motze, Kobi und Dodo und die Madonna vom Rio Sasso. Agenda Verlag, Münster 2025. Ab 8
Bild: Foto: Yaroslav Shuraev/pexels





