Vielfalt sichtbar machen, Dialog ermöglichen: Die Interkulturellen Wochen in Freiburg machen im September gesellschaftliche Vielfalt erfahrbar
Vom 19. September bis zum 12. Oktober finden in Freiburg die Interkulturellen Wochen (IKW) statt, ein Festival der kulturellen
Vom 19. September bis zum 12. Oktober finden in Freiburg die Interkulturellen Wochen (IKW) statt, ein Festival der kulturellen Vielfalt und des Austauschs. In einer Zeit, in der Polarisierung, Ausgrenzung und Rassismus weltweit zunehmen, setzen die IKW ein bewusstes Zeichen für eine offene, respektvolle und demokratische Gesellschaft. Unter dem Motto „Dafür“ werden innerhalb von drei Wochen 55 Programmpunkte für ethnische, kulturelle und religiöse Vielfalt zu erleben sein, die mit facettenreichen Methoden Menschlichkeit und Menschenrechte vermitteln.
Den Auftakt am 19. September, 18 Uhr, im Vorderhaus bildet ein artistischer Abend mit PAKT e.V., dem neuen Migrantinnenbeirat, kulinarischen Angeboten und Musik des Freiburger World Music Projects. Am darauffolgenden Tag, dem 20. September, findet um 11 Uhr ein Tanzworkshop unter dem Titel „Shake the Silence“ statt. Die Choreograf:innen Julia Klockow und Zina Vaessen möchten in diesem Workshop zeigen, wie tänzerischer Ausdruck als Mittel für den gesellschaftlichen Frieden verstanden werden kann. Teilnehmer:innen sind eingeladen durch experimentelle Bewegung auf aktuelle Spannungen und Konflikte zu reagieren.
Ein besonderer Höhepunkt folgt mit dem Konzert von Aeham Ahmad, dass anlässlich des Internationalen Tags des Friedens am 21. September, 19 Uhr in der Kirche St. Martin veranstaltet wird. Als „Pianist in den Trümmern“ wurde Ahmad durch seine Auftritte im syrischen Lager Yarmouk bekannt, wo er unter Lebensgefahr auf einem Klavier musizierte. Seine Musik wurde zum Symbol des Widerstands gegen Krieg, zum Ausdruck tiefer Menschlichkeit und Hoffnung. Heute lebt Ahmad in Deutschland und nutzt seine Kunst, um von Flucht, Heimatlosigkeit, aber auch von Mut und Neuanfang zu erzählen. Das Konzert in Freiburg wird durch das Zusammenspiel von Musik und Literatur besonders eindrücklich. Neben Ahmad am Klavier tritt der Trompeter John Sahutske auf. Begleitet werden die musikalischen Passagen durch Lesungen von Michaela Fohmann, die Texte aus Ahmads drei Büchern vorträgt. Diese erzählen eindringlich von seinem Leben in Syrien, von der Flucht nach Europa, den Erfahrungen im Exil und seinem Weg als Musiker in Deutschland. Musik und Sprache schaffen eine emotionale Atmosphäre, die Krieg und Vertreibung greifbar macht und Raum für Verstehen und Mitgefühl eröffnet. Aeham Ahmad steht exemplarisch für das Anliegen der Interkulturellen Wochen: mit künstlerischen Mitteln Brücken bauen, zwischen Erfahrungen, Kulturen und Lebenswelten. Seine Auftritte zeigen, wie Musik als universelle Sprache Verständnis fördern kann, wo politische oder sprachliche Gräben existieren. Der Eintritt ist frei.
Am Nachmittag des 21. September lädt PAKT e.V. zu einem Familienprogramm ins Kommunale Kino Freiburg ein. Um 14 Uhr zeigen Artist:innen Zirkuskünste, ab 15:30 Uhr beginnt im Kinosaal ein Stummfilmprogramm mit Live-Begleitung durch die Pianistin Barbara Lenz. Gezeigt werden kurze Filme aus der Frühzeit des Kinos. Anfang Oktober bietet PAKT e.V. im Heinrich-Hansjakob-Haus (1.-5. Oktober) kreative Workshops für alle Altersgruppen. Neben intuitivem Malen stehen Coaching-Workshops zu Themen wie Vertrauen, inneres Gleichgewicht und Mut auf dem Programm.
Am 27. September wird die Ausstellung „Ikonen auf Munitionskisten“ in der Kirche St. Martin eröffnet. Das ukrainische Künstlerpaar Sonia Atlantova und Oleksandr Klymenko bemalt Munitionskisten aus der Ostukraine im Stil ostkirchlicher Ikonenmalerei. Die bemalten Holzkisten tragen sichtbare Spuren des Krieges und werden durch die Malerei zu Friedenssymbolen transformiert.
Zu den Oktober-Highlights zählt ein türkischer Stand-Up-Abend am 4. Oktober im Vorderhaus. Am 8. Oktober findet im Cargo Theater eine zweisprachige Lesung mit Brygida und Justyna Helbig statt: „W imię matki i córki“ – „Im Namen der Mutter und der Tochter“. Am 11. Oktober wird im Franz-Hermann-Haus ein Afrodance-Workshop angeboten, der Körper und Rhythmus miteinander in Verbindung bringt.
Die Interkulturellen Wochen zeigen, wie gesellschaftliche Vielfalt sichtbar und erlebbar gemacht werden kann. Mit einem abwechslungsreichen Programm, das Workshops, Kunst, Musik, Tanz, Literatur und persönliche Geschichten vereint, werden Räume für Begegnung, Austausch und Reflexion geschaffen. In einer Zeit, in der gesellschaftliche Debatten zunehmend von Abgrenzung und Vereinfachung geprägt sind, setzt die IKW ein deutliches Zeichen für gegenseitigen Respekt, für Zusammenhalt und für eine Zukunft, in der Verschiedenheit nicht trennt, sondern verbindet.
Weitere Infos: ikw-freiburg.de
Bildnachweis: Aeham Ahmad, der Pianist in den Trümmern © Lamis Khateeb





