Literatur Veranstaltung

„People of the Book“: Europäischer Tag der jüdischen Kultur und B’nai B‘rith René Hirschler

„People oft the Book“ lautet in diesem Jahr das Motto des Europäischen Tags der jüdischen Kultur (ETJK), der seit

„People of the Book“: Europäischer Tag der jüdischen Kultur und B’nai B‘rith René Hirschler

„People oft the Book“ lautet in diesem Jahr das Motto des Europäischen Tags der jüdischen Kultur (ETJK), der seit über zwei Jahrzehnten in rund dreißig Ländern am ersten September-Sonntag stattfindet. Zum Gelingen der Veranstaltung tragen viele Organisationen bei, widmen sich Geschichte, Tradition und Aktualität des Judentums, organisieren Konzerte, Ausstellungen, Vorträge und laden auf beiden Seiten des Rheins zu Entdeckungen ein, von Straßburg bis Konstanz, von Karlsruhe bis Colmar. Einzelheiten zum Programm bieten Websites: AEPJ//jewishheritage.org/etjc/2025 + gedenkstaetten-bw.de/etjk. Sicher wird es dabei um die Tora gehen, ein zentrales Buch für die Gläubige, aber auch um moderne Literatur, die viele Autoren aus dem Umfeld der Israeliten entscheidend geprägt haben.
Die Koordination des ETJK erfolgt durch die Dachorganisation AEPJ, die LaG der Gedenkstätten in Baden-Württemberg und wird u.a. durch die B’nai B‘rith Loge René Hirschler in Strasbourg unterstützt. Doch wer ist René Hirschler?
Dessen Geschichte erzählt sein Sohn Alain Hirschler (*1938 in Mulhouse) in zwei kleinen Büchern; im Gegensatz zu seinen Eltern konnte er der NS-Verfolgung entkommen und wohnt hochbetagt in Paris. René Hirschler (1905 -1945) und Simone, geborene Lévy (1911-1944), lebten mit ihren drei Kindern in Mulhouse, am Beginn des Zweiten Weltkriegs wird René zum Oberrabbiner von Straßburg ernannt. 1940 flieht die Familie in den noch unbesetzten Süden Frankreichs; ihre drei Kinder, René und zwei ältere Schwestern, werden in einem Heim in Combloux (Haute-Savoie) in Sicherheit gebracht. Das Ehepaar begibt sich sodann nach Marseille, ruft eine Hilfsorganisation ins Leben, wird in der Résistance aktiv, betätigt sich als Seelsorger (frz. aumônier) für Verfolgte und als Fluchthelfer in Internierungslagern; es gelingt ihnen etwa Juden aus Gurs zu holen und diese in Altersheime verlegen zu lassen. In Grenoble beteiligen sie sich an der Gründung des Centre de Documentation juive contemparaine (CDJC), heute Teil des Mémorial de la Shoa in Paris. Doch am 23. Dezember 1943 werden beide verhaftet, nach Auschwitz deportiert, Simone sofort ermordet, René auf einen Todesmarsch nach Mauthausen geschickt und im KZ Ebensee tödlich misshandelt.
Nach dem Krieg betreuen Verwandte die drei Waisenkinder. Alain Hirschler wird Jurist und Klarinettist; auf wenigen Seiten und in zurückhaltender Sprache beschreibt er die Geschichte seiner Familie. An diese erinnert auch die B‘nai B‘rith Loge René Hirschler in Straßburg; die Stadt wird das Jerusalem Europas genannt und ist ein Zentrum jüdischen Lebens. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren israelitische Gemeinden im Elsass ein integraler Teil der französischen Gesellschaft, was Synagogen und Friedhöfe bezeugen, sie lassen sich auch im gesamten ländlichen Raum besuchen. Während der NS-Annexion wurden rund 22.000 jüdische Personen aus dem Elsass vertrieben und teils Opfer der Shoah; doch etwa 15.000 kehrten nach 1945 sofort zurück, sie scheinen gewusst zu haben, dass ihre Verfolgung nicht von ehemaligen Nachbarn ausging, sondern von der NS-Besatzung. Die Gemeinden im Elsass sind seither überall gewachsen.

• Alain Hirschler. Grand rabbin résistant René Hirschler. 1905-1945. Mon père. Éd. Caractères. Paris 2016
• Alain Hirschler. Avant, Pendant. La famille Hirschler après la Shoah. Éd. Caractère. 2024

 

Bildnachweis: Titelbild ETJK 2025 – People of the Book © aepj

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Cornelia Frenkel

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