Nachhaltig

Wenn Brücken brechen: Kürzungen im Haushaltsentwurf gefährden die transatlantische Bildungsarbeit der Deutsch-Amerikanischen Zentren

Anfang August wurde der Haushaltsentwurf für 2025 publik und mit ihm die Entscheidung, die Mittel für den Verbund Deutsch-Amerikanischer

Wenn Brücken brechen: Kürzungen im Haushaltsentwurf gefährden die transatlantische Bildungsarbeit der Deutsch-Amerikanischen Zentren

Anfang August wurde der Haushaltsentwurf für 2025 publik und mit ihm die Entscheidung, die Mittel für den Verbund Deutsch-Amerikanischer Zentren (VDAZ) drastisch zu kürzen. Statt bisher 990.000 Euro sollen die elf Zentren im kommenden Jahr nur noch 550.000 Euro erhalten. Für die einzelnen Einrichtungen bedeutet dies, dass die jährliche Förderung von 90.000 auf nur noch 50.000 Euro schrumpft. Was nach einer simplen Haushaltsmaßnahme klingt, hätte weitreichende Folgen. Denn diese Zentren sind mehr als bloße Veranstaltungsräume, sie sind Orte der interkulturellen Begegnung, Bildungsarbeit und transatlantischen Verständigung. Gerade in Zeiten zunehmender Polarisierung, Desinformation, globaler Unsicherheiten und wachsender populistischer Strömungen leisten sie wichtige Aufklärungsarbeit.

Ein historischer Auftrag mit ungewisser Zukunft

Die Geschichte der Deutsch-Amerikanischen Zentren reicht zurück bis in die Nachkriegszeit. Viele von ihnen wurden als sogenannte „Amerikahäuser“ gegründet, mit dem Ziel, demokratische Werte zu fördern und die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA zu stärken. Heute bieten die Einrichtungen jährlich rund 3.000 Veranstaltungen an, von Workshops über US-Wahlen bis zu kulturellen Filmreihen oder Austauschprogrammen für Schüler:innen. Diese Programme erreichen mehr als 220.000 Menschen im Jahr, darunter besonders viele junge Menschen und Lehrkräfte.

Wie wertvoll diese Arbeit ist, zeigt sich auch in Freiburg, wo das Carl-Schurz-Haus seit 1952 ein Zentrum deutsch-amerikanischer Zusammenarbeit ist. Mit rund 250 Veranstaltungen jährlich, einer öffentlichen Bibliothek mit über 12.000 Büchern und zahlreichen Englischkursen bietet es ein vielfältiges Programm. Vorträge mit US-Expert:innen, Filmabende in Originalsprache, Studienberatung für ein Auslandsjahr in den USA bilden das breit gefächerte Angebot und verankern es fest in der Freiburger Kulturlandschaft. Eine Kürzung auf 50.000 Euro jährlich würde nicht nur das Veranstaltungsprogramm erheblich einschränken, sie gefährdet die Institution als Ganzes.

Die Parallele zum Goethe-Institut

Es ist nicht das erste Mal, dass Deutschlands kulturelle Auslandsinstitutionen kurzfristigen Einsparungen zum Opfer fallen. Auch das Goethe-Institut, zuständig für die Vermittlung deutscher Sprache und Kultur weltweit, wurde in den letzten Jahren mehrfach Opfer von Budgetkürzungen. Die Folge: Rund ein Dutzend Standorte, vor allem in Frankreich und Italien werden geschlossen. Es drängt sich die Frage auf: Was nützt eine „wertegeleitete Außenpolitik“, wenn die Institutionen, die diese Werte vermitteln sollen, systematisch ausgehungert werden?

Wenn solche Projekte wegfallen, verlieren wir auf lokaler Ebene Orte der Bildung und Begegnung. National wird ein funktionierendes Netzwerk zivilgesellschaftlicher Demokratieförderung demontiert. Und international schwächen wir die Verbindungen zu wichtigen Partnern Deutschlands. Die Folgen dieser Entscheidung werden wir nicht sofort sehen, aber wir spüren sie langfristig in einer Verrohung des gesellschaftlichen Diskurses, in wachsender transatlantischer Entfremdung und in einem Rückzug der politischen Bildung.

Demokratie braucht Räume, keine Kürzungen

Die geplanten Kürzungen beim VDAZ treffen ein zivilgesellschaftliches Netzwerk, das längst zur stillen Infrastruktur demokratischer Bildung gehört. Auch das Deutsch-Amerikanische Institut Sachsen, das einzige seiner Art in den neuen Bundesländern, steht vor dem Aus. In einer Region, in der sich antidemokratische und antiwestliche Tendenzen zunehmend verfestigen, wäre dies nicht nur ein Rückschlag für die politische Bildung, sondern ein gefährlicher Rückzug des demokratischen Engagements. Viktoria Harbecke, Vorsitzende des VDAZ, warnt: „Wir müssen miteinander reden, Aufklärung und gegenseitiges Verständnis fördern, für deutsch-amerikanische Zusammenarbeit werben und die Demokratie verteidigen.”

Es geht hier nicht nur um Zahlen, sondern um Haltung. Wer Demokratie will, muss demokratische Bildung finanzieren und wer internationale Verständigung will, darf interkulturelle Einrichtungen nicht ausrotten. Gerade jetzt, da politische Gräben tiefer werden und das Vertrauen in internationale Partnerschaften auf dem Spiel steht, bräuchte es das Gegenteil: Mehr Mittel, mehr Sichtbarkeit, mehr Unterstützung. Eins aber ist klar: Wenn wir weiter Brücken abbrechen, wird es irgendwann niemanden mehr geben, der sie wieder aufbauen kann.

Weitere Infos: vdaz.de

Bildnachweis: pexels

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Alisa Guschker

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