Tanz Theater

Träume verwirklichen: „Passion“ – ein Mehrgenerationen-Projekt der „School of Life and Dance“ am Freiburger Theater

Mit einer groß angelegten Inszenierung verabschiedet sich Graham Smith zusammen mit seiner „School of Life and Dance“ vom Freiburger

Träume verwirklichen: „Passion“ – ein Mehrgenerationen-Projekt der „School of Life and Dance“ am Freiburger Theater

Mit einer groß angelegten Inszenierung verabschiedet sich Graham Smith zusammen mit seiner „School of Life and Dance“ vom Freiburger Publikum und vielleicht noch mehr von seinen Schülern… Denn Wehmut ist zu spüren bei diesem Abschiedsprojekt, nach insgesamt 14 Jahren regelmäßigen Trainings in verschiedenen Gruppen und vielen gemeinsamen Laientheaterprojekten mit Graham Smith und seiner Partnerin Maria Pires.
Mit Smith hat sich das ehemalige Jugend-Tanz-Kollektiv des Freiburger Theaters über die Jahre immer weiter entwickelt zu einem Mehrgenerationen-Projekt: so performen an diesem Abend sage und schreibe 210 Menschen – von jung bis alt – auf der sich durchgängig drehenden Bühne des Großen Hauses. Dass das nicht immer ganz übersichtlich sein kann, versteht sich fast von selbst. Aber es geht dem Choreografen auch nicht um kleinteilig dargestellte Szenen, sondern um das große Ganze und da gelingen ihm eindrückliche Bilder.
Mit großformatigen Projektionen von aktuellen Umweltkatastrophen, Bildern von Überschwemmungen, Sturm und Smog stellt er die Frage: wieviel Leid hält die Welt aus? Und wieviel Verantwortung müssen wir alle einst für unser (Nicht-) Handeln übernehmen? Leid und Leidenschaft sind eng verwandt und um diese geht es in seiner „Passion“-Inszenierung: „Leidenschaft gibt uns die Energie, unsere Träume zu verwirklichen“, schreibt er selbst im Programm – und genau dieser Wunsch, die Probleme zu überwinden und auf Besseres zu hoffen, blitzt immer wieder in kurzen Momenten des Stückes auf. „Extreme Gefühle jenseits der Vernunft“ möchte er darstellen und verfängt sich doch immer wieder in so großen Massenszenen, dass gar keine Gefühle beim Publikum aufkommen können, weil auch kaum Platz auf der Bühne bleibt, um sich künstlerisch zu bewegen.
Zwar gibt die Drehbühne immer wieder den Blick frei für neue Gruppierungen, die in kleinerer Besetzung auch zum Tanzen kommen, insgesamt überwiegt aber der Eindruck einer großen Menge an Schülern, die Smith alle an dem Projekt teilnehmen lassen wollte. Darstellerische Energie entwickelt die Gruppe, wenn sie sich zu agitativen Sprechchören zusammen findet und zum Beispiel mit dem „Mach kaputt“- Song der Deutschrock-Band Ton Steine Scherben zur Veränderung aufrufen, da entstehen starke Bilder.
Besinnlich, bzw. traurig wird es bei der Adaption „Danced all night“ von den Tiger Lilies, wo ein ruhiger kollektiver Paartanz plötzlich durchbrochen wird von einem Schuss und einer jungen Frau mit Koffer, die tot umfällt. In einer anderen Szene wird zu Bachs „Erbarme Dich“ aus der Matthäus Passion voller Melancholie getanzt, diese Musikauswahl wirkt bei der sonstigen lautstarken Soundkulisse allerdings doch sehr weit her geholt.
Manch starke Bilder gelingen mit stummen Schreien oder sehnsuchtsvollen Gebärden der Allerjüngsten und am Ende ist das Schlussbild sehr bewegend: über eine Rampe und Treppe der sich immer noch drehenden Bühne reichen die kleinsten Darsteller:innen sich vorsichtig eine silberne Metallkugel weiter, Symbol für die Erde und das Leben, das weiter gehen wird. Im Hintergrund bewegt sich eine mit leichten Aufwärts- und Abwärtsbewegungen atmende Gruppe von ca. 180 Menschen… Dieses besinnliche Bild beschließt einen nicht in allen Teilen nachvollziehbaren Abend. Allerdings bleibt eine jahrelange großartige pädagogische Arbeit von Graham Smith und Maria Pires als Schlusseindruck bestehen.

Bildnachweis: Das Ensemble von „Passion“ Foto: Britt Schilling

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Renate Killmann

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