Ziviles Engagement zeigt wie energetische Zukunft funktionieren kann: Weltrekord und Bildungscamp bringen die Energiewende in südbadische Haushalte
Mit Mut, Know-how und Gemeinschaftssinn bringt die Zivilgesellschaft in Südbaden die Energiewende entscheidend voran. Zwei aktuelle Projekte zeigen eindrucksvoll,
Mit Mut, Know-how und Gemeinschaftssinn bringt die Zivilgesellschaft in Südbaden die Energiewende entscheidend voran. Zwei aktuelle Projekte zeigen eindrucksvoll, wie Klimaschutz konkret, niedrigschwellig und gemeinschaftlich funktionieren kann, mit einem bundesweiten Weltrekord und praxisnaher Bildungsarbeit.
Deutschland hat in den vergangenen Jahren beim Ausbau der Solarenergie große Fortschritte gemacht und doch bleibt viel Spielraum nach oben. Laut dem Frauenhofer-Institut deckt Photovoltaik mit einer Stromerzeugung von 72,6 TWh im Jahr 2024 knapp 14 Prozent des Bruttostromverbrauchs in Deutschland. Bereits seit mehreren Jahren übertrifft der Solarausbau die von der Regierung vorgegebenen jährlichen Ausbauziele, während diese bei der Windkraft regelmäßig verfehlt werden. So sollten 2023 der Zubau auf neun Gigawatt steigen, tatsächlich gebaut wurden dagegen 14,9 Gigawatt. Der bisherige Erfolg bietet allerdings keinen Anlass zum Ausruhen. Das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 mindestens 215 GW Photovoltaik-Leistung zu installieren bei einem aktuellen Stand von 107 GW, ist ambitioniert und verlangt eine erhebliche Beschleunigung.
Hindernisse wie lange Genehmigungsverfahren, Materialengpässe und ein Fachkräftemangel bremsen den Ausbau aus. Gerade deshalb gewinnen Projekte wie das Solar-Upcycling in Waldkirch und Bildungsinitiativen wie das Solarcamp an Bedeutung. Sie helfen, neue Wege zu finden, Solarstrom schneller und nachhaltiger voranzubringen und mehr Menschen für das Handwerk und die Energiewende zu begeistern.
Weltrekord im Solar-Upcycling
Am 5. Juli wurde in Waldkirch im Rahmen eines bundesweiten Weltrekordversuchs von Climate Connect gebrauchte Solarmodule zu funktionstüchtigen Balkonkraftwerken umgebaut. Die Photovoltaik-Module, die oft aus wirtschaftlichen Gründen aussortiert werden, sind technisch noch voll funktionsfähig. Mit dem gemeinschaftlichen Upcycling wurden sie vor dem Elektroschrott gerettet und zur dezentralen Energiequelle für viele Haushalte. Die Aktion war Teil eines bundesweiten Upcycling-Weltrekords, die zeitgleich auch an anderen Standorten, an denen Climate Connect vor Ort aktiv ist (Erlangen, Potsdam, Marburg und Würzburg), stattfand.
Unterstützt von lokalen Partnern und zahlreichen freiwilligen Helfer:innen war die Resonanz in Waldkirch enorm. Allein dort wurden 230 der insgesamt 1133 bundesweit aufbereiteten Module wieder fit für die Energiewende gemacht. Damit ist Waldkirch Teil eines neuen Rekords und einer Bewegung, die Bürger:innen ermutigt, selbst aktiv zu werden.
„Das Projekt zeigt, wie niedrigschwellig und wirkungsvoll Bürger:innen zur Energiewende beitragen können. Das große Interesse in Waldkirch ist ein starkes Zeichen für das Engagement vor Ort“, betont Kristina Daumer, Klimavernetzerin bei Climate Connect.

Energiewende als Bildungsprojekt
Während in Waldkirch geschraubt wurde, laufen andernorts die Vorbereitungen für das Solarcamp. Am Nimburger Baggersee startet am 24. August das dritte Solarcamp Freiburg. Das Bildungsprojekt vereint Theorie, Praxis und Berufsorientierung rund um Photovoltaik. Das zweiwöchige Camp bietet einen intensiven Einstieg in die Solarbranche für Studienzweifler, berufliche Quereinsteiger oder handwerklich Interessierte. In der ersten Woche werden Grundlagen der Photovoltaik-Installation vermittelt, in der zweiten, optionalen Woche können die Teilnehmenden praktische Erfahrungen in regionalen Handwerksbetrieben sammeln.
Besonders hervorzuheben ist der Fokus auf Inklusion und Diversität. Frauen und FLINTA*-Personen werden gezielt gefördert, um ihnen den Zugang zu einem bislang männlich dominierten Handwerksbereich zu erleichtern. „Das Solarcamp vermittelt nicht nur Wissen, sondern auch Selbstvertrauen – und schafft einen Ort, an dem Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebenslagen gemeinsam lernen und arbeiten können“, erklärt Franka Jäger vom Organisationsteam.
Der Trend ist eindeutig: Photovoltaik wird in Deutschland weiterhin stark wachsen. Ob Weltrekord beim Photovoltaik-Upcycling oder Bildungsarbeit am Seeufer, Südbaden zeigt, wie zivilgesellschaftliches Engagement die Energiewende vor Ort greifbar macht. Es sind Projekte wie diese, die Hoffnung machen und beweisen, dass Klimaschutz mehr ist als Politik. Er ist auch Gemeinschaftsarbeit und manchmal sogar ein Weltrekord.





