Wolkenbruch beendet die Komödie „Charleys Tante“ bei den Festspielen Breisach vorzeitig
Die Tücken des Freilichttheaters
Theateraufführungen unter freiem Himmel sind besonderen Risiken ausgesetzt: Das Wetter kann zu Unterbrechungen des Stücks führen – oder gar zu seinem Abbruch. So geschehen bei der 50er-Jahre-Komödie „Charleys Tante“ der Festspiele Beisach im Juni.
Auf dem Breisacher Schlossplatz beim Tullaturm begann am 15. Juni zunächst alles ganz friedlich und beschaulich. Auf dem Freiluftgelände der Breisacher Festspiele versahen sich die zahlreichen Besucherinnen und Besucher an den Ständen mit Speis und Trank oder genossen den herrlichen Ausblick auf die Rheinebene.
Alle waren gekommen, um das diesjährige Abendstück, die musikalische Komödie „Charleys Tante“ nach dem Roman von Brandon Thomas live zu sehen. Viele, vor allem die älteren Semester, kannten die lustige und temporeiche Verwechslungsgeschichte durch die Verfilmung mit Peter Alexander in der Hauptrolle und waren auf die Bühnenfassung von Armin Kuner gespannt.
Die unschuldige Komödie aus den 50er-Jahren dreht sich um eine schwerreiche südamerikanische Tangosängerin, deren Besuch von unterschiedlichen Menschen, die in unterschiedlichsten Konstellationen verwandtschaftlich oder anderweitig verbunden sind, sehnlichst erwartet wird. Alle versprechen sich mit ihrem Kommen eigennützige Vorteile, die allerdings sehr verschieden sind. Das Spektrum reicht von ehrlicher Bewunderung, geplanter Instrumentalisierung als Kupplerin bis zu mehrfach erwogenem Heiratsschwindel.
Weil sich aber die heiß erwartete Tante verspätet, zwingt die Stückexposition einen Schauspieler in Frauenkleider, der unerkannt die Rolle der Tante spielen muss. Im Stück geht es kunterbunt hin und her und wird vollends turbulent, als die Tante dann doch leibhaftig auftritt.
Pünktlich um 20 Uhr intonierte die am Rande der ausladenden Freilichtbühne postierte Combo ihre musikalische Intro. Fast gleichzeitig erhob sich zwar sacht, aber dennoch ein spürbarer Wind und die schon vorhandene Wolkendecke wurde dichter und dunkler. Ungeachtet dessen sorgten die Darsteller in unterhaltsamen Dialogen und rasantem Spiel für beste Stimmung. Besonders bemerkenswert und vom Publikum begeistert goutiert waren die beachtlichen Gesangseinlagen in teilweise hoher Qualität, obwohl sämtliche Akteure Amateurstatus haben.
Dennoch war dumpfes Donnergrollen, zwar noch fern, aber nicht zu überhören. Um es kurz zu machen: Regen setzte ein, zunächst nur nieselnd. Das Spiel ging weiter, der Regen wurde stärker, die Darsteller setzten sich Regenhauben auf, die Musiker kauerten sich unter ihrem Leichtzelt zusammen. Dann setzte der Wolkenbruch ein. An Spiel war nicht mehr zu denken.
Die dicken Wassertopfen spritzten bis zu einem halben Meter vom Boden in die Höhe, Bühnenhelfer deckten hektisch Verstärker und Lautsprecher ab, die Musiker versuchten, ihre Instrumente zu schützen und die wichtigsten Requisiten wurden in Sicherheit gebracht.
Die Zuschauer waren fein raus, denn bis auf die ersten Reihen saßen alle geschützt unter einem großen Dach. Letztere drängten sich ebenfalls unters Dach und über Lautsprecher wurde eine Pause von 20 Minuten verkündet. Bald war jedoch klar, dass der Wolkenbruch die Bühne und das Bühnenbild derart unter Wasser gesetzt hatte, dass ein Gesamtabbruch unvermeidlich wurde. Als Trost behielten die Eintrittskarten für weitere Aufführungen ihre Gültigkeit.
So musste aus der geplanten Theaterkritik notgedrungen die Schilderung der möglichen Tücken einer Freilichtaufführung werden.
Trotzdem haben schon die ersten Szenen gezeigt, dass die Inszenierung unterhaltsames Amateurtheater auf hohem Niveau und mit großem Aufwand bietet. An der Produktion sind auf, hinter und neben der Bühne immerhin fast 200 Personen beteiligt. Der Besuch der Festspiele lohnt sich also allemal.
Was: Charleys Tante
Wann: weitere Vorstellungen bis 7. September 2019
Wo: Festspielgelände, Münsterberg, 79206 Breisach am Rhein
Web: www.festspiele-breisach.de
Bildquellen
- kultur_joker_theater_charleys_tanten_festspiele_breisach_erich_krieger: Erich Krieger