Widerstand – für die Freundschaft: Neun Goethe-Institute sollen geschlossen werden, drei davon in Frankreich
Anfang Oktober wurde die Nachricht publik: Neun der weltweit 158 Goethe-Institute sollen geschlossen werden, neben Rotterdam, Washington, Curitiba, Genua, Osaka, Triest und Turin, sind auch die drei französischen Standorte Straßburg, Bordeaux und Lille betroffen. Strukturelle Kosten sollen eingespart werden, insgesamt 24 Millionen Euro, also zehn Prozent des bisherigen Haushalts. Streit ums Geld gab‘s bereits vor einem Jahr, dort sollten dem Goethe-Institut insgesamt 15 Millionen Euro vom Haushaltsausschuss der Bundesregierung gestrichen werden. Demnach stand eine Reform bereits im Raum, in welchem Ausmaß diese jedoch stattfinden sollte, war bislang ungewiss. Betroffen sind zudem 130 Mitarbeitende, deren Verträge nicht verlängert werden. Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, macht im Interview mit dem Deutschlandfunk auch auf die Problematik des Fachkräftemangels aufmerksam: „Deswegen müssen wir eigentlich unsere Aktivitäten verstärken, die Fachkräfte auf Deutschland vorzubereiten, mit deutscher Sprache, aber auch mit der Sensibilisierung für unsere Gesellschaft und Kultur.“
Laut Carola Lentz, Präsidentin des Goethe-Instituts, würde man mit den geplanten Schließungen auf den geostrategischen Wandel sowie dem weltweit zunehmenden Nationalismus und Populismus reagieren. Neue Standorte seien geplant, ein Ausbau in Osteuropa sowie im Südpazifik soll die Präsenz verstärken.
Das klingt zunächst schlüssig – wäre da nicht die Frage nach der Signalwirkung eines solchen Entschlusses, besonders dann, wenn es um die Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich geht. Eine Partnerschaft, die nicht nur den Frieden wahrt, sondern zugleich als Säule der Europäischen Union gilt. Sollten wir nicht genau jetzt, wo Populist:innen und Anti-Europa-Parolen länderübergreifend an Macht gewinnen, auf Zusammenhalt, Völkerverständigung und kulturelle Vermittlung setzen? Oder erscheint uns das bereits als selbstverständlich?
Nicht umsonst formiert sich nun Widerstand gegen den Entschluss. Vor allem die Schließungen der französischen Institute stoßen sowohl in Deutschland als auch Frankreich auf Protest. Mehr als 45 Verbände und Institutionen sowie über 400 Personen des öffentlichen Lebens haben in einem offenen Brief die Bundesregierung adressiert. „Die Neuausrichtung darf nicht auf dem Rücken der deutsch-französischen Partnerschaft ausgetragen werden“, heißt es in diesem Brief. Weiter wird auf den Aachener Vertrag (2019) verwiesen, der die Sprache und Kultur der Partnerländer ins Zentrum rückt. Ulrich Wickert, ehemaliger Tagesthemen-Moderator und Leiter des ARD-Studios Frankreich, mahnt ebenfalls. Im Interview mit dem Kölner Stadtanzeiger spricht er von fehlendem Fingerspitzengefühl der derzeitigen Außenpolitik, die das sowieso bereits gestörte Grundvertrauen der Franzosen in Deutschland weiter herausfordern würde.
Bildquellen
- Karl Joseph Stieler: ” Johann Wolfgang von Goethe”, 1853: Copyright: Neue Pinakothek, Muttergesellschaft Bayerische Staatsgemäldesammlungen