Kunst

Wasser als Inspiration: Talents Contemporains, zeitgenössische Talente in der Fondation François Schneider in Wattwiller

Kilito Mhammed: „Hooked to paradise“, 2021 © Fondation François Schneider

Das Zentrum für zeitgenössische Kunst der Fondation François Schneider, gegründet 2003, liegt zwischen Colmar und Mulhouse am Südfuß der Vogesen in Wattwiller. François Schneider hat die Abfüllgenehmigung des ortseigenen Wattwiller Wassers verkauft und das dazugehörige Gebäude kunstafin umbauen lassen und sich 2000 der Ausbildung und 2003 mit der Gründung der Fondation der Bildenden Kunst zugewandt. Thema aller ausgestellten Kunstwerke aus der Sammlung im Haus und im Garten sowie in den jährlich drei bis vier Ausstellungen ist ausnahmslos Wasser. „Das Element Wasser ist für das Leben und die Entwicklung der Menschheit unentbehrlich, ist vielfältig aber auch einzigartig. … ist zwar eine natürliche, aber für viele Menschen eine schwer zugängliche und begrenzte Ressource“ heißt es auf der Homepage des Philanthropen. Die Vergabe der Stipendien für mittellose GymnasistInnen verlangt, dass die Eltern sechs Jahre in den Departements Bas-et Haut Rhin ou de l’Yonne leben. Bereits 2000 SchülerInnen erhielten diese Unterstützung.
Die derzeitige elfte Ausstellung unter der Direktorin Marie Terrieux zeigt Arbeiten von vier Kunstschaffenden. Drei davon sind in den 1980er Jahren geboren, unter ihnen Marie-Anita Gaube aus Paris, jetzt in Tours lebend, M’hammed Kilito, aus Lviv/Ukraine und Eva Medin aus Rio de Janeiro. Sarah Ritter, 1978 geboren, kommt aus Besançon. Maria-Anita Gaube präsentiert eingangs großformatige Malerei in surrealistisch-phantastischer Weise. Die grossformatigen Acryltableaus „Can’t run away from yourself“ sind von dem Philosophen Michel Foucault inspiriert. Alte bärtige Männer fragen darauf nach den (Lebens)Räumen Anderer. Manieriert gewundene Finger halten eine Flöte oder verabschieden einen Knirps auf einer Flasche im Wasser. Auf dunkel gehaltenen Fotografien zeigt Sarah Ritter, dass Licht und Meereswasser sich gleich verhalten, stellt aber in ihren Digitaldrucken auch unnatürliche Wellenformen her, auf denen das Wasser aus tiefem Dunkel leuchtet „Les vagues scélerates“. M’hammed Kilito lebt und arbeitet in Rabat/Marokko und zeigt fünf Fotografien, eine mit einem Gewirr aus Palmgewächsen im Wüstensand „Hooked to paradise“, wahrhaft ein Festhalten der Pflanze in karger Landschaft. Das nordafrikanische Land Marokko hat während der letzten 100 Jahre 14 Millionen Palmen verloren, müssen BesucherInnen in der aufliegenden Broschüre lesen. Eva Medin setzt sich mit „Le monde après la pluis“, der Welt nach der Flut auseinander. Ihr Video hat die Verwandlung, die Metamorphose, zum Thema, eine Art science fiction, die nach der Zukunft der Menschheit fragt. Da gibt es dunkle kubistische Formen, manche lassen an Figuren von Max Ernst denken. „Die vier Preisträger:innen erhalten jeweils 15.000 Euro durch den Verkauf ihres Werkes an die Stiftung. Für die Realisierung von Projektarbeiten werden ebenfalls 100.000 Euro als Produktionshilfe bereitgestellt. Die mit einem Preis ausgezeichneten Werke werden im Zentrum für zeitgenössische Kunst der Stiftung gezeigt und in einem zweisprachigen Katalog veröffentlicht. (…) auch werden den Kunstschaffenden Wohnräume und Ateliers zur Verfügung gestellt“, verrät ein dreisprachiger Flyer. Bereits seit 2017 organisiert die Direktion und ihr Team Veranstaltungen zum Thema Wasser.

Marie-Anita Gaube: „Cant run away from yourself“, 2020 © Fondation François Schneider

Unbedingt empfiehlt sich ein Rundgang durch das Kellergeschoss und den Garten mit Werken der Sammlung. Darunter von Thomas Teurlai die originelle Projektion eines laufenden Waschmaschinen-interieurs an die Wand „Tumble Skope“, 2021, und vom selben Künstler das Drehen einer ramponierten Schallplatte im hochrechteckigen Glasbehältnis, das sich als Dusche entpuppt „Mash-up“ von 2019. Im Garten grüßt eine Nana von Niki de St. Phalle, „Star Fountain“, die beständig und verschwenderisch Wasser in einen kleinen Brunnen gießt. Schön anzusehen, weil Spiegelungen von Landschaft und Mensch sichtbar werden, ist „17 sphères dans une sphère“ des 2005 verstorbenen belgischen Bildhauers und Malers der berühmten Gruppe CoBrA, dem Bewegungskünstler Pol Bury. Für die, bisher 85 Ankäufe waltete eine Jury von Fachmännern, darunter Roland Wetzel, Direktor des Museum Tinguely in Basel, Serge Lasvignes, der ehemalige Leiter des Museum Pompidou Paris und Jean-Noel Jeannerey, Historiker und Politiker.
Es ist ein interessanter Ort, der bei künftig zweisprachiger Beschriftung und einer Vernissage mit mehr erklärenden Worten zu den Werken der jeweiligen Ausstellung großes Potential in sich hat.

Illusions – Talents contemporains 11e édition. Fondation François Schneider, 27 Rue de la Première Armée, Wattwiller. Mi-So 13-17h. Bis 10.03.2024.

Bildquellen

  • Kilito Mhammed: „Hooked to paradise“, 2021: © Fondation François Schneider
  • Marie-Anita Gaube: „Cant run away from yourself“, 2020: © Fondation François Schneider
  • Arthur Hoffner: „Monologues et conversation“, 2021: © Fondation François Schneider, Steeve Constanty