Tipps für Kids: Party gegen Schubladen-Denken
Jungs mögen Fußball und die Farbe Blau, Mädchen genau das Gegenteil. – Klar, haben solch starre Geschlechtsstereotype einen Methusalem-Bart, in viel zu vielen Köpfen leben sie aber munter weiter. Wehe, wer solch mumifizierte Schubladen aufmischt, wie die forsche Pina in diesem ebenso klugen wie spannenden Bilderbuch. Schauplatz ist die Brutstätte der sozialen Identität: Der Kindergarten. Hier spielen Vorbilder und Vorurteile eine große Rolle, umso gewaltiger, was dann passiert: „Pina sagt, es gibt keine Jungs-oder Mädchenfarben. Es gibt nur Lieblingsfarben. Deshalb sind meine jetzt Rot und Pink. Violett und Rosa mag ich aber auch“, verkündet der Ich-Erzähler gleich auf der ersten Seite. Ob das lange gutgeht? Erstmal ist es aufregend: Übernachtungsparty im rosa Nachthemd, mit dem der begeisterte Disco-Tänzer am nächsten Morgen auch in den Kindergarten geht. Prompt kommt die kalte Dusche, allerdings nicht von den Kindern, sondern vom Papa seines besten Freundes: Nein, Fußball ist nichts für Mädchen und er soll „den albernen Fummel ausziehen, weil ihm sonst übel wird.“. Und auch die Erzieherin behauptet, ein Junge in Mädchenkleidern sei verkleidet. Zum Glück ist Pina eine beherzte Freiheitskämpferin und gibt Paroli. Sogar zum Thema Schwulsein hat sich klare, aufmunternde Worte. Das Beste daran: Ihr Plädoyer für Selbstbestimmung wirkt und so gibt’s ein kunterbuntes Happyend.
Dramaturgisch dicht, facettenreich und mit viel Situationskomik und Sprachwitz erzählt, dazu fröhlich-filigrane Illustrationen, die jede Menge Guck- und Diskussionsstoff bieten – statt verkrampfter Pädagogisiererei hier einmal eine überzeugend leichtfüßige Alltagsgeschichte wider Rollenzuweisungen.
Frauke Angel, Julia Dürr: Disco! Jungbrunnen Verlag, Wien, 2019. 32 Seiten, 15 Euro. Ab 4 Jahren
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