Tanz auf dem Vulkan: Eugen Ruge präsentiert in der Rainhof Scheune Kirchzarten seinen neuen Pompeji-Roman – und hat uns drei Fragen beantwortet
Im November und passend zur Woche der unabhängigen Buchhandlungen (4.–11. November) lädt der Buchladen in der Rainhof Scheune in Kirchzarten einen prominenten Gast: Eugen Ruge, mehrfach preisgekrönter Autor. Am 10. November, 19.30 Uhr wird Ruge aus seinem neuen Roman lesen: „Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna.“ Eine satirische wie düstere Parabel, die den historischen Vulkanausbruch auf hintersinnige Weise mit der Lage unserer Gegenwart verknüpft. Am Abend zuvor, am 9. November, 19.30 Uhr wird Ruge mit Jens Dickmann, Leiter der Archäologischen Sammlung Freiburg, in der Sammlung über das Verhältnis von Literatur und Wissenschaft sprechen: Wie kann die Literatur die Wissenschaft zu neuen Fragen anregen, und was ist aus archäologischer Perspektive zu den literarischen Phantasien des Romans zu sagen? Die Fragen haben auch Redakteur Fabian Lutz neugierig gemacht und Eugen Ruge drei Fragen stellen lassen.
Kultur Joker: Ist aktuell die richtige Katastrophenzeit für einen Roman über den Vulkanausbruch in Pompeji?
Eugen Ruge: Man wagt es kaum zu sagen, aber im Augenblick warnen die Vulkanologen vor einem bevorstehenden Ausbruch des Vesuv, die Wahrscheinlichkeit solle bei mehr als 50 Prozent liegen. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer Klimakatastrophe ist, hat vielleicht noch niemand ausgerechnet. Aber ich würde sagen: Sie ist für viele Menschen schon da. Und im Augenblick habe ich den Eindruck, dass uns sehr schwierige Zeiten bevorstehen.
Kultur Joker: Hilft angesichts apokalyptischer Szenarien der Humor? Welche Rolle spielt für Sie das Satirische?
Eugen Ruge: Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Satire ist eine Möglichkeit, mit der Verzweiflung zu leben, sie umzumünzen in Literatur. Dafür bin ich dankbar, deshalb habe ich das Buch geschrieben. Es ist vielleicht auch effektiver als ständige Mahnrufe und Horrorszenarien. Es ist lustig, weil es, so glaube ich, menschliche Denkweisen und Verhaltensmuster entlarvt.
Kultur Joker: Wie glauben Sie, würden Sie auf einen solchen Vulkanausbruch reagieren? Wäre ein Leben mit dem Vulkan für Sie denkbar?
Eugen Ruge: Ich gehöre zu denen, die sich lieber nicht in die Nähe eines ausbruchsgefährdeten Vulkans begeben. Aber was die Klimasituation betrifft, habe ich ja keine Wahl. Ich lebe mit dem „Vulkan“, und zwar bis jetzt gar nicht so schlecht. Aber ich denke an meine Kinder und Enkel, ich denke auch an diejenigen, die jetzt schon unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden. Und ich möchte meinen Lebensabend auch nicht gern in einer disfunktionalen, zerfallenden Gesellschaft zubringen.
Die Lesung ist reservierungspflichtig! Tickets: info@buchladen-rainhof.de oder unter 07661 988 09 21.
Bildquellen
- Pompeji: Copyright: dtv
- Eugen Ruge: © Martin Powilleit