Nachhaltig

Studie zu Bürgergenossenschaften: Engagiert für das Gemeinwesen

Immer mehr Bürgerinnen und Bürger engagieren sich in Genossenschaften für ihr Gemeinwesen. Zu diesem Ergebnis kommt die Ende Januar 2022 erschienene Studie „Bürgergenossenschaften in den Neuen Ländern – engagiert für das Gemeinwesen“. Sie wurde von der Entwicklungsagentur für Neue Genossenschaften innova eG mit einem Projektbüro auch in Freiburg im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi)/ erstellt.
Als zukunftsgerichtete Antwort auf jahrzehntelange Abwanderungsprozesse und die damit einhergehenden sozialen und ökonomischen Abwärtsspiralen in ländlichen Gebieten, schließen sich Bürgerinnen und Bürger zunehmend zusammen. Sie wollen Aufgaben und Dienstleistungen in ihren Gemeinwesen eigenverantwortlich organisieren. In den vergangenen zwanzig Jahren sind so zahlreiche neue Genossenschaften in wichtigen Bereichen der Daseinsvorsorge entstanden.
Zehn ausführlich vorgestellte Bürgergenossenschaften aus den Bereichen Nahversorgung, Mobilität, Kultur und Nachbarschaftshilfe im ländlichen Raum zeigen konkret und lebendig, wie viel Power in ihnen steckt. „Die Ausschreibung des BMWi war ein Glücksgriff“, resümiert Hans-Gerd Nottenbohm, Vorstandsmitglied der innova eG. „Bisher fehlte ein anschaulicher Ein- und Überblick, wie durch Bürgerengagement getragene Genossenschaften besonders in den ländlichen Regionen verbreitet sind, und wie sie weiteren Auftrieb gewinnen können.“ Diese Lücke werde durch die Studie, die „als Ideenpool und erste Handlungshilfe für kommunale und regionale Vertreter:innen aus Politik und Verwaltung konzipiert ist“, ein Stück weit geschlossen, so Nottenbohm.
Die Studie untersucht die Chancen und Potenziale von Bürgergenossenschaften für ländliche Räume in Ostdeutschland. Die Ergebnisse lassen sich in ihren Kernaussagen aber vielerorts auf ländliche Räume übertragen. Die Studie ermöglicht einen komprimierten Einblick in Entstehung und Rahmenbedingungen sowie die besonderen Herausforderungen, denen Menschen begegnen, die eine Bürgergenossenschaft gründen wollen.

Öffentliche Mitverantwortung erforderlich
Bürgergenossenschaften liegen im Trend, entstehen allerdings nicht im Selbstlauf. Wie die Studie verdeutlicht, braucht es kommunale Unterstützung im gesamten Projektentwicklungsprozess: um eine breite Öffentlichkeit zu überzeugen, Förderanträge zu stellen, Handlungsspielräume zu eröffnen und Ressourcen bereitzustellen. Perspektivisch sei es wichtig, dass Bürgergenossenschaften im Gründungs- und Stabilisierungsprozess auf verschiedenen Ebenen die gleichen Chancen erhalten wie andere Unternehmensgründungen, betont das Forschungsteam der Studie.
Der 7-Punkte-Plan im Kapitel Handlungsempfehlungen baut auf der über 20jährigen Erfahrung der innova eG mit genossenschaftlichen Gründungsprozessen. Er verdeutlicht auf überzeugende Weise, wie Bildung, Beratung und Unterstützungsprozesse für Bürgergenossenschaften branchenbezogen angegangen und umgesetzt werden können. Zu allen Fragen um die Gründung, Entwicklung und Unterstützung von Bürgergenossenschaften fungiert die innova eG als kompetente Ansprechpartnerin für Gründungsinteressierte sowie Verantwortliche der öffentlichen Hand, insbesondere in den Kommunen. Sie ist auch mit einem Projektbüro in Freiburg ansässig.

Weitere Infos: Kristina Bayer, Burghard Flieger, Sonja Menzel, Marleen Thürling: Bürgergenossenschaften in den Neuen Ländern – Engagiert für das Gemeinwesen. Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi). Berlin, 1/2022. 138 Seiten. Die Studie kann vollständig und als Kurzfassung heruntergeladen werden: https://www.innova-eg.de/seite/512280/studien,-berichte,-analysen.html. Anforderungen der Printausgabe sind zu richten an: info@innova-eg.de. Inhaltliche Rückfragen: burghard.flieger@innova-eg.de, Tel.: 0170/9690067.

Burghard Flieger

Bildquellen

  • Zu den ältesten erfolgreichen Bürger(energie)genossenschaften in Freiburg gehört die Solar-Bürger-Genossenschaft eG. Auf dem Foto sind die Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat zu sehen.: Foto: Solar-Bürger-Genossenschaft eG