Kunst

Spannungsvoller Dreiklang: Umfangreiche Ausstellung von Werken der „Photo-Painting“-Künstlerin Sandra Eades im Museum Art.Plus in Donaueschingen

Die in Freiburg lebende und arbeitende Künstlerin Sandra Eades (Jahrgang 1949) darf man mit Fug und Recht als eine der PionierInnen des spartenübergreifenden „Photo-Painting“-Genres bezeichnen, das sie seit vielen Jahren mit ihren gleichermaßen eigenwilligen, jedoch stets stiltreuen Arbeiten bereichert.
Das wesentliche Merkmal ihres Schaffens ist die streng geometrische Aufteilung ihrer rechteckigen Bildflächen, in deren klar getrennten Segmenten sich jeweils Fotografien, monochrome Farbflächen und minimalistische Zeichnungen in einem bezugsreichen Miteinander ein Ganzes bilden. Damit sich Letzteres den Betrachtenden erschließt, bedarf es jedoch deren Mitarbeit, sprich: Man muss sich auf das Bild weit über den ersten Eindruck hinaus einlassen. Dies fällt aber nicht schwer, denn Sandra Eades Werke laden förmlich dazu ein, oder besser: Sie fordern auf angenehme Weise dazu heraus.

Sandra Eades: „A Room and a View“, Nr 36, 2017, Foto,Acryl,Katon, 50 x 50 cm © Sandra Eades/Museum Art.Plus

In der Donaueschinger Ausstellung werden ausschließlich Arbeiten aus der Werkgruppe „A Room and a View“ ausgestellt, die die Künstlerin vor 10 Jahren während eines Stipendienaufenthalts in der Villa Tamaris in der Region Provence-Alpes an der Côte d`Azur begonnen hat. Das mediterrane Ambiente ist in vielen Exponaten zu erkennen, freilich jenseits aller Landschaftsromantik, sondern in exzellent beobachteten Detailausschnitten, die man sich oft erst nach und nach vergegenwärtigen muss. Entsprechend dem Titel der Werkgruppe gesellt sich zu den fragmentarischen Foto-Motiven in einem Innenraum immer auch der Blick nach außen, ohne jemals in der Unentschiedenheit einer totalen Kameraeinstellung aufzugehen. Sandra Eades interessiert nicht die fotografische Dokumentation dessen, was zu sehen ist, sondern ein gezielter Blick auf Teilrealitäten – innen oder außen –, die sie in einem Spannungsverhältnis miteinander kombiniert. Das Fallen von Licht und Schatten ist bei der Motivwahl ein wesentliches Kriterium. Die Ästhetik ihrer Fotos wirkt für heutige an die überbordende digitale (meist keimfrei bearbeitete) Bilderwelt gewohnten Augen zunächst etwas fremd. Nicht zuletzt deshalb, weil sie alle analog fotografiert und im Labor entwickelt sind.
Die den jeweiligen Fotos gegenüber-, besser vielleicht zur Seite gestellten monochromen Farbfelder fungieren mal als ruhende Pole, oder auch als visuelle Gärhefe. Gleiches gilt für Eades minimalistische Zeichnungen als dritte Bildkomponenten, deren Funktion als Kommentatoren oder verunsichernde Störenfriede man sich erst erschließen muss.
So fügen sich ihre Bilder jeweils zu einem faszinierenden ästhetischen Mosaik, dem man sich mit einigem Fantasieaufwand nähern sollte, der sich aber in jedem Falle lohnt.
Julia Berghoff, künstlerische Leiterin des Reutlinger Kunstvereins und Laudatorin bei der Ausstellungsvernissage am 9. Juni in Donaueschingen machte dafür möglicherweise einen praktikablen Vorschlag: Man solle vielleicht die eigene Wahrnehmung selbst einmal bewusst wahrnehmen.

Sandra Eades. A Room and a View. Museum Art.Plus, Museumsweg 1, Donaueschingen. Fr-So + Feiertage: 11–17 Uhr. Bis 6.10.2024

Bildquellen

  • Sandra Eades: „A Room and a View“, Nr 36, 2017, Foto,Acryl,Katon, 50 x 50 cm: © Sandra Eades/Museum Art.Plus