Kunst

Schlosslichtspiele 2021 in Karlsruhe präsentieren Projection Mappings internationaler Künstlergruppe

Magische fremdartige Welten, untermalt von stimmungsvollen Klängen, verzaubern in Karlsruhe bis zum 3. Oktober die Mauern des Schlosses. Nach einem Jahr coronabedingterVerbannung in die rein digitale Welt sind die populären Schlosslichtspiele zurück und wieder, sozusagen echt und in Farbe, ab Einbruch der Dämmerung live vom Schlosspark aus zu erleben. Seit Jahren zieht das kostenlose Event der Stadt Karlsruhe und des ZKM Zentrum für Kunst und Medien viele Besucher an. Vor der Pandemie waren die Schlosslichtspiele ein richtiges Festival, es gab Sitzplätze und Stände auf dem Schlossplatz. Viele machten es sich mit Decken, Klappstühlen und Picknick auf dem Rasen gemütlich und genossen die faszinierenden Shows internationaler Künstlergruppen (Projection Mappings), die auf die Schlossfassade projiziert wurden.
Dieses Jahr wird es aus den allseits bekannten Gründen etwas anders sein. Damit erst gar kein Gedränge entsteht, sind in jeder Woche nur zwei Shows zu sehen, die aber im Abstand von 20 Minuten mehrfach wiederholt werden. Dafür weiten sich die Lichtspiele in die ganze Stadt aus. Entlang der Achse vom Schloss zum Marktplatz, in einem Bogen über den Friedrichsplatz zum Naturkundemuseum und dem dahinter liegenden Nymphengarten und zurück über den Stephanienbrunnen hinter der Postgalerie läuft die bequem entlang zu flanierende Strecke in der Innenstadt. In das Light Festival einbezogen sind auch der Festplatz, der KIT Campus und das gern für Kultur genutzte Gelände des Alten Schlachthofs, wofür man besser das Rad oder die Straßenbahn nimmt.
Auf dem Marktplatz kann man den Sonnenuntergang besonders ausgiebig genießen, denn er wird pünktlich alle 5 Minuten eingespielt. Das Naturkundemuseum kehrt Inneres nach Außen. Bis 19:30 Uhr erlebt man über Live Stream das Korallenriff mit den Schwarzspitzenriffhaien Karl und Karla. Wenn es dunkel wird, leuchten auf der Fassade des historischen Gebäudes animierte Quallen auf und die Videoarbeit „C“ lässt die Grenzen zwischen Himmel und Meer verschwimmen. Im Nymphengarten erinnert eine Installation an das Amalienschlösschen. Der Sommersitz von Markgräfin Amalie wurde 1944 fast vollständig zerstört.
Die Illumination rückt nicht nur die Schönheit des 1905 geschaffenen Stephanienbrunnens ins rechte Licht, sondern verweist Kenner auf einen handfesten Skandal. Die große nackte Frauenfigur im Zentrum des Brunnens stieß damals beim Oberbürgermeister und den Stadträten auf Kritik. Hermann Billing und die anderen am Brunnen beteiligten Künstler fügten daraufhin die Gesichter der Kritiker in Stein gemeißelt hinzu… Aus dem All, aufgenommen 2018 auf der ISS, stammt die Grußbotschaft des Astronauten Alexander Gerst, die auf die KIT Bibliothek projiziert wird. Gerst hat am KIT Geophysik studiert und seine Botschaft ist zeitlos aktuell: die Zukunft des Planeten kann nur gemeinsam gesichert werden.
Manche Beiträge zum Karlsruher Light Festival laufen nur bis zum 17. September, andere bis zum Finale der Schlosslichtspiele am 3. Oktober. Die Schlossfassade ist und bleibt der Mittelpunkt. Dieses Jahr sind einige preisgekrönte und neu geschaffene Shows zu sehen: „Nucleus“ geht auf die gleichnamige Komposition von Wolfgang Rihm zurück. „GANESIS“ wurde weitgehend von Künstlicher Intelligenz berechnet und komponiert – überholt KI den Menschen auch in der Kunst? In der Show „Karlskompensator“ geht es auf eine spannende Reise quer durch die Geschichte der Fächerstadt. Ausgesprochen poetisch gibt sich „SyntheticSonnets“ zu einem Remix von Antonín Dvořák 9. Sinfonie „Aus der neuen Welt“ – ein passender Titel für die Schlosslichtspiele Karlsruhe. Auf www.schlosslichtspiele.info steht alles, was man wissen muss, und fünf Shows sind dort auch digital zu sehen. Aber das ist kein Vergleich zum Erlebnis vor Ort. Bis 3. Oktober 2021

Bildquellen

  • Schlosslichtspiele 2021 in Karlsruhe: © ARTIS-Uli Deck