Reger Überlebenskünstler im Erdreich: Zum Tag des Regenwurms
Sie sind nahezu blind, taub und stumm, haben weder Beine noch Arme – trotzdem bewältigen Regenwürmer geschickt die Herausforderungen des Lebens unter der Erde. 46 Regenwurmarten kommen in Deutschland vor, 31 davon sind im Südwesten nachgewiesen. Die wohl bekanntesten Vertreter sind der Gemeine Regenwurm, auch Tauwurm genannt, sowie der Kompostwurm. Den 12 bis 30 Zentimeter langen Tauwurm (Lumbricus terrestris) erkennt man an seinem rötlich gefärbten Vorderende und dem blassen Hinterteil. Er lebt in Wiesen, Gärten und Obstanlagen, gräbt bis zu drei Meter tiefe Gänge und durchwühlt den Boden. Nicht umsonst verdient der Regenwurm den Titel „Gartenmitarbeiter des Monats“: Er lockert die Erde nicht nur auf, sondern düngt sie obendrein auch noch. NABU-Landwirtschaftsreferent Jochen Goedecke ist Spezialist und kennt die Gewohnheiten des willkommenen Gartennachbars.
„Ein Regenwurm ist Tag und Nacht im Einsatz“, erklärt Goedecke. „Er vertilgt pro Tag etwa die Hälfte seines Eigengewichts und hinterlässt dabei Kothäufchen. Diese enthalten wichtige Pflanzennährstoffe, wie Stickstoff, Phosphor und Kalk, und dienen als hochwirksamer, hochkonzentrierter Gartendünger.“ Gleichzeitig durchzieht, lockert und durchlüftet sein Kanalsystem den Boden, was Pflanzenwurzeln und anderen Bodenorganismen zugutekommt.
Als anspruchsloser Mitbewohner mag der Regenwurm sein Heim möglichst naturbelassen. „In einem luftigen, feuchten Boden fühlen sich Regenwürmer am wohlsten. Werden Böden durch schwere Maschinen stark verdichtet, suchen sie das Weite“, sagt der NABU-Experte. „Auf ihrem Speiseplan stehen Blätter, abgestorbene Pflanzenreste und Mikroorganismen.“ Daher ist auch eine ganzjährige Bodenbedeckung sehr wichtig. Diese durchwurzelt den Boden zusätzlich und stellt Schatten und Nahrung für die Regenwürmer zur Verfügung.
Was wurmt den Regenwurm? Ob es Regenwürmern im Boden gut geht, hängt von Faktoren wie Niederschlagsmenge, Bodenart und Vegetation ab. Extreme Wetterereignisse, wie Starkregen und Trockenheit, stellen für Regenwürmer zunehmend eine Herausforderung dar. „Neueste Forschungen zeigen, dass Regenwürmer grundsätzlich in gefluteten Gängen überleben können. Höhere Temperaturen könnten dazu führen, dass die Würmer früher im Jahr aktiv werden und länger im Winter graben und fressen können. Trockene Sommer mit ausgetrockneten Böden machen ihnen jedoch das Leben und Überleben schwer, weil die notwendige Umgebungsfeuchtigkeit fehlt und sie schlechter Nahrung finden”, sagt Goedecke. Wie sich der Klimawandel also auf die Population der Regenwürmer auswirkt, ist noch offen. Klar ist, dass der Regenwurm ein wichtiger und oftmals unterschätzter Bestandteil eines funktionierenden Ökosystems ist.
Bildquellen
- Tauwurm: © NABU/Andreas Hurtig