„Ramses – Göttlicher Herrscher am Nil“
Ausstellung im Badischen Landesmuseum Karlsruhe
Monumentale Statuen und ein geradezu epischer Bericht über eine wichtige Schlacht sind von ihm überliefert. Aber wer war Pharao Ramses II. wirklich? Das Badische Landesmuseum Karlsruhe versucht in der umfangreichen Schau „Ramses – Göttlicher Herrscher am Nil“ bis zum 18. Juni dem Menschen Ramses näher zu kommen.
Das ist, rund 3.300 Jahre nach dessen Leben, gar nicht so einfach. Es fängt schon damit an, dass zwar die Mumie des altägyptischen Pharaos Ende des 19. Jahrhunderts gefunden und ausgewickelt wurde, es aber schwierig ist, aktuelle CT-Daten aus Ägypten zu bekommen. Bislang hat Ramses also noch kein „lebensechtes“ Gesicht. Aber das Badische Landesmuseum arbeitet weiter daran, die nötigen Informationen von den ägyptischen Kollegen zu erhalten.
Die deutschen und europäischen Museen haben gern zur Ausstellung im Karlsruher Schloss beigetragen. Allein der Louvre in Paris hat 50 der insgesamt rund 260 Leihgaben beigesteuert. So kann man sich von der Selbstdarstellung des Pharaos über die politische Lage seiner Zeit, die benachbarten Großmächte, seine Familie und seinen Regierungsstil bis zu seinen Briefen Ramses Stück und Stück annähern. Dabei kommen erstaunlich moderne Details zu Tage. Fake News? Das beherrschten schon die alten Ägypter. Ramses II. hatte bei der Schlacht von Kadesch gegen die Hethiter beinahe eine vernichtende Niederlage erlitten. Aber der Pharao stellte sich seinem Volk als Sieger dar, der geradezu im Alleingang die Bedrohung durch die Hethiter abgewendet habe. Eine ganze Wand ist der Abbildung der Schlacht in Hieroglyphen gewidmet.
Tatsächlich war Ramses II. klug genug, Frieden zu schließen und den Friedensschluss durch eine politische Heirat mit einer hethitischen Prinzessin zu besiegeln. Auch diese Heirat „verkaufte“ der Pharao als einen Sieg über die Hethiter. Allerdings geht das nicht auf galoppierenden Größenwahn zurück. Ebenso wie die überlebensgroßen, allgegenwärtigen Statuen diente die Umdeutung der Ereignisse dazu, die eigene Herrschaft zu legitimieren. Das Modell des Ramesseums, der großen Tempelanlage, die Ramses II. zu Lebzeiten für sich selbst anlegen ließ, dokumentiert einen Herrschaftsanspruch, der ins Religiöse geht. Für die alten Ägypter gehörte das zusammen, der Pharao sollte im Verbund mit den Göttern Frieden und Wohlstand garantieren. Ein gut erhaltenes Relief zeigt den jungen Ramses II. zwischen den Göttern Horus und Isis.
Eine Ahnung des Luxuslebens der ägyptischen Oberschicht vermitteln die bemalten Fliesen aus Pi-Ramesse. So hieß die von Ramses II. neu gegründete Hauptstadt. Eine virtuelle Rekonstruktion in der Ausstellung vermittelt einen schönen Überblick über Villen, Gärten und Pferdeställe. Sie verraten ebenso wie die bei Ausgrabungen gefundenen Waffen, dass Ramses‘ Hauptstadt auch eine militärische Schlüsselfunktion inne hatte. Lanzen- und Pfeilspitzen, Schwert und Dolch: auch das Kriegsgerät ist in den Vitrinen präsent.
Ein Pharao allein macht noch keinen Staat. Die Karlsruher Schau gibt einen Einblick in die Familie, die aus mehreren Hauptfrauen, weiteren Nebenfrauen und einer schier unüberschaubaren Zahl an Kindern bestand. Einige davon erhalten ein Gesicht, von anderen wie der Lieblingsfrau Nefertari erfährt man, dass sie mit der Gemahlin des hethitischen Königs korrespondierte. Bestens erhaltene Statuen zeigen die wichtigsten Beamten von Ramses II., zum Beispiel den Wesir Paser oder Setau, den Vizekönig der goldreichen Provinz Kusch.
Vom Leben der Oberschicht blieb einiges erhalten. Aber in Karlsruhe erinnert man auch daran, dass 95 Prozent der Menschen im alten Ägypten Bauern und Handwerker waren. Ein paar einfache Gefäße und eine Vorzeichnung stehen für das bescheidene Leben der einfachen Leute. Und eine überlieferte Ansage des gottgleichen Ramses II., die beweist, dass der Pharao wusste, worauf es den Arbeitern ankam: auf gut gefüllte Bäuche!
„Ramses – Göttlicher Herrscher am Nil“ ist bis zum 18. Juni dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr im Badischen Landesmuseum Karlsruhe zu sehen.
Nike Luber