Photographien und Videos von Donata Wenders in der Galerie Baumgarten
Es ist eigenartig: Betritt man die Räume der Galerie von Albert Baumgarten mit der aktuellen Ausstellung der Bilder von Donata Wenders, stellt sich sogleich ein angenehmer Empfindungstrialog zwischen Ruhe, Geborgenheit und positiver Spannung ein.
Ihre im Silbergelatine-, Archival Pigment- und Photogravur-Verfahren ausschließlich analog bearbeiteten Photographien erschaffen schon im ersten Blick eine freundschaftlich einladende Atmosphäre, lassen die objektive Distanz zwischen Betrachter und Kunstwerk fast augenblicklich verschwinden.
Schaut man genauer, erschließt sich der Grund dieser Anziehungskraft: Es ist der empathisch-behütende Blick der Künstlerin auf ihre Motive, gerichtet auf das Wesentliche. Hier wird nichts entlarvt, voyeuristisch enthüllt oder visuell ausgebeutet! Hier wird dagegen akribisch beobachtet. Dann wählt sie mit achtsamem Respekt Darstellungsweise und Blickwinkel und es entstehen einzigartige photographische Erzählungen und Gemälde.
Zum Beispiel bei ihren zahlreichen Porträts von bekannten Künstlerpersönlichkeiten: Donata Wenders zielt gerade nicht darauf, den vordergründigen Vorteil von deren Popularität oder Prominenz zu nutzen. Vielmehr wählt sie bewusst Momentaufnahmen, die unter die Oberfläche dringen. So zeigt sie etwa den konzentrierten Peter Handke beim Nähen von Hand in einer Perspektive, die seine entblößten Füße in den Mittelpunkt stellt und durchbricht damit das allgemeine Klischee der Darstellungsweise vom stets durchgeistigten introvertierten Denker und Literaten. Vergleichbares ließe sich über die Porträts von Paul Auster, Pina Bausch, Enrica und Michelangelo Antonioni oder von ihrem Mann Wim Wenders sagen. Dieselbe behutsame Bildkraft geht von der Bilderserie „Ornomichi“ aus, die alltägliche Handwerksszenen aus Japan zeigt und setzt sich fort im bewegten Bild ihrer Video-Installationen.
Im Kontrast zur Schwarz-Weiß-Welt von Donata Wenders stehen die im Kabinett gezeigten Ölbilder des Neu-Isenburger Malers Horst Noll. Hier dominieren die satten Farben seiner haptisch anmutenden, an gewobene Textiltexturen erinnernden Strukturen.
Zusätzlich sind noch drei aus dem Vollen geschnitzte filigrane Holzskulpturen des Berliner Bildhauers und Musikers Till Hertling zu bestaunen.
Donata Wenders. „Through the cracks of time“, Galerie Albert Baumgarten, Kartäuserstr. 32, Freiburg. Di-Fr 15-19 Uhr, Sa 11-14 Uhr. 15.-18. April geschlossen. Bis 23. April 2022.
Bildquellen
- Donata Wenders „Portrait of a painter“ 2010, silver gelatin print, 77 x 51 cm: Foto: Donata Wenders