„Patient Blood Management“ im Evangelischen Diakoniekrankenhaus
Blut ist ein sehr wertvolles Organ und transportiert auch den lebensnotwendigen Sauerstoff durch unsere Gefäße. Als medizinisches Konzept zur Stärkung der körpereigenen Blutreserven trägt „Patient Blood Management“ wesentlich zu Steigerung der Patientensicherheit bei und wird deshalb bereits seit 2011 von der Weltgesundheitsorganisation für den medizinischen Alltag eingefordert. Das vom deutschen Netzwerk Patient Blood Management 2019/2020 mit dem Silber-Zertifikat und 2020/2021 mit dem Gold-Zertifikat ausgezeichnete Ev. Diakoniekrankenhaus Freiburg konnte innerhalb weniger Jahre die Anzahl der pro Jahr verwendeten Blutkonserven auf heute 600 halbieren.
Blutspender schenken ihr Blut anderen und leisten damit einen wertvollen Beitrag zur Rettung schwerverletzter Unfallopfer sowie zur Durchführung großer Operationen. Aber nirgendwo auf der Welt werden so viele Transfusionen durchgeführt wie in Deutschland. Dabei birgt ein zu liberaler Umgang mit Blut auch Risiken: Bereits die Gabe von einer einzigen Blutkonserve erhöht das Sterblichkeitsrisiko des Patienten um das Sechsfache. Das Risiko für Wundinfektion verdoppelt sich und das für Lungenkomplikationen verfünffacht sich. Je mehr Blut gegeben wird, umso höher ist die Komplikationsrate. „Blut sollte daher wie jedes Medikament nur bei klarer Indikation und im Bewusstsein der durchaus relevanten Nebenwirkungen genutzt werden, da im Grunde jede Bluttransfusion eine kleine Organtransplantation darstellt“, betont Prof. Dr. Christoph Wiesenack, Ärztlicher Direktor des Ev. Diakoniekrankenhauses und Chefarzt der Anästhesiologischen Klinik. Statt die Blutarmut (Anämie) großzügig mit den ohnehin oft knappen Blutkonserven zu behandeln setzt das Ev. Diakoniekrankenhaus auf ein modernes „Patient Blood Management“ (PBM), einem multidisziplinären, evidenzbasierten Behandlungskonzept zur Reduktion nicht indizierter Bluttransfusionen. Im Vordergrund steht die bei 30 bis 35 Prozent aller Patienten erforderliche Behandlung der meist durch Eisenmangel geprägten Anämie vor dem operativen Eingriff, die Minimierung des Blutverlustes während der Operation sowie die Optimierung der Anämiebehandlung/-toleranz nach der Operation.
Bundesweit wird die Initiative aktuell von rund 200 Kliniken unterstützt. Im Rahmen der von 28 Kliniken durchgeführten Zertifizierung erreichten vier Kliniken das Level Bronze, 14 Kliniken das Level Silber und zehn Kliniken das Level Gold. Vorausgegangen ist ein Audit, das Quantität und Qualität der umgesetzten Maßnahmen berücksichtigt. Dabei werden auch typische Komplikationen während des Krankenhausaufenthaltes (Sterblichkeit, Myokardinfarkt, Schlaganfall, akutes Nierenversagen, Sepsis, Pneumonie), Länge des Krankenhausaufenthaltes sowie prä- und postoperative Hämoglobinwerte ausgewertet.
Weitere Infos: www.patientbloodmanagement.de
Bildquellen
- Prof. Dr. med. Christoph Wiesenack: (© Ev. Diakoniekrankenhaus)