Kunst

„Parallel“: Doppelausstellung minimalistischer Kunst in zwei Freiburger Galerien

Elementarkunst ohne Botschaft

Länderübergreifende Ausstellungen mit Werken minimalistischer und nichtgegenständlicher Kunst gab es in Freiburg bisher nicht. Mit „Parallel“ ist eine solche bis Mitte April im Freiburger Kulturwerk T66 und im E9A projectspace for abstract and minimal art zu sehen.

Geometrische Objekte von Anne-Rose Regenboog aus dünnen Stahldrähten, bis 12. April ausgestellt in der Galerie T66.

Ein Novum im Freiburger Kunstleben haben wohl die beiden Galerien T66 Kulturwerk und e9a projectspace for abstract and minimal art etabliert. Jikke Ligteringen (T66) und Werner Windisch (projectspace) pflegen beide Kontakte zu niederländischen Künstlergruppen und griffen die Idee, eine länderübergreifende Ausstellung mit Werken von nichtgegenständlich- minimalistisch arbeitenden Künstlerinnen und Künstlern zu konzipieren sofort auf.

Ergebnis: 13 Kunstschaffende aus beiden Ländern stellen vom 15. März bis 12. April parallel in beiden Galerien aus. Der Titel „parallel“ weist einmal direkt darauf hin, kann aber auch als Hinweis auf die Linie als ein in der Minimalkunst vielfach verwendetes Formelement gesehen werden.

Der Freiburger Publizist Herbert M. Hurka kreiste in seiner Einführung bei den an zwei aufeinander folgenden Tagen in beiden Galerien stattfindenden Vernissagen den Begriff Minimalkunst ein. In Verwandtschaft zur Konkreten Kunst und dem Konstruktivismus bilde die minimalistische Kunst nichts ab, sondern reduziere die bildnerische Kunstgestaltung auf ihre „elementaren Ingredienzien Linie, Fläche, Farbe“. Konsequent folge aus dieser radikalen Beschränkung der vollständige Verzicht des Künstlers, die Welt in ihrer Gegenständlichkeit wiederzugeben oder gar zu interpretieren. Somit verweise im Minimalismus sowohl jedes Bild­element als auch das Kunstwerk in seiner Gesamtheit nur auf sich selbst.

Daraus entstünden, so Hurka, auch neue Möglichkeiten: „Mit der Beschränkung, der Regression, Begrenzung, Restriktion auf die einfachsten, die substanziellen Ingredienzien implodiert die Kunst in einen Nullpunkt, von dem aus sie sich nicht nur ganz neue Felder erschließen, neue ästhetische Standards setzen, ja, sich insgesamt neu definieren kann“.

So fügen sich in der Galerie T66 in den Objekten von Anne-Rose Regenboog aus dünnen Stahldrähten zusammengelötete geometrische Grundformen wie Dreiecke, Rechtecke und Quadrate zu regelmäßigen Würfeln zusammen, die sich nur durch die verschiedene Anordnung ihrer Grundelemente unterscheiden, die sich allerdings nicht an der Strenge etwa Platonischer Körper orientiert. Je nach Lichteinfall setzen die Schatten der dünnen Drahtkanten zusätzliche visuelle Reize. Werner Windisch setzt dagegen ganz auf monochrome Farbflächen, die allerdings auch aus übereinander gelegten semitransparenten Farbschichten entstanden sein können und so auch auf Lichtveränderungen reagieren.

Beispiele der Exponate in e9a projectspace for abstract and minimal art sind die ebenfalls aus geometrischen Grundformen und unterschiedlicher Farbgebung zusammengesetzten Phantasie-Kristallformen von Alexandra Centmayer. Dort findet man auch die aus einfacher Wellpappe zusammengeleimten und mit Kaseinfarben bemalten plastischen Arbeiten von Jens Reichert.

 

Was: Ausstellung „Parallel“
Wann: bis 12. April 2019. T66: Do-Sa 14-18 Uhr, E9A: Mi & Fr 15-19 Uhr, Sa 10-14 Uhr & nach Vereinbarung
Wo: T66 Kulturwerk, Talstraße 66, 79102 Freiburg und e9a projectspace for abstract and minimal art, Eschholzstraße 9a, 79106 Freiburg
Web: www.t66-kulturwerk.de & www.facebook.com/a9aww/

Bildquellen

  • kultur_joker_t66_objekte_anne-rose_regenboog_c_erich_krieger: Erich Krieger