Kunst

Neue Objekte im Skulpturenpark Faulerbad und Faulerstraße

Pure Lust an der Kunst

Nun gibt es sie bereits seit achtzehn Jahren – und doch erfindet sie sich jedes Jahr neu: Die umfängliche Freilichtausstellung „Kunst im Faulerbad und in der Faulerstraße“, die auf dem idyllischen Areal der Liegewiese als reine Skulpturenausstellung begann, um dann schließlich auf die Faulerstraße überzuschwappen.

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Skulptur „Bis zum Hals“ von Hilde Bauer und Roland Radenz © FriZi

Biegt man von der Kronenbrücke kommend in diese ein, begrüßen einen schon von weitem drei auf hohen Stangen tollende Fabelwesen, die sich vor Unband kaum zu halten wissen; eine Arbeit von Jörg Siegele, der den Skulpturenpark seinerzeit initiierte und heute (im Verbund mit einem Förderverein) auch leitet.
Insgesamt 24 Künstlerinnen und Künstler sind vertreten. Einige der Arbeiten sind alte Bekannte und seit Jahren mit ihrer Umgebung verwachsen. Andere, und das sind beträchtliche, residieren hier nur für die Dauer eines Jahres, um dann neuen Arbeiten Platz zu machen. Mit der wechselnden Gesellschaft verändert sich auch die Dynamik der Gesamtkonzeption, so dass man sich jährlich einer neuen Ausstellungssituation gegenübersieht.

Die schweren Metallobjekte bilden sozusagen die Konstante, innerhalb derer sich all das übrige ereignet. Neben Jörg Siegeles verschiedenen Phantasiewesen, Dietrich Schöns schwerer Eisenplastik „Asabuh“ und Heinz Treibers kinetischem Objekt „Rondo“ dominiert Peter Zimmermanns sechs Meter hohe „Watts Tower“ den Platz. Ihre schwere Gerüststatur findet ihre Entsprechung in Alois Landmanns massiger Granitscheibe „Rad II“. Ihnen gegenüber nehmen sich Ralf Webers kunstvoll versehrte Steinobjekte geradezu leicht aus (aktuell eine schöne spindelförmige Arbeit „o.T.“, deren kristallin-zerfräste Mitte sich dem Betrachter regelrecht anzubiedern scheint), wohingegen Jörg Bollins gewichtiges Kalkstein-Stahl-Objekt „Response“ die Genese der Skulptur reflektiert.

Heuer sticht zudem eine besondere Farbigkeit ins Auge, ausgehend nicht nur von den großen Fotografien an den Wänden (Astrid Steinbrecher, Walter Gehri und Vera Peter neben Georg Kleins Plakat-Klanginstallation „Tracing Godwin“ von 2015), sondern auch von Léonie von Rotens blautönig-gestreifter gewaltiger Stele „Sedimente“, die nahezu aus sich heraus zu leuchten scheint. Die vergoldeten Stühle („scheinbar vielleicht trotzdem“) von Claudio Magoni und Ursula Bohren-Magoni korrespondieren mit wenig entfernt vor einer Leiter liegenden goldenen Äpfeln, „Proventus“, einer Arbeit von Maria Cristina Tangorra. Chris Popovic’ Installation „upsite down“ spielt mit der grünen Rasen-Künstlichkeit innerhalb des natürlich gewachsenen Umfelds.
In Anlehnung an die Be-stimmung dieses Ortes schufen Hilde Bauer & Roland Radenz die kunterbunte und überaus witzige Installation „Bis zum Hals“ mit 75 aus der Wiese ragenden Köpfen, die, sämtlich mit verschiedenfarbigen Bademützen bekleidet, in rautenförmiger Formation schwimmend das Gras zu durchpflügen scheinen.
Geistreicher Witz spricht auch aus Konrad Wallmeiers technisch aufwändiger aktueller Arbeit „Neptuns Schwester“ wie schon die mit Lockenwicklern versehene Trauerweide („Dauerwelle“) vom letzten Jahr. Hier hat die pure Lust an der Kunst offenbar das Sagen, wie auch an den filigranen, in die ehemaligen Schränke installierten Arbeiten und nicht zuletzt an Thomas Wenks Klanginstallation „Zweieinhalb-Minuten-Wandbeschreibung“ deutlich zu merken ist.

Kunst auf der Liegewiese des Faulerbads und auf der Faulerstraße, noch bis 24. Mai 2017, Liegewiese: tgl. 12-20 Uhr.

Friederike Zimmermann