Mozarts Oper „Idomeneo“ an der Operá National du Rhin in Straßburg
“Fluglotsen beim Betriebsausflug”
Ein Vater, der seinen Sohn opfern soll, um ein göttliches Gelübde zu erfüllen – in Mozarts Oper „Idomeneo“ geht es um die Beziehung zwischen Menschen und Göttern. Inwieweit muss der Mensch den göttlichen Willen erfüllen? Wo beginnt die eigene Verantwortung?
In der elsässischen Operá National du Rhin ist nun Mozarts dreiaktige Opera seria in der gekürzten Wiener Fassung zu sehen. Die Ballettmusiken sind hier gestrichen, die Partie von Idomeneos Sohn Idamante ist mit einem Tenor statt einem Sopran besetzt. Der Abend lässt musikalisch wie szenisch einen zwiespältigen Eindruck. Der ästhetischen Inszenierung von Christophe Gayral fehlt es an Führung und Fokussierung. Das Solistenensemble hat Licht und Schatten. Einen durchweg guten Eindruck hinterlässt das Orchestre symphonique de Mulhouse unter der Leitung von Sergio Alapont. Schon bei der Ouvertüre kann man die dramatische, federnd musizierte Lesart des Dirigenten hören. Die Streicher klingen gut akzentuiert und entwickeln einen aufgerauten Ton. Auch der vielbeschäftigte Chor (Leitung: Sandrine Abello) hat Durchschlagskraft, ohne dabei zu überdrehen. Wunderbar das freie Continuospiel von Irene Cordelia Huberti am Hammerflügel, das die Extreme verbindet und auch mal das Geschehen anhält.
Barbara de Limburgs spartanische, schwarze Bühne besteht aus großen, mobilen Wänden, die geöffnet und geschlossen werden. Ein blaues Tuch, das vom Schnürboden heruntergelassen wird, ist das Meer. Das Meeresungeheuer wird mit einem Schattenspiel als eine Art Nosferatu dargestellt. Im Monster erkennt sich Idomeneo selbst. Leider fehlt es der Regie neben einem klaren Konzept auch an der Ausarbeitung im Detail. Die Übergänge zwischen den Szenen sind konstruiert. Manche Szenen entfalten unfreiwillige Komik wie am Ende des ersten Aktes, als eine riesige Neptunstatue hereingerollt wird. Der Chor bewegt die blau-weißen Fähnchen mit dem Neptun-Logo im Takt der Musik – und sieht dabei aus wie Fluglotsen beim Betriebsausflug.
Warum die musikalisch hochdramatisch gezeichnete Elettra in einem lila 50er-Jahre-Kleid steckt (Kostüme: Jean-Jacques Delmotte) und sich vor allem mit sich selbst beschäftigt, erschließt sich nicht. Die immer wieder hinzugezogenen Tänzer sind mehr als verzichtbar, weil sie die ohnehin gefährdete Spannung weiter schwächen. Leider agiert auch Maximilian Schmitt in der Titelrolle unglücklich. Sein Tenor entwickelt nur in den ganz lyrischen Stellen Leuchtkraft. Wenn es dramatischer wird, gerät die Stimme ins Knödeln. Den Koloraturen fehlt jede Leichtigkeit. Wunderbar geführt ist dagegen der Sopran von Judith Van Wanroij, die die Idamante liebende Ilia näher kommen lässt. Agneta Eichenholz (Elettra) und Juan Francisco Gatell (Idamante) zeigen musikalisch ebenfalls mehr, als sie szenisch darstellen dürfen. Zum Happy End wird die Statue demontiert. Der Chor entledigt sich seiner Kutten und macht in bunten Klamotten eine Strandparty. Man spielt Frisbee und grillt Würstchen. Naja.
Weitere Vorstellungen: Mulhouse, La Sinne: 8.4., 20 Uhr, 10.4., 15 Uhr, Colmar, Théâtre municipal: 17.4., 15 Uhr. Karten unter www.operanationaldurhin.eu#
Georg Rudiger
Sehr geehrter Herr Rudiger,
Vielen Dank für Ihre Kritik.
Sie haben den Nage nauf den Kopf getroffen,
wenn ich das mal so sagen darf! Ich war ehrlich gesagt
Von der Inszenierung und zum Teil auch von der Auswahl
der Sänger enttäuscht ! Der Protagonist war furchtbar , der
einzige Lichtblick waren die Damen !
Warum , warum warum ….?
Wer wählt denn solche Leute aus ?
Armer Mozart :-(