NachhaltigStadtleben

Liebe Leser:innen,

einer Mutter, ihrer 13-jährigen Tochter und drei weiteren Frauen wurde am 23. Februar 2024 in Österreich das Leben genommen. Das Mädchen und ihre Mutter wurden mutmaßlich durch den 56-jährigen Vater erwürgt, die drei Frauen wurden von einem 27-Jährigen in einem Bordell mit einem Messer attackiert. Femizide, also die Tötung einer Frau aufgrund ihres Geschlechts oder dem Verstoß naturalisierter Rollenvorstellungen und „Traditionen“, sind keine Ausnahme. Überall auf der Welt werden junge Mädchen und Frauen durch die Hand von Männern getötet – weil sie Frauen sind.
Im vergangenen Jahr schlugen UN und UN Women Alarm: 2022 wurden weltweit 89.000 Frauen und Mädchen Opfer eines Femizids – die Zahl ist so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr. Laut dem Bericht des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (www.unodc.org/documents/data-and-analysis/briefs/Femicide_brief_2023.pdf) wurden 55 Prozent der Frauen durch ein Familienmitglied oder einen Intimpartner getötet. Um sich diese Zahl bewusst zu machen: 133 Frauen wurden 2022 jeden Tag durch die Menschen ermordet, bei denen sie Schutz suchten. Diese Frauen sind keine Opfer von Kriegen, Gangs, Drogenkartellen oder anderen kriminellen Milieus. Es sind Frauen wie Du und Ich. Frauen die unsere Mütter, unsere Schwestern, unsere Freundinnen sein könnten. Ihr Verbrechen war allein ihr Geschlecht. Erstmals hat Afrika 2022 Asien an der traurigen Spitze dieser Erhebung abgelöst, in Nordamerika stiegen die Zahlen zwischen 2017 und 2022 um 29 Prozent. Europa sowie Südamerika blicken dagegen auf langsam sinkende Zahlen – der 23. Februar hat jedoch nicht nur Österreich aufgerüttelt. In Deutschland wurde 2023 der Lagebericht zur häuslichen Gewalt durch das BMFSFJ, das BMI sowie das BKA vorgestellt. Insgesamt wurden 126.349 Frauen Gewalt in der Partnerschaft angetan, 133 Frauen wurden Opfer eines Femizids durch ihren (Ex)Partner. Und das sind nur die zur Anzeige gebrachten Delikte. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein. Bevor braune Populist:innen nun die Zahlen verdrehen möchten: Opfer von vollendeten oder versuchten Gewalthandlungen waren zu 68,7 Prozent deutsche Staatsangehörige. Die Anzahl der deutschen Opfer ist im Vergleich zum Vorjahr um 7,5 Prozent gestiegen, die ohne deutsche Staatsangehörigkeit um 13,7 Prozent. Schutzräume wie Frauenhäuser sind maßlos überfüllt und überfordert. Das waren sie bereits vor 2015 und sind es heute noch immer. Der Schutz von Frauen und Mädchen in unserer Gesellschaft mag gern dazu genutzt werden, Werbung oder Wahlversprechen zu machen. Die Zahlen sagen aber etwas anderes.
Liebe Leser:innen, am 8. März ist internationaler Frauen(kampf)tag. Auch wenn an diesem Tag für die Rechte von Frauen gekämpft wird, sollten sich insbesondere Männer die Zeit nehmen, sich der Situation bewusst zu werden. Denn Femizide sind das Resultat patriarchaler Norm- und Wertevorstellungen. Diese aufzulösen ist nicht allein die Aufgabe von Frauen. Es liegt an uns allen, Frauen und Mädchen in unserer Gesellschaft zu schützen.
Auf dem Stühlinger Kirchplatz findet am 8. März, 14-17 Uhr, die Veranstaltung „Sorgende Stadt Freiburg? Wir arbeiten dran!“ des Feministischen & Frauenstreiks Freiburg statt, bei der 15 Infostände mit über 20 Organisationen Aufklärung leisten. Von 11-15 Uhr präsentieren Freiburger Frauengruppen, Initiativen und Institutionen ihre Arbeit auf dem Rathausplatz. Bis 17. März starten damit dann auch die jährlichen Aktionstage, bei denen mit diversen Veranstaltungen für die Rechte von Frauen sensibilisiert wird. Eine Großdemonstration startet um 17 Uhr auf dem Platz der Alten Synagoge.

Bildquellen

  • Der Weltfrauentag geht uns alle etwas an: Foto: Ipanemah Corella via pexels