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Leserbrief: Das Aus für DIE KUGEL – Projektentwicklung als Realsatire

Es ist kein Geheimnis, dass einige Vertreter der Stadtverwaltung, darunter die Herren BBM Haag, OB Horn und offenbar auch der Leiter des Amtes für Projektentwicklung und Stadterneuerung, Robert Staible, dem Projekt DIE KUGEL skeptisch gegenüberstanden. Seit Bestehen des Arbeitskreises Gaskugel e.V. 2019 wurde von der Stadt eher halbherziges, zurückhaltendes Interesse signalisiert. Die ehrenamtliche Arbeit des Arbeitskreises wurde distanziert und mit Vorbehalten zur Kenntnis genommen. Damit hätte man leben können.
Umso erstaunlicher klangen die Worte des OBs Martin Horn, als das Projekt „Gaskugel“ im Juli 2024 den Zuschlag über 3 Millionen Euro Fördermittel aus Berlin für eines von hundert ausgewählten „Nationalen Projekten aus dem Städtebau“ erhielt: „Es freut mich außerordentlich, dass sich das bürgerschaftliche Engagement und unsere Arbeit nun auszahlen. Das Projekt kann einen echten Mehrwert für die Menschen in den umliegenden Quartieren, aber auch für die gesamte Stadt bringen.“
Im Anschluss an diese Worte die Fördermittel vom Bund zu beantragen, deren Anspruch durch das Engagement der Bürgerinnen und Bürger erworben wurde, und dann in letzter Minute einen Rückzieher zu machen – das ist ein Verhalten, das auf einer persönlichen Ebene am ehesten als „niederträchtig“ zu bezeichnen wäre. Auf kommunalpolitischer Ebene ist damit mutwillig ein unrettbarer Schaden angerichtet worden.
Über die Leistung und das Engagement einer Bürgervereinigung mit derart nonchalanter Ignoranz hinwegzugehen beschädigt das Verhältnis zwischen der Stadt und ihren Kulturschaffenden schwer. Wer auch immer für diese Entscheidung verantwortlich war, er oder sie wäre für einen anderen Job besser geeignet, nämlich als Totengräber auf dem Kulturfriedhof.
Falls die Stadt keine anderen Wege findet, ihre Fehlentscheidung zu korrigieren, wird die Gaskugel vor sich hin rosten, bis sie wegen Einsturzgefahr abgerissen werden muss, ungeachtet des Denkmalschutzes. Auch der Abriss wird Geld kosten, vielleicht weniger als ihre Erhaltung und der Umbau in ein einmaliges Kultur- und Klangzentrum kosten würde, das ein echtes Alleinstellungsmerkmal der Stadt Freiburg wäre und Klangkünstler/innen aus aller Welt anzöge. Aber diese Abrisskosten und die vorsätzliche Vernichtung einmaligen Kulturpotenzials scheinen offenbar niemanden zu stören.
Der einzige Lichtblick in diesem beispiellosen verwaltungstechnischen Gewaltakt ist die Tatsache, dass die einmalige Akustik des KUGEL-Innenraums nicht für immer verloren ist. Dank einer am 18. Oktober 2024 gemachten „Impulse Response“ ist es mir gelungen, die Klangeigenschaften der KUGEL digital zu bewahren und auf meiner Homepage klangsignale.com/die-kugel/ zu veröffentlichen, so dass einer interessierten Öffentlichkeit immerhin ein virtueller Eindruck ermöglicht wird.
Dennoch, das Fazit dieser unsäglichen Demonstration städtebaulicher Kulturfeindlichkeit lautet: Die Entscheidung der Stadt, die KUGEL nach allem, was für sie getan wurde, ungenutzt verfallen zu lassen, ist mit dem Etikett „Skandal“ nur unzureichend beschrieben. Es ist eine Schande.

Sven Hinz, freischaffender Komponist/Klangkünstler

Bildquellen

  • Leserbrief: Foto: Janson A.