Kinetische Kunst und Op-Art
„Licht & Bewegung“ – Ausstellung in der Kunsthalle Messmer in Riegel
Optische Vorgänge, Gesetze und Illusionen zu visualisieren, die zum Entdecken herausfordern und dem Betrachter konzentrierte Aufmerksamkeit abverlangen, gehört zu den Anliegen der kinetischen Kunst. Wichtige Vertreter dieser Richtung werden derzeit in einer Ausstellung in der Kunsthalle Messmer gezeigt.
Ausgestellt werden in Riegel etwa Werke von Carlos Cruz Diez (*1923) oder Victor Vasarély (1906 – 1997). Letzterer begründete auch die Op-Art mit, Vasarély zählt er zu ihren Pionieren, denen es mittels einer geometrisch konstruktiven Formensprache gelingt, die Wahrnehmung des Betrachters zu sensibilisieren.
Zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Sehen fordern die Werke von Ludwig Wilding (1927-2010) auf, indem sie durch die Überlagerung von Linienstrukturen immer neue Formen von Bewegung suggerieren, bekannt als Moiré-Effekt. Den Spürsinn des Rezipienten schärfen des Weiteren die Objekte der Malerin und Lichtkünstlerin Regine Schumann (*1961); sie arbeiten mit fluoreszierenden Materialien, die ihre Wirkung durch die Zuführung von Schwarz-Licht entfalten.
Für ihre Komposition beruft sie sich auf Goethes Farbenlehre und will, nach eigenen Aussagen, „Raumtemperaturen“ schaffen. Mit ansprechenden Versuchsanordnungen, die das Verhältnis von Licht, Farbe und Raum hinterfragen und durch zyklische Wiederholung faszinieren, sieht sich der Betrachter durch Hans Kotters (*1966) Installationen konfrontiert. Der Wirkung von Form und Farbe geht überdies der Künstler Kammerer-Luka (*1929) nach, wobei ganz andere Akzente gesetzt werden.
Wiederum unterschiedlich verfährt der Maler und Bildhauer Adriano Piu (*1954), der in Riegel seine Serie „Interlocutory Movement“ aus veränderbaren Holzelementen zeigt, sie lassen sich zu verschiedenen Reliefs verschieben. Licht und Bewegung sind hingegen bestimmende Elemente der Metallskulpturen von Siegfried Kreitner (*1967), die wie technische Objekte aussehen, aber keinen praktischen Zweck haben. Sie dienen einer „Minimalkinetik“, was hier bedeutet, dass sich verschiedene Teile dieser Skulpturen fast unmerklich langsam verändern, angetrieben durch Elektromotoren. Weitere in Riegel ausgestellte Künstler wären zu nennen, darunter Yvaral, Rolf Schneebeli, Dadamaino.
Kinetische Kunst und Op-Art begannen als internationale Bewegungen seit den 1950er Jahren im Kontext gesellschaftlicher Umbrüche, die den Kunstbetrachter nicht nur als passiv begreifen, sondern ihn an „offenen“ Kunstwerken partizipieren lassen wollten – angereizt durch Werkzeuge wie bewegte Bilder, (Licht-)Objekte und Environments. Über die Fähigkeit zu beobachten und seine Sinne zu betätigen, darüber verfügt jeder Mensch, nicht nur der Experte – das lässt sich in dieser Ausstellung erproben.
Licht & Bewegung. Kunsthalle Messmer. 79359 Riegel a. K. Di – So 10 – 17 Uhr. Events und Führungen siehe: www.kunsthallemessmer.de. Bis 28.1.2018
Cornelia Frenkel