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Im Gespräch mit Gilead Mishory, Pianist und Lehrender an der Musikhochschule Freiburg, initiierte eine Bühne für internationale Musikstudierende mit dem Goethe-Institut

In Kooperation mit der Hochschule für Musik Freiburg findet im Goethe-Institut Freiburg die Konzertreihe „Klavier bei Goethe“ statt. Hier wird internationalen Musikstudierenden eine Bühne geboten – initiiert durch den Pianisten und Hochschulprofessor Professor Gilead Mishory. Elisabeth Jockers befragt den Pianisten zur Konzertreihe, Chancen junger Musiker:innen und missende Stücke.

Kultur Joker: Herr Mishory, auf Ihre Initiative hin wurde die Konzertreihe „Klavier bei Goethe“ ins Leben gerufen. Welche Idee steckt dahinter?

Gilead Mishory: Wir wollten unseren Studierenden aus dem Ausland eine Gelegenheit geben, sich außerhalb des „geschützten Gemäuers“ der Hochschule zu präsentieren. Der Rahmen bei „Goethe“ ist dafür ideal: relativ intim, hochschätzend, unterstützend. Ein wichtiges Element dabei ist, dass die PianistInnen in die gespielten Werke auf Deutsch einführen. Somit gewinnen sie an Selbstsicherheit, sowohl in der ihnen noch fremden Sprache als auch im Bereich der Musikvermittlung, die im Kulturleben immer wichtiger wird.

Kultur Joker: Wie wichtig sind solche Formate für junge Musiker:innen?

Gilead Mishory: Extrem! Jeder Auftritt ist ein Baustein in der Entwicklung eines jungen Musikers. Man lernt sich bei solchen Situationen kennen. Einheimische Studierende haben oft solche „geschützten“ Gelegenheiten in ihren Heimatorten, durch Familie oder Bekanntschaften. Ausländische Studierende sind in dieser Hinsicht hilflos. Diese Konzertreihe versucht, dem ein wenig entgegenzuwirken.

Kultur Joker: Wie ergänzt sich die Konzertreihe als Kooperation zwischen der Hochschule für Musik und dem Goethe-Institut?

Gilead Mishory: Bei den Konzerten geschieht das, was beim Goethe-Institut auf täglicher Basis passiert: Deutsch wird, in kleinen Schritten, von der Fremdsprache zu einer eigenen Sprache, mit der man sich traut, seinem Nächsten in die Augen zu schauen und zu kommunizieren – das habe ich als Student vor vierzig Jahren selbst erlebt. Es ist auch immer wieder schön zu beobachten, wie das lokale Publikum die Mühe der PianistInnen, sich auf Deutsch auszudrücken, schätzt, manchmal über diese oder jene Formulierung schmunzelt, andererseits ihre Performance-Leistung schier bewundert. Nach dem Motto: Ich, ZuhörerIn, kann zwar besser Deutsch, aber Ihre „Sprache“, die Musik, würde ich nur im Traum so toll beherrschen.

Kultur Joker: Gibt es besondere Schwerpunkte, die bei den Konzerten gesetzt werden? Und werden die Konzertabende von den Studierenden selbst konzipiert?

Gilead Mishory: Die Programme sind jeweils ein Ergebnis des angebotenen Repertoires aus den verschiedenen Klavierklassen. Normalerweise sind drei PianistInnen dabei, und ich versuche den Verlauf des Abends so kurzweilig und abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Ich tue mein Bestes auch neue Musik, bzw. Musik des 20. Jahrhundert zu integrieren. Die Einführungen machen diese Werke viel zugänglicher, auch für nicht „geschultes“ Publikum. So, finde ich, sollten Konzerte insgesamt aussehen: Neue Musik als täglicher Bestandteil der Konzertprogramme. Nicht auf einer „Insel für Spezialisten“.

Kultur Joker: In Zeiten anti-demokratischer Bewegungen und globaler Konflikte können niederschwellige Formate wie „Klavier bei Goethe“ zum Austausch führen. Wie sind die Resonanzen des Publikums aber auch der Studierenden?

Gilead Mishory: Das Publikum ist so gut wie immer begeistert. Man merkt den echten Wunsch nach Gespräch. Und beim Glas Wein, mit dem das Publikum von den Goethe-MitarbeiterInnen nach dem Konzert verwöhnt wird, entstehen sehr nette Schwätzle zwischen ZuhörerInnen und den Aufführenden- auf Deutsch.

Kultur Joker: Welches Stück wurde bislang noch nicht gespielt, dem Sie gerne mehr Aufmerksamkeit schenken würden?

Gilead Mishory: Schumanns „Von fremden Ländern und Menschen“.

Kultur Joker: Lieber Herr Mishory, vielen Dank für das Gespräch.

Bildquellen

  • Gilead Mishory: © Rita Eggstein