„Gutes böses Geld“ – Ausstellung in der Kunsthalle Baden-Baden
„Dreiklang von Geld, Macht, Erotik“
„Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles“, lässt Dichterfürst Johann Wolfgang Goethe das Gretchen in seinem „Faust“ feststellen. Man kann das Wort Gold ruhig durch das Wort Geld ersetzen, der Spruch wird nicht weniger zutreffend. Geld ist ein immer aktuelles Thema, dem die Kunsthalle Baden-Baden eine ganze Ausstellung widmet. „Gutes böses Geld. Eine Bildgeschichte der Ökonomie“ beleuchtet noch bis zum 19. Juni die Rolle, die der Mensch dem „schnöden Mammon“ einräumt. Die ausgewählten Kunstwerke der Großen Landesausstellung reichen von der Antike bis zur Gegenwart, und die Ausläufer gehen bis ins Stadtmuseum und das Spielcasino.
Dabei folgt die Schau der Spur des Geldes nicht streng chronologisch, aber künstlerisch wie inhaltlich sehr vielfältig, unterhaltsam und sogar spannend. Unauffällig, geradezu bescheiden sehen zwei der allerersten Münzen überhaupt aus. Der legendäre König Kroisos, seit den Römern als Krösus bekannt, soll die lydische Münzwährung erfunden haben. Sein sagenhafter Reichtum brachte ihm kein Glück, er verlor den Krieg gegen die Perser. Hölzerne Bildtafeln bringen die Besucher mit einem Zeitsprung von der Antike ins Mittelalter. Ausgerechnet die Angehörigen des Berufsstands der Geldwechsler scheinen begeisterte Auftraggeber für Porträts gewesen zu sein, die sie konzentriert bei der Arbeit zeigen.
Ausgesprochen verhasst waren die Steuereintreiber, daran lässt das gezeigte spätmittelalterliche Bild auch keinen Zweifel. Die kostbare Brosche am Hut und der Pelzbesatz des Gewands verraten, dass Steuereintreiber selbsttt sehr gut verdient haben. Mit tückischem Blick und schiefem Grinsen gleicht der Gehilfe des Steuereintreibers einer Karikatur. Vielleicht war aus Sicht des Malers Geld nicht böse, aber auf jeden Fall diejenigen, die den Menschen ihre sauer verdienten Groschen abgenommen haben.
Der Dreiklang von Geld, Macht und Erotik stellt ein unerschöpfliches Thema dar, das in der Kunsthalle mit Lucas Cranach d. Ä. anfängt und im Casino mit den schockierend direkten Darstellungen von der Erotik des Geldes der zeitgenössischen Künstlerin Anahita Razmi aufhört. Die Jahrhunderte dazwischen steuerten zuverlässig Abbildungen vom Griff einer Edelkurtisane zum Geldbeutel des Freiers bei. Eines der sinnfälligsten Werke zeigt, in einer mitreißenden Dynamik, einen jungen Mann, der peitschenschwingend auf die Finanzwelt losgeht. Es handelt sich um ein barockes Gemälde, auf dem Jesus die Geldwechsler aus dem Tempel treibt, und es vermittelt bis heute die Freude des Künstlers und sicher auch seines Publikums an diesem Vorgang.
In einem schönen Kontrast dazu stehen die statischen Porträts der Besitzenden, die sich im Stil des Adels möglichst großformatig in ihren teuersten Gewändern verewigen ließen. Sehr beliebt bei dieser Klientel waren Genrebilder, die betrunkene Bauern in der Wirtschaft darstellten. Wer arm war, brauchte für den Spott nicht zu sorgen und erhielt bestenfalls eine Nebenrolle an den Bildrändern. In geradezu königlicher Haltung streift die reiche Bürgersgattin, ihre Magd im Gefolge, über den Frankfurter Markt. Sie steht in der Bildmitte, während Bauern von den Seiten her versuchen, mit ihr ins Geschäft zu kommen.
Sylvie Fleury spiegelt das heute wunderbar in ihrem vergoldeten Einkaufswagen wider, der sich auf einer spiegelnden Fläche im Kreise dreht. An Geld zu kommen, um es für Konsum wieder auszugeben, davon lebt die Wirtschaft. Die Verlierer der großen Wirtschafts- und Finanzkrisen findet man im zweiten Stock des Baden-Badener Stadtmuseums. Dorothea Lange fotografierte arbeitslose, obdachlose, verzweifelte Menschen während der „Großen Depression“ der 1930er Jahre in den USA. Zu sehen ist auch „Migrant Mother“, ein Foto, das der grassierenden Armut ein Gesicht gab.
Dass die bedruckten Scheine, Geld genannt, plötzlich rein gar nichts mehr wert sein können, erlebten die Menschen in Deutschland während der Inflation in den 1920er Jahren. Daran erinnern die Fotos, auf denen Geldscheine als Altpapier auf ihre Verbrennung warten. Ergänzt wird die „Bildgeschichte der Ökonomie“ durch Elfriede Jelineks „Wirtschaftskomödie“, die am Theater Baden-Baden gespielt wird.
„Gutes böses Geld“. Staatliche Kunsthalle Baden-Baden. Bis 19. Juni. Di – So 10 bis 18 Uhr, www.kunsthalle-baden-baden.de
Nike Luber