Freiburger Literaturgespräch vom 6. bis 9. November
Hauptsache Literatur
Es ist Herbst. Höchste Zeit also Bücherstapel anzulegen. Wer noch Anregungen braucht, sollte das diesjährige Freiburger Literaturgespräch nicht verpassen. Und auch diejenigen, die glauben jede Neuerscheinung bereits wahrgenommen zu haben, sollten die Veranstaltung nicht versäumen.
Die Literaturtage, die vom 6. bis 9. November den Ratssaal des Neuen Rathauses anstatt mit Reden über Politik mit Reden über Literatur füllen werden, finden bereits zum 28. Mal statt.
Eröffnet wird das Freiburger Literaturgespräch in diesem Jahr vom frisch gebackenen Rentier Michael Krüger, der nachdem er 27 Jahre den Hanser-Verlag geleitet hat, sich vom Buchhandel zurückgezogen hat. In diesem Jahr erschien sein Gedichtband „Umstellung der Zeit“. Krüger ist nicht der einzige Lyriker, der von den Moderatoren Helmut Böttiger, Thomas Geiger, Annette Pehnt sowie Martin Bruch und Ann-Christin Bolay vom Freiburger Literaturbüro in ein Gespräch über seine Arbeit gezogen werden wird. Der 1971 geborene Lyriker Jan Wagner ist ebenso zu Gast in Freiburg wie die zehn Jahre jüngere Berlinerin Nadja Küchenmeister, die 2012 mit dem Ulla-Hahn-Autorenpreis ausgezeichnet wurde. Und neben dem aktuellen Peter-Huchel-Preisträger Steffen Popp wird auch der frühere Preisträger Ulf Stolterfoht in Freiburg lesen. Und Lutz Seiler, der nun für seinen ersten Roman mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde, arbeitet für das Peter-Huchel-Haus in Wilhelmshorst. Seiler, der in seinem Roman „Cruso“ von einer Freundschaft unter Männern, dem Rückzugsgebiet Hiddensee und der untergehenden DDR erzählt, ist ja von Haus aus Lyriker – vor allem aber wohl Literat.
Ein Grenzgänger zwischen Lyrik und Prosa ist auch Marcel Beyer, dessen Roman „Flughunde“ kürzlich als Graphic novel erschien und der in diesem Jahr den Gedichtband „Graphit“ veröffentlichte. Per Leo, 1972 in Erlangen geboren, und sein zehn Jahr jüngerer österreichische Kollege Reinhard Kaiser-Mühlecker werden beide Familienromane im Gepäck haben. Leo, der in Freiburg Geschichte, Philosophie und russische Philologie studierte, debütierte in diesem Jahr mit seinem Roman „Flut und Boden“. Der Titel täuscht nicht, es geht in seinem für die Shortlist des Preises der Leipziger Buchmesse nominierten Romans um die NS-Zeit. Einem Geschichtsthema hat sich auch der 1981 in Moskau geborene Autor Sergej Lebedew gewidmet. Lebedew, der bis dahin Gedichte, Essays und journalistische Texte veröffentlicht hatte, befasst sich in „Der Himmel auf ihren Schultern“ mit den Verbrechen des Gulags. Während Angelika Klüssendorf in „April“ die Geschichte einer jungen Frau, die in der DDR sozialisiert wurde und in den Westen ausreist, weitererzählt.
Das Erzählen selbst ist hingegen die Hauptfigur in Verena Roßbachers zweiter Veröffentlichung „Schwätzen und Schlachten“, dessen Titel man ernst nehmen sollte. Ist doch das Schwätzen mindestens genauso wichtig wie das Morden in diesem Roman. Für Natalka Sniadanko ist der Freiburg-Besuch so etwas wie eine Rückkehr. Die Autorin, die in der ukrainischen Partnerstadt von Freiburg, Lemberg, geboren wurde, studierte hier und arbeitete nach ihrer Rückkehr in die Ukraine als Journalistin und Autorin. Da laufen also Fäden zusammen.
Das 28. Literaturgespräch findet vom 6. bis 9. November im Ratssaal des Neuen Rathauses statt. Das vollständige Programm finden Sie unter www.freiburg,de/literaturgespraech