Fotografin unter Musikern (Ausstellung in der Kunsthalle Messmer)
Nur wenige Jahre dauerte ihre Karriere als „Rockfotografin“. Dennoch hat Linda McCartney mit ihren Porträts der Rollings Stones, der Beatles, von Jimi Hendrix und Janis Joplin Fotogeschichte geschrieben. In der aufregenden Zeit von Mitte der sechziger Jahre bis zu ihrer Heirat 1969 mit Paul McCartney sind ihre heute berühmten Aufnahmen der Swinging Sixties entstanden. Immer mit natürlichem Licht und in möglichst entspannten Situationen hat sie die später so berühmten Stars in ihren Anfängen eingefangen. Der junge Jim Morrison blickt mit rundlich weichem Gesicht aus dem Foto und auch Aretha Franklins Stern war gerade erst am Soulhimmel aufgegangen. Janis Joplin mit ihrer Band – als Farbfoto – spiegeln mit Peace-Zeichen und Hippie-Kleidung das Zeitalter der Blumenkinder wider. Mit einem Porträt von Eric Clapton gelang es Linda McCartney auf das Cover des Rolling-Stone-Magazins zu kommen. Zu diesem Zeitpunkt war sie die erste Frau hinter der Kamera, der das gelang. Es gab keine Berührungsängste, man war jung und interessierte sich für die gleichen Themen und Linda gehörte dazu. In entspannter Stimmung konnte sie fotografieren, keine Inszenierungen, wenig Posen, kein Blitzlicht.
Als Fotografin war Linda McCartney Autodidaktin. Ihr Interesse wurde schon früh geweckt, doch außer einem Kurs bei der Fotografin Hazel Archer aus Tucson/Arizona, brachte sie sich alles, was sie benötigte, selber bei. Den Sinn für den richtigen Augenblick, das Auge dafür hatte sie. Das ist es was an ihren Fotos immer positiv hervorgehoben wird: die Momenthaftigkeit und das Intime.
Nach ihrer Heirat mit Paul McCartney war ihre Laufbahn als Chronistin der Bands zu Ende. Danach fotografierte sie ihre Familie, das Haus, Schafe und die Kinder. Sie wurde Mitglied bei den „Wings“, Pauls Band nach den Beatles, spielte Keyboard und sang. Als überzeugte Vegetarierin und Tierschützerin schrieb sie mehrere Kochbücher und propagierte die fleischlose Küche. Heute ist das selbstverständlich, Linda war eine Vorreiterin.
Die Berühmtheit der Familie ermöglichte ihr kein normales Leben mehr in der Öffentlichkeit. Sie begann aus dem Auto heraus zu fotografieren. Die „Roadworks“ sind atmosphärisch dichte Schnappschüsse durchs Wagenfenster. Polaroid-Serien entstanden und die experimentellen „Sun Prints“. Einige Abzüge aus dieser interessanten Serie, die auf einer alten, im frühen 19. Jahrhundert entwickelten fotografischen Technik basiert, sind auch in der Kunsthalle Messmer in Riegel zu sehen. Sonnenlicht spielt bei der Belichtung die Hauptrolle, eine Dunkelkammer kommt gar nicht zum Einsatz.
In der Ausstellung werden auf elf Räume verteilt 125 Fotografien gezeigt. Es ist eine Auswahl aus der Sammlung von Ina Brockmann und Peter Reichelt. Vor Linda McCarthys Tod (1998) konnten sie ihre Kollektion noch in Absprache mit der Fotografin zusammenstellen. Seit einigen Jahren tourt die Sammlung durch verschiedene Kunsthallen und Museen. Letztes Jahr war die Ausstellung in Oberhausen zu sehen. Nun haben wir im Südwesten die Gelegenheit, wenn die Pandemie es erlaubt, den ikonischen Bildern der Linda McCartney und mit ihnen einer ganzen Ära zu begegnen. Ein Blick auf die Homepage der Kunsthalle empfiehlt sich.
Linda McCartney – The Sixties and more.
Kunsthalle Messmer, Riegel.
Verlängert! Bis zum 18. Juli 2021.
Bildquellen
- Jimi Hendrix: Foto: Paul McCartney, Linda McCartney
- The Beatles, bei den Aufnahmen zu Abbey Road, London, 1969: © Paul McCartneyFotografin Linda McCartney