Forschungsprojekt über die Liebe in der heutigen Zeit
LoveArchive
»Nur wir allein können mit unserer Fähigkeit zu lieben dem gleichgültigen Universum eine
Bedeutung geben.» Woody Allen
LoveArchive ist ein Forschungsprojekt über die Liebe in der heutigen Zeit. Mit der Frage »Wie liebst du?» hat sich Karolin Stächele seit Mai 2019 in Kontakt mit zahlreichen
Menschen begeben und ein künstlerisches Tagebuch über Begegnungen, Orte und Begebenheiten erstellt. Im Fokus des Interesses stehen neue Formen von Liebesbeziehungen, Berührungspraktiken und Örtlichkeiten wie Darkrooms, Gespräche mit alten und jungen Menschen, Selbsterfahrungsseminare, Alltagsbeobachtungen oder
öffentliche Diskurse. Liebesliteratur und -briefe dienen als beispielhafte Ansätze, um Antworten zu finden.
Ziel dieser Recherche ist es, die Soziodiversität des Liebesthemas einzufangen und die neuen Pfaden im Zwischenmenschlichen in einer interdisziplinären Performance künstlerisch umzusetzen.
In der modernen Welt verkehrt sich das romantische Liebesideal, die vollkommene Verschmelzung zweier Menschen, in einen erschöpfenden Balanceakt zwischen individueller Freiheit und Verbindlichkeit. Liebe wird in dieser Welt zunehmend als ein frustrierendes Verwalten von Bedürfnissen und Wünschen empfunden. Jedoch, was allgemein als ein großer Verlust an Sehnsüchten und Träumen wahrgenommen wird, hat auch etwas Positives: Die Auflösung moralisch überkommener Grenzen und die Ablehnung von Gewalt in Beziehungen sind gleichzeitig Produkt und Katalysator einer gesellschaftlichen Veränderung, in der das Recht auf sexuelle Lust von Frauen über 50, gelebte Polyamorie, Asexualität und homosexuelle Beziehungsformen in der Mitte der Gesellschaft angekommen zu sein scheinen. Sie alle sind Ausdruck einer neuen Wahrnehmung und Akzeptanz des Körperlichen.
Das LoveArchive will dieses Spannungsfeld künstlerisch erforschen und sich choreografisch-performativ mit der Vielschichtigkeit menschlichen Begehrens und des Liebesausdrucks auseinandersetzen. Die Choreografin Karolin Stächele vernetzt sich mit Laien und Profis gleichermaßen und entwickelt in einem künstlerischen Prozess unterschiedliche Kurzformate. Über den Tanztagebuchverlauf wird ein Internet-Blog erstellt – www.lovearchive.live – auf dem die einzelnen Begegnungen und Outputs gesammelt und beschrieben werden. Der Blog vertieft und dokumentiert thematisch die abschließende performative Installation vom 26. Januar bis 1. Februar 2020 in der Galerie für Gegenwartskunst im E-WERK Freiburg. In dieser werden die Rechercheergebnisse von LoveArchive in der eigens dafür gestalteten Galerie sinnlich-ästhetisch aufbereitet, um dem Publikum eine intensive Erfahrbarkeit des Themas zu ermöglichen. Raum für Gespräche und Diskurs ist gegeben.
Bildquellen
- LoveArchive_quer_kl©Jürgen_Gocke: Jürgen Gocke
- LoveArchive_hoch©Jürgen_Gocke: Jürgen Gocke