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Feministisch wohnen: Eine Gruppe Freund:innen gründet ein solidarisches Wohnprojekt und sucht Unterstützung

Es ist Samstagvormittag und ich schlendere über den Stühlinger Markt. Zwischen Kaffeeduft, frischem Kuchen und Kinderschreien steht ein kleiner Tisch mit einer Playmobil-Palme darauf. „Kennen Sie schon das Mietshäuser Syndikat?“, werde ich gefragt. Es entspinnt sich ein Dialog über Freiburger Mieten, Wohnträume und gemeinschaftliches Zusammenleben. Ich lerne Die Ranke kennen.
„Eigentlich wollten wir nur zusammen wohnen“, erzählt mir die Gruppe. Vor ungefähr einem Jahr begaben sich drei Freundinnen auf die Suche nach einer gemeinsamen Mietwohnung. Diverse Absagen und zwei sehr kurzfristig geplatzte Mietverträge später nahm die Idee Gestalt an, stattdessen ein Haus zu kaufen. Die passende Immobilie fand sich im Freiburger Stadtteil Haid. Die Freude war groß und die Sache stand fest: „Hier ziehen wir ein, hier haben wir einen Garten mit riesiger Palme, sieben Zimmer plus Gemeinschaftsräume und dann noch Platz für Werkstätten und Ateliers“.
Die Gruppe besteht heute aus sechs Freund:innen um die 30 und einem Kind. Sie versteht sich als feministisch: „Wir haben Lust langfristig mit unseren Freund:innen zusammenzuleben und unser Leben gemeinsam zu gestalten!“ Auf der Wohnungssuche sei ihnen häufig die Vorstellung begegnet, eine WG sei stets ein Zwischenstadium auf dem Weg zu etwa einer Kleinfamilie – sie wollen etwas anderes. Gemeinsam wollen sie füreinander da sein und ein Zuhause für FLINTA* gestalten, das einladend für andere und immer wieder auch für die Nachbar:innen ist. Zum Gestalten gehöre auch der Dachausbau sowie die energetische Sanierung des Hauses.
Bei allen Entscheidungen stehen der Gruppe Beratende des Mietshäuser Syndikats zur Seite. Denn von Anfang an war für die Gruppe klar, dass Die Ranke Teil des Mietshäuser Syndikats werden soll. Dieser Projektverbund selbstverwalteter Hausprojekte ist seit den 80er Jahren deutschlandweit auf inzwischen an die 200 Projekte angewachsen und stellt Solidarität, bezahlbare Mieten und die Unverkäuflichkeit der Häuser in den Vordergrund. Dadurch wird das Haus dauerhaft der Immobilienspekulation entzogen und bietet so auch nachfolgenden Generationen günstigen Wohnraum.
„Und mit welchem Geld?“ frage ich. Die Gruppe lacht. Auch die Finanzierung erfolge nach dem bewährten Konzept des Syndikats: „Lieber 1000 Freund:innen im Rücken als eine Bank im Nacken“. Ganz ließe sich ein Bankkredit nicht verhindern, jedoch werde ein Großteil der Kosten durch sogenannte Direktkredite gedeckt. Privatpersonen, die die Idee von sozialem und unverkäuflichem Wohnraum unterstützen, leihen dem Projekt Geld und bekommen dafür Zinsen, die sich aus den Mieteinnahmen speisen. So seien schon 100.000 Euro zusammengekommen und weitere 160.000 werden benötigt. „Wir stehen hier auf dem Markt, um Menschen kennenzulernen, die ihr Geld statt auf dem Konto sinnvoll anlegen wollen.“
Die Ranke freut sich über Unterstützung in Form von Direktkrediten.

Weitere Infos: www.dieranke.de; Kontakt: post@dieranke.de.

Text: Anni von der Ranke

Bildquellen

  • Die Gruppe genießt das Zusammenleben: © Die Ranke