Einst in San Francisco
„Ein Mädchen wie das Sternenbanner“ in der Komödie der Altstadt
Vom Fenster aus sieht man die Golden Gate Bridge. Ansonsten sind die Aussichten eher trüb: die USA sind korrupt, der Vietnamkrieg kostet vielen Menschen das Leben. Andy Hobart und Norman Cornell, seit neun Jahren dicke Freunde, haben sich vorgenommen, dagegen anzuschreiben. „Fall out“ heißt ihr Magazin, es wartet noch auf den großen Durchbruch. Klingelt das Telefon, ist es ein Gläubiger oder die Vermieterin. Um diese bei Laune zu halten, schließlich bekommt auch sie noch Geld, gibt Andy ihren persönlichen Escourtservice. Stundenlang geht er mit ihr Tanzen, auf Cocktailpartys und an den Strand. Mag es in San Francisco in den 1960er Jahren eher lässig zugegangen sein, bei Andy und Norman wird hart gearbeitet. Norman ist unter verschiedenen Pseudonymen für die Texte verantwortlich, Andy für die Gläubiger. Bis Sophie Rauschmeyer in das Haus einzieht, ist das Gleichgewicht zwar prekär, aber doch vorhanden.
Als 1966 Neil Simons Stück „Ein Mädchen wie das Sternenbanner“ in New York uraufgeführt wurde, war noch nicht einmal das Jahr angebrochen, das der Zeit seinen Stempel aufdrücken sollte. Heute wirken die Plakate von Michelangelo Antonionis Film „Blow up“, von Malcom X, die bunte Häkeldecke oder die Platte von Simon & Garfunkel im Regal durch und durch nostalgisch (Bühne: Nicole Haas).
Die Geschichte um diese drei von Grund auf unterschiedlichen Menschen, die nun vom Hausherren Jörg Nadeschdin kurzweilig inszeniert wurde, baut ganz auf die Vorstellungen eines guten Amerikas und eines naiven Nationalismus. Mag sein, dass dies dann wiederum doch nicht so nostalgisch ist. Sophie (Heike Vollmer), Schwimmlehrerein beim Verein für christliche junge Mädchen, deren Werte Sport, Sauberkeit, Gottesfurcht und eben Amerika lauten, verdreht Norman (Sebastian Reich) derart den Kopf, dass er keine Zeile mehr schreiben kann, dafür auf die abstruseste Weise seine Liebe bezeugt.
Sophie, eher handfest denn sonderlich feinsinnig, wird das alles zuviel. Und als sie auch noch ihren Job wegen Normans Nachstellungen verliert und auch die nächste Ausgabe zu platzen droht, muss eine pragmatische Lösung her. Dafür ist dann Andy (Otto Beckmann) verantwortlich.
„Ein Mädchen wie das Sternenbanner“ arbeitet mit den genremäßigen Klischees. Das Südstaatenmädel trägt unentwegt Kleidung mit USA-Aufdruck und ist eine wirkliche Landpomeranze, die beiden jungen Männer sind verkopft und dies obwohl die Liebe hier durch die Nase gehen wird. Oftmals geben sich die beiden Männer als ordentliche Phrasendrescher und doch sind in dieser Inszenierung liebenswerte Figuren mit Ecken und Kanten zu sehen. Der eine intellektueller als der andere, der andere cleverer als der eine und die eine dann doch nicht so doof wie es auf den ersten Blick scheint. Das kann eine gute Liebes-Arbeits-Gemeinschaft ergeben.
Weitere Vorstellungen: bis 11. Juni in der Komödie der Altstadt in Freiburg tägl. außer dienstags. Infos und Karten: www.komoedie-der-altstadt.de oder Tel. 0761/28537315.AH