Die Freiburger Galerie Claeys zeigt acht sommerliche Positionen
Nach langer Pause zeigt die Galerie Claeys sechs Künstlerinnen aus ihrem Programm. Bis in den September ist „part one“ zu sehen, danach folgt „part two“. Der Fokus liegt auf zwei bildhauerisch arbeitenden Künstlerinnen, Gisela Reich und Monika Schmid, die jeweils mit einer umfangreichen Auswahl ihrer Arbeiten präsentiert sind. Begleitet werden sie von den Künstlerkolleginnen: Shirin Kretschmann, Herta Seibt de Zinser, Beatrice, Adler, Detel Aurand, Mayumi Okabayashi und Ulrike Gerst. Die Idee der Galeristin ist, auf diese Weise Einblick in einen großen Teil des Galerieprogramms zu geben und dennoch Schwerpunkte zu setzten, keine Einzelausstellung aber auch keine übliche Accrochage. Gisela Reich und Monika Schmid scheinen zwei Solistinnen zu sein, umgeben von Gleichgesinnten.
Die in Stuttgart lebende Gisela Reich schöpft ihre Bildideen aus der Natur. Ihre direkte Umgebung, der große Garten, in dem sie sich täglich bewegt, ist für sie eine ständige Quelle der Inspiration. Der Ablauf der Jahreszeiten, das Werden und Vergehen der Natur, fließen ein in die Formen und Gestalten ihrer Objekte. Fast immer in Weiß, Schwarz oder in leuchtendem Gelb gehalten, verlocken die körperhaften Raumobjekte dazu, sich ihnen anzunähern und ganz genau zu betrachten. Man will in jede Höhlung und Vertiefung spähen, sieht Fäden und Schnüre heraushängen und tief unten glänzen Lacke wie Wasser. Die Materialität der Werke ist frappierend, sind sie doch alle aus Stoff – Baumwolle und Leinen – gefertigt. Die Stoffe werden gerissen, geschnitten, bemalt, mit Harzen getränkt, in Schichten zusammengenäht, umwickelt und beklebt. Was die Künstlerin als Collage-Mischtechnik beschreibt ist ein Verdichtungs- und Rhythmisierungsprozess. Gisela Reichs abstrakte Wandreliefs haben eine intensive räumliche Präsenz, mit einer betörenden Ausstrahlung. Sie wirken in ihrer Kompaktheit und Dichte der Erde näher als der Luft. In ihnen ist Energie gebündelt und wird die Lust am Verwandeln spürbar.
Die in Freiburg lebende Monika Schmid erschafft seit Jahren eine ganz eigene, äußerst filigrane Bildwelt. Ihre differenzierten Objekte spiegeln in ihrer Zartheit und unwiderstehlichen Präsenz eine Parallelwelt zu Formen aus der Natur. Gehen durch den Wald, liegen im Gras und unter Bäumen, nach Innen hören und sehen, diese Art von Naturbeobachtung scheint die Grundlage für die abstrakte und zugleich poetische Formensprache der im Raum schwebenden Objekte zu sein. Leichtigkeit und Transparenz sind Eigenschaften, die allen gemeinsam ist. Die bevorzugten Materialien der Künstlerin sind Messingdraht, Vliesstoff, Japanpapier und manchmal auch gezielt eingesetztes Feuer. Die Drähte werden gebogen und verflochten, zu Spiralen und Netzten geformt und immer in eine zentrale, luftige Gestalt gebracht. Ergänzt und erweitert werden die Drahtgespinste von farbigen Papierschnipseln, die den Eindruck der Leichtigkeit noch steigern. Häufig sind die Spiralkörper und Kokons mit Auswölbungen und Tentakeln versehen. An ihnen befinden sich die Schnipsel in hellen Pastelltönen, Himmelblau, Weiß und Mimosengelb. Oft wirken sie wie Federn und steigern die Sinnlichkeit der Raumkörper. Sie unterstreichen den poetischen Aspekt und machen die schwebenden Objekte zu Gedichten im Raum.
„Künstlerinnen der Galerie_part one“. Galerie Claeys, Kirchstraße 37, Freiburg. Bis 17. September 2021. Weitere Infos: www.galerie-claeys.de
Bildquellen
- Arbeiten von Monika Schmid und Gisela Reich in der Galerie Claeys: Foto: galerie claeys