Die Fotojounalistin Ann-Christine Woehrl portraitierte verstoßene und der Hexerei beschuldigte Frauen in Ghana – im Centre Culturel Français werden die Fotografien gezeigt
Die Verfolgung von Frauen kennt eine lange Geschichte – der Vorwurf der Hexerei gehört zu den Urformen jener Verschwörungstheorien, die Frauen nicht nur sozial determinieren, sondern auch zum Tode verurteilen. Weltweit werden noch immer in 43 Ländern Frauen der Hexerei bezichtigt – in Ghana ist jener Aberglaube und die Verfolgung sogenannter Hexen noch immer weit verbreitet. So werden jedes Jahr hunderte Frauen der Hexerei beschuldigt. Die Konsequenz: Das Exil. Jene Frauen sehen sich gezwungen ihre Familien zu verlassen und ohne Obdach zu sein. In eigens dafür gegründeten Dörfern finden jene als Hexen verurteilte Frauen Zuflucht – darunter meist ältere und verwitwete Frauen, aber auch junge Mütter, die mit ihren Kindern die Flucht aus dem eigenen Heim antreten mussten.
Die Gründe dafür erscheinen zunächst lapidar. Sei es der Tod eines Angehörigen, ein schlechter Traum, Dürren, Krankheit oder andere Formen des Unglücks – die Suche nach Schuld treibt die Verfolgung der als Hexen beschuldigten Frauen an, nicht zuletzt befeuert durch die eigenen Ängste.
Ängste auch vor Fortschritt und Unabhängigkeit. So kursieren Geschichten von wirtschaftlich erfolgreichen Frauen, die von ihren Angehörigen oder anderen neidgetriebenen Personen denunziert, verfolgt und gefoltert wurden – allein die Flucht in die abgelegenen Dörfer rettete ihnen das Leben. Um diesen Frauen endlich eine Stimme und ihren Schicksalen ein Gesicht zu geben, reiste die deutsch-französische Fotografin Ann-Christine Woehrl in die Dörfer Gambaga und Gushiegu. Ihre großformatigen Fotografien setzen die verfolgten Frauen in den Mittelpunkt – nicht zuletzt durch den bewusst gewählten schwarzen Hintergrund, der den stigmatisierten Frauen eines endlich eingesteht: gesehen zu werden.
Die studierte Fotografin legt den Fokus ihrer Arbeit auf soziale Themen, Frauenrechte sowie Religionen in Lateinamerika. 2021 erschien im Kehrer Verlag ihr Fotoband „Witches in Exile“ – fünf Prozent der Einnahmen aus dem Verkauf des Buches sowie zehn Prozenmt aus dem Verkauf der Portraits gehen an die ghanaische Hilfsorganisation Witch-hunt Victims Empowerment Project (WHVEP), geleitet von Simon Ngota aus Gushiegu. Mehr Informationen unter: www.witches-in-exile.art.
Ann-Christine Woehrl. Witches in Exile. Centre Culturel Français, Münsterplatz 11. Mo/Di/Do 9-17:15, Mi 10-17:15. Bis 27.05.2023. Begleitprogramm: Film und Diskussion im Rahmen des Freiburger Filmforums, das vom 12.–21. Mai stattfindet.
Bildquellen
- „Witches in Exile“: © Ann-Christin Woehrl