Kunst

Der Weg zur Künstlerin: Eine kunsthistorische Reise durch die Jahrhunderte

Seit wann gibt es eigentlich Künstlerinnen? Was uns heute selbstverständlich erscheint, ist noch gar nicht so lange möglich. Dass Frauen den Beruf Künstlerin wählen und ein Studium an einer staatlichen Akademie absolvieren, ist eine Errungenschaft, für die lange gekämpft wurde. Bis 1918 waren die Akademien den Männern vorbehalten. Zugelassen wurden Frauen erst 1919 mit dem Beginn der Weimarer Republik. Kunst schaffende Frauen gibt es aber natürlich schon seit vielen Jahrhunderten. Ausgebildet wurden sie meist Zuhause. Entweder von den Vätern, wenn diese Künstler waren und eine eigene Werkstatt betrieben oder durch Lehrer, die man sich ins Haus holte. Im 19. Jahrhundert konnten angehende Künstlerinnen auch private Kunstschulen besuchen, die oft von bekannten Künstlern geleitet wurden. Paula Modersohn-Becker, Käthe Kollwitz und Charlotte Berend-Corinth besuchten eine solche Schule. Die Kosten dafür waren nicht gering, das musste man sich also leisten können. Kunst erlernte man als Frau nicht, wenn man arm war. Die staatlichen Akademien hingegen waren und sind bis heute kostenlos.
In früheren Zeiten gab es viele Hürden für Frauen, die Kunst professionell betreiben wollten. Trotzdem weiß man, dass bereits im Mittelalter Frauen in den Malerwerkstätten ihrer Väter, Brüder oder Ehemänner mitarbeiteten. Zu mehr Selbständigkeit gelangten sie allerdings erst in späteren Epochen. So gehören zu den bekanntesten im 17. Jahrhundert lebenden und eigene Ateliers betreibenden Malerinnen Artemisia Gentileschi und Maria Sibylla Merian. Im 18. Jahrhundert waren Angelika Kauffmann und Rosalba Carriera sehr erfolgreich. Im 19. Jahrhundert fanden Marie Ellenrieder, Rosa Bonheur und Mary Cassatt mit ihren Bildern viel Beachtung und stellten sich auf eine Ebene mit ihren männlichen Kollegen.
Im ausgehenden 19. Jahrhundert besuchten immer mehr Frauen die privaten Kunstschulen, sogenannte Damenakademien entstanden und im Zuge der Suffragetten-Bewegung wurden Gleichberechtigung, Frauenwahlrecht und die Öffnung der Universitäten und Akademien für Frauen gefordert. Mit dem Sturz des Wilhelminischen Kaiserreichs und dem Beginn der Weimarer Republik konnten diese Forderungen endlich realisiert werden. Doch die Umsetzung war schwer. Selbst in der modernsten Kunstschule jener Jahre, dem legendären„Bauhaus“, wurden Frauen zwar aufgenommen, aber oft nur zugelassen in den Textil- oder Keramik-Klassen.
In den Jahren der NS-Diktatur hatten Künstlerinnen wenig Chancen. Frauen sollten gemäß der herrschenden Ideologie zurück an den Herd und ihre traditionelle Rolle als Mutter und Hausfrau übernehmen. Erst nach dem zweiten Weltkrieg konnten Frauen wieder in künstlerischen Bereichen Fuß fassen. Mit der Studentenrevolte und Frauenbewegung in den sechziger und siebziger Jahren, gingen verstärkt die Forderungen nach Gleichbehandlung der Geschlechter einher.
Aktuell besuchen mehr Frauen als Männer Kunsthochschulen. Es gibt heute viele erfolgreiche und berühmte Künstlerinnen:  Rosemarie Trockel, Katharina Grosse, Cindy Sherman oder Marina Abramović. Sie sind aufgestiegen in die vordersten Ränge, der auch finanziell erfolgreichsten Künstler*innen. Und dennoch, so stellt die „Zeit“ fest, sind die Werke von Frauen auf dem internationalen Auktionsmarkt nur halb so viel wert, wie die der Männer. Bis es wirklich zu gleicher Behandlung und gleicher Wertschätzung in den künstlerischen Bereichen kommt, muss sich offenbar noch einiges ändern.

Bildquellen

  • Ein Tag im Atelier: promo