“terrains” – eine Ausstellung in der Katholischen Akademie Freiburg mit Werken von Julia Schmid
Katholische Akademie Freiburg: Ausstellung “terrains“ von Julia Schmid
Auseinandersetzung mit Stadt und Natur
Aufmerksamkeit für alltägliche Details und ihre Zusammenhänge, das können die Gemälde, Texte, Fotografien und Fotogramme von Julia Schmid (*1969 Wuppertal) unbedingt stärken. Sie arbeitet mit einer Vielzahl von Techniken und Medien, ihre ausschnitthaft wirkenden Bilder vergegenwärtigen meist Pflanzen, Insekten, Naturdenkmäler und Reste von Wildnis in urbanen Zusammenhängen. Sie registrieren Spuren, aufgelesen in einer bestimmten raum-zeitlichen Situation, einem begrenzten Areal und dessen Verflechtungen, sei es auf einem Spazierweg in Arzdorf, in der Umgebung eines Gebäudes in Hannover oder Helsinki, einer Brache und städtischen Schnittstelle in Lehrte, oder etwa im ständigen Atelier. Aufschluss darüber liefern erklärende Schilder, die als integraler Bestandteil der Bildwerke gelten und der „verorteten Malerei“ – um einen Begriff von Julia Schmid zu gebrauchen – das Dekorative nehmen. Zentrales Element sind auch Landkarten und Stadtpläne.
Julia Schmid recherchiert jeweils in einem konkreten Lebensumfeld und inventarisiert dies in Gemälden, Fotos und Zeichnungen, in vergrößertem oder verkleinertem Maßstab. Wie ein Bild-Ausschnitt jeweils komponiert wurde, das bleibt verborgen – was den Betrachter zu Spekulationen und Assoziationen anregt. Offenbar wurden auf weißem Grund, auf Leinwand oder Fotopapier, Zweige, Blätter, Steine und andere Fundstücke aus spezifischen „Biotopen“ arrangiert und „belichtet“ – als analysiere der Forscherblick nachträglich, was hier vorhanden ist. Dabei sind stets die performativen Prozesse bedeutend, was nicht zuletzt die Zeichnungen der Künstlerin deutlich machen, in denen sich Striche und Linien fortgesetzt dynamisch so verdichten, dass die betrachtete Wirklichkeit kaum mehr erkennbar ist.
Auf drei Etagen werden in der Katholischen Akademie Werke von Julia Schmid gezeigt, die teils intensiv farbig sind, teils schwarz-weiß, etwa eine Serie von Pflanzen-Fotogrammen. Letztlich werden in allen Werken visuelle und gedankliche Prozesse veranschaulicht, denn nicht allein das Endprodukt zählt. Die Nähe zur Konzeptkunst ist unübersehbar, was aber nur ein Sammelbegriff für verschiedene Tendenzen der Kunst seit den 1960er Jahren ist, für die weniger die Ausführung des Werkes zählt als die Idee. Deren Theoretiker wollten die Kunst davon befreien, nur auf das Auge zu zielen anstatt auf den intellektuellen Vorgang der Konstituierung von Bedeutung. Konzeptkunst kann auf den ersten Blick spröde und schwer zugänglich wirken, nicht zuletzt in der Auseinandersetzung mit Stadt und Natur vermag sie unsere Wahrnehmungsfähigkeit unbedingt zu erweitern.
Katholische Akademie, Wintererst. 1, 79104 Freiburg. www.katholische-akademie-freiburg.de. Mo – Fr 8.30 – 18.15 Uhr u. während der Veranstaltungen. 11. – 18. Dez. 2015 und 11. Jan. bis 15. Feb. 2016.
Cornelia Frenkel