Kunst

Antikenmuseum Basel zeigt Blütenfunde aus ägyptischen Königsgräbern

Immerblüher

Natürlich können Blumen in ihrer verschwenderischen Pracht und Fragilität nichts gegen den Tod ausrichten. Und doch ist etwas merkwürdig Widerständiges um die aktuelle Ausstellung im Antikenmuseum Basel. Die Exponate, die den eigentlichen Kern der Schau „Blumenreich“ bilden und um den sich die Vitrinen und Schaukästen wie Blütenblätter legen, wirken nur auf den ersten Blick unspektakulär. Es sind Blüten und Blätter der Nilakazie, des orientalischen Rittersporns und des Lotus, die Georg Schweinfurth bestimmte und wissenschaftlich beschrieb und Ende des 19. Jahrhunderts an europäische Institute verschenkte. Vor drei Jahren wurden sie im Depot des ehemaligen Botanischen Museums der Universität Zürich wiederentdeckt. Tatsächlich stammen sie aus dem großen Mumienversteck in Theben und sind um die 3.000 Jahre alt. Es hat wohl Zeit gebraucht, um den Wert dieser altägyptischen Funde zu erkennen. Es braucht das Verständnis, dass der Mensch von seiner Umwelt geprägt ist und diese auch prägt.
Ein Gang zum Friedhof genügt, um zu sehen, wie wichtig heute immer noch Blumen für Begräbnisriten sind. Im pharaonischen Ägypten betrieb man einen großen Aufwand mit ihnen. Man band Blumengirlanden, die man den einbalsamierten Toten wie Ketten umlegte. Die von Blättern umwickelten Blüten wie Rosen oder Kornblumen bilden so etwas wie vegetabile Edelsteine. Ein kurzer Demonstrationsfilm zeigt, wie diese Girlanden damals aufgefädelt wurden, während botanische Exponate die Pflanze als Ganzes vorstellen.

Um 1.000 vor Christus veränderte sich in Ägypten die Bestattungskultur, anstatt die Toten in reich bemalten Felsengräbern beizusetzen, wurden sie fortan in Sammelgräbern bestattet. Was zur Folge hatte, dass jetzt die Särge bemalt, nicht selten mit Blumen und auch der Schmuck üppiger wurde. Die Ausstellung „Blumenreich“ bindet den Brauch des Girlandebindens ein in das Leben des pharaonischen Ägyptens. Viele Gegenstände des Alltags sind neben Relieftafeln mit Pflanzendarstellungen im Antikenmuseum Basel zu sehen. Tönerne Granatäpfel, Weintrauben als Dachschmuck und Salblöffel, deren Griff die Form eines Lotus hat.

„Kemet“ – „das schwarze Land“ wurde Ägypten einmal genannt nach der fruchtbaren Erde, die auch der Nil bescherte. Man vermutet mittlerweile, dass die Begräbnisstätten Nachempfindungen von schlammigen Urhügeln waren, die dem Land seinen Reichtum an Nahrungsmitteln sicherte. Die zyklischen Überschwemmungen des Nils bestimmten das Leben und gaben eine bildhafte Struktur vor.
Welche symbolischen Bedeutungen die Blüten und Früchte hatten, kann auch diese Sonderausstellung nicht im Einzelnen klären. Von der Weintraube gibt es Verbindungen zum Todesgott Osiris. Die Doppeldeutigkeit des Granatapfels als Sinnbild des Lebens und Todes ist vermutlich jedoch erst später entstanden. Vieles erfüllte auch einfach dekorative Zwecke. Diesem „Blumenreich“ gelingt es jedoch, vergangenes Leben plastisch zu machen, indem sie Papyruswälder als Jagdgebiete abbildet, Sandalen präsentiert, die zwischen 1.539 und 1.292 vor Christus aus Palmenblätter geflochten wurden und kleine Modelle zeigt, die das Bierbrauen demonstrieren.

„Blumenreich“ – Antikenmuseum und Sammlung Ludwig, St. Alban-Graben 5, Basel. Dienstag bis Sonntag 10 – 17 Uhr, Bis 1. Februar 2015.