Kunst

Almut Quaas porträtiert sensibel – Ausstellung im Alten Wiehrebahnhof in Freiburg

Das ist ein altes Thema, seit der griechischen Antike: die Darstellung von Frauen beim Bad. Gern wählte man in der Kunst über die Jahrhunderte, exemplarisch für weibliche Attraktivität und Erotik, dabei Aphrodite bzw. die römische Venus. Mal ganz-, meist teil-entblößt, Gewand oder Tücher oft geschickt drapierend, auch in Posen, die etwa das lange Haar der Schönen inszenierten. Schamgesten der Hände vor die Brust und die Genitalien gehören zum kunstgeschichtlichen Typenvorrat.
Almut Quaas bricht das Sujet herunter auf ihren eigenen, ganz persönlichen Blick. Voyeurismus liegt der Künstlerin völlig fern. Im Gegenteil: sensibel fallen ihre Studien aus. ‚Porträt‘ meint hier, ganz in antikem Sinne, übrigens nicht nur Kopf oder Büste, sondern selbstverständlich die Ganzkörperdarstellung des Menschen. Was die Sache zuspitzt, ist indes, dass sie ihre Motive im Wiehremer Loretto-Bad fand, unweit der eigenen Freiburger Heimstatt. Dieser Schwimm- und Kommunikationsort mit historischem exklusiven Frauen-Part ist einmalig. Das Unikum zeigt sich bis heute segensreich. Und hier liegt auch der fundamentale Unterschied zur jüngsten Kontroverse um ein schlechtes Machwerk, das der Förderverein des Bades, fehlgeleitet durch falsche Kenntnis, kürzlich zur Aufstellung brachte – und wogegen es zu Recht vielfachen öffentlichen Protest gab. Damit hat Almut Quaas und ihre künstlerische Intervention gar nichts zu tun. Selbst jüngere Frauen, kaum in der Pubertät, kommen bei ihr ganz natürlich daher – wie das kleine „Mädchen auf der Wiese“, schräg von hinten gesehen, in fröhlichem Lauf, auch dies ein ‚Porträt‘ einer anonymen Besucherin des Bades.
Der Titel der Ausstellung „Das Damenbad und Ich“ kommt ziemlich selbstbewusst daher, das tut der Sache aber keinen Abbruch. Seit 2006 traktiert Quaas das Sujet, als stadtteilbezogenes Projekt, in verschiedenen Versionen wurde das Konvolut schon ausgestellt. Jetzt sind es etwa 30 Arbeiten zum ‚Lollo‘, meist Öl auf Leinwand, aber auch Radierungen, Zeichnungen, Skizzen. Hinzu treten einige wenige Selbstporträts, ebenfalls ‚von hinten‘, diese sind ‚importiert‘ (aus dem familiären Domizil auf der Peloponnes in Griechenland) – wie im Vexier, als Spiegelbild, ergänzen sie sehr schön den persönlichen Blick der Frau auf die Frau im Kontext des Schwimmbadbesuchs.

Almut Quaas: „Das Damenbad und Ich“, Alter Wiehrebahnhof, Urachstr. 40, Freiburg, ab 31. Juli 2021 zu den Öffnungszeiten des Cafés. Bis 5. September 2021.

Bildquellen

  • Frau mit rotem Schirm 2, 2020, 14,5 x 20,5 cm, Öl auf Leinwand

: © Almut Quaas