Beschläge Koch zeigt Werke von Karl Manfred Rennertz
Mensch – Figur – Holz
Karl Manfred Rennertz, der aktuell bei Beschläge Koch ausstellt, hat sich im Laufe seines Schaffens verschiedener Materialen bedient – neben Holz gereichten ihm auch Beton, Bronze, Gips, Glas, Textilien und zuletzt auch Ton zur Kunst –, um sich am Ende fast ausschließlich dem Holz zuzuwenden.
Darf man behaupten, dass jedes Material seine spezifischen Werke gebiert? Nachdem Kunst über viele Jahrhunderte hinweg vor allem darin bestand, schnödes Material zu bändigen und zu überwinden, geriet es erst in jüngerer Zeit selbst zum Kunstwerk oder zumindest zum (inhaltlichen) Kern künstlerischen Schaffens. So lassen sich gerade in der heutigen Kunst über die Verwendung des Materials eindringliche Aussagen formulieren.
Schon als Meisterschüler von Professor Alfonso Hüppi an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf begann Karl Manfred Rennertz, rundplastische Skulpturen aus Baumstämmen zu schälen und zu bemalen. Zunächst in porträthaft-realistischer Manier, von der er sich schon bald (etwa 1981 mit seinem Umzug nach Baden-Baden) wieder entfernt, entlockt er dem Holz jene Wesen, die er in ihnen angelegt sieht.
Hierfür bedient er sich als erster Bildhauer der jüngeren Generation der Kettensäge, die freilich wenig Feingefühl impliziert. Dennoch enthüllt gerade die Art und Weise, wie Rennertz dieses Arbeitsinstrument einsetzt, die subtile Eigenheit seiner Kunst. Kantige, keilförmige Einschnitte prägen eine spröde, von unzähligen Schürfungen und Schrunden belebte Oberfläche, mittels derer die Skulpturen dem Betrachter ihr Innerstes fast vertraulich hinzugeben scheinen. Nicht Versehrtheit, vielmehr Verletzlichkeit im naturgegebenen Sinne spricht aus diesen Holzwesen. Und das macht sie bei aller Masse irgendwie auch zart und schützenswert.
Daran mögen die vielen Ecken und Kanten ihren Anteil haben. Gleich eingangs präsentiert sich so ein großes „Herz“ aus rotgefasstem, brandgeschwärztem Holz, das aus seinem Sockel geradezu herauszulodern scheint. Schräg gegenüber an der Wand der dynamische „Große Kreisel“, eine auf Holzplatte aufgebrachte Gouache, scheint es ihm gleichzutun. Organisch erwachsen die beiden korinthisch anmutenden Säulen im Obergeschoss aus dem Boden – wie überhaupt alle ausgestellten Arbeiten anthropomorphe oder vegetabile Verbindungen nahelegen. Stets bleibt der ästhetische wie ethische Bezug gewahrt zwischen Mensch, Figur und Holz; sei es als skulpturales Objekt oder als Malgrund für die abstrakten, prismatischen Einzelformen an den Wänden. Diese reichen von kleinen, skizzenhaften Blättern bis hin zu großformatigen Arbeiten, welche in Dimension und Eigenständigkeit den Holzskulpturen ebenbürtig sind.
Genau dieser Künstler in genau diesem Unternehmen, dessen Ausstellungen neuerdings – um der Kunst eine ganz eigene Bühne zu bereiten – unter dem Namen „Kunst Koch“ firmieren: man möchte sagen, das passt. Können hier doch Mitarbeiter, die sich einen Arbeitsalltag ohne Kunst längst nicht mehr vorstellen wollen, und Kunden einen vielleicht neuen, korrelativen Zugang zu diesem „ihrem“ Material Holz erlangen.
Friederike Zimmermann
Geöffnet Mo bis Fr, 10-16 Uhr, noch bis 28. Juli.
„Kunst Koch“, Hanferstr. 26, Freiburg-Hochdorf.
Zugang zur Ausstellung über den Verkaufsraum.