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Klassische Automobile im Volante Oldtimer-Museum in Kirchzarten

Schmuckstücke der Automobilindustrie

Oldtimer sind ein Kulturgut, an dem sich zeigt, wie das Bedürfnis transportiert zu werden und die Sehnsucht zu reisen von stetig neuer Technik und Ästhetik begleitet werden. Dies lässt sich im Museum Volante erleben, das der passionierte Sammler Martin Waltz in einer 2000 Quadratmeter großen Halle eingerichtet hat; es beherbergt seine beeindruckenden Karossen von anno dazumal, zeigt jährlich Sonderausstellungen und ist, verbunden mit der Eventlocation Mangusta, ein vielseitiger Veranstaltungs- und atmosphärischer Lernort.

Den Grundbestand des Museums bilden 25 klassische Automobile der 1920er und 1930er Jahre, der Gesamtbestand besteht aus 50 klassischen Automobilen der 1920er bis 1990er Jahre, darunter zwölf Unikate sowie ein – international einmaliges – Ensemble von acht Fahrzeugen aus der Pariser Karosserie-Manufaktur Vanvooren, die zwischen den beiden Weltkriegen, als der Autobau noch durch die Teilung in Fahrwerks-, Motor- und Karosseriebau charakterisiert war, echte Schmuckstücke für unterschiedliche Fahrzeug-Marken produzierte. Im Volante sind u.a. folgende Exponate zu bestaunen:

Das älteste fahrbereite Vanvooren-Automobil, ein 1911 gebauter „Panhard Levassor X14 25HP Tourer“, ein „Avions Voisin C11“ (1928), ein „Alvis Speed 20 SD Cabriolet“ (1935), ein „Hispano-Suiza K6 Berline“ (Erstbesitzer war 1937 der französische Minister Raoul Dautry), ein exzentrisches „Bentley-Coupé“ (1938), ein sportlicher „Bugatti Type 57 Cabriolet“ (1938), ein „Rolls-Royce Wraith Faux Cabriolet“ (1939) sowie das zuletzt produzierte Vanvooren-Auto, ein „Delahaye 135 M Coupé“ (1950). Jedes dieser imposanten Automobile weist Gebrauchsspuren auf, ist aber noch fahrtüchtig.

Eine Lektion aus der Frühzeit des Autobaus

Die Marke Vanvooren verfügte über intelligente Fertigungsqualität und zudem über einen Stil, dem bescheinigt wurde, er verbinde „konservative Repräsentanz mit formaler Eleganz“. Seit 1890 stellte die Firma Kutschen her und ab 1900 Karosserien für Automobile der Oberklasse; produziert wurde im Pariser Vorort Courbevoie, Ausstellungsräume befanden sich im Zentrum von Paris. Zug um Zug konnte sich Vanvooren zukunftsweisend profilieren und fand weltweit Beachtung. 1923 erwarb M. J. Daste, Nachfolger des Firmengründers Achille Vanvooren, die Lizenz für die englische „Weymann-Karosserie“, ein Fahrzeugaufbau mit Holzrahmen und Kunstlederüberzug; dies wurde ebenso zum Meilenstein in der Firmengeschichte wie das Jahr 1929, als Daste den flexiblen Karosserieaufbau für Automobile, unter Verwendung von Silentbloc-Gummi-Isolatoren, patentierte – nun konnte das störende Quietschen, Klappern und Rissebilden bisheriger Karosserien vermieden werden. Als diese Innovation auf einem Delage-Chassis 1930 auf dem Pariser Autosalon zu sehen war, übernahmen über 40 Karosseriebauer die Lizenz für das Vanvooren/Daste-Patent. So konnte die Firma ab 1930 zahlreiche Hispano-Suizas einkleiden, exaltierte Karosserien für Bugatti, Panhard & Levassor, Delage, Voisin, Rolls-Royce und Bentleys entwickeln; die britische Nobelmarke ließ z.B. von Vanvooren mehrere Bentley mit „Pillarless Saloon“ Aufbauten versehen, einer weiteren Erfindung des Hauses, die durch gegenläufige Türen einen bequemen Einstieg ermöglichte und Wohnqualität im Wageninneren bot.

1943 wurde das Vanvooren-Werksgebäude in Courbevoie durch alliiertes Bombardement verlustreich zerstört; als die Arbeit 1947 wieder aufgenommen werden konnte, hatte sich der Automobilbau verändert, 1950 schloss der Betrieb. Viele Exemplare von Vanvooren stehen heute in Museen in den USA; doch das Museum Volante versammelt mit acht Exponaten die weltweit größte Gruppe, an der sich bedeutende Entwicklungen nachvollziehen lassen. Den Museums-Besucher hindert, dank moderner Sicherheitstechnik, keine störende Absperrung. Eine Broschüre (sowie ein Medientisch) bietet ihm weiterführende Informationen, auch zu den Geschichten der Autos, etwa zu einem „Horch 853 Sport Cabriolet“ (1937), die sich um prominente Besitzer ranken.
Angesichts der Exponate sieht man sich rundum an die Faszination erinnert, die Autos seit ihrer Erfindung auszuüben begannen, was auch in der Kino-, Kunst- und Literaturgeschichte Spuren hinterlassen hat. Mit ihrem „Selbstbildnis in grünem Bugatti“ z.B., das 1929 in der Modezeitschrift „Die Dame“ erschien, prägte Tamara de Lempicka die Art-Déco-Malerei; der Maler und Dandy Francis Picabia sah sich ebenfalls gerne in Edelkarossen. Denkt man an Bugatti, so fallen einem zwei Tänzerinnen ein, die leichtsinnig in einem solchen zu Tode kamen, Isidora Duncan (1927) und Lena Amsel (1929). Den Traum vom Fahren verkörpern nicht zuletzt die künstlerisch gestalteten Kühlerfiguren der genannten Oldtimer, vom schlanken Panther über den grazilen Storch zur tanzenden Lady „Emily“.

Das Volante deutet auch die Nachkriegszeit in der Region Freiburg an, als aus dem Mangel heraus Luxuswagen zu Nutzfahrzeugen umgebaut wurden und mittels Vorkriegsmaterial bereits 1949 das traditionelle Schauinsland-Rennen wieder stattfand. Im Volante wird jährlich auch eine Sonderausstellung mit jüngeren Exponaten gezeigt; des Weiteren dient das großzügige Museum als Lokalität für Festlichkeiten und Tagungen, zusammen mit dem Restaurant Mangusta, dessen Panoramafenster sich auf die Ausstellungshalle hin öffnen. Ein geräumiger Freiluftbereich und bequeme Parkmöglichkeiten im Umfeld runden den angenehmen Aufenthalt ab.

Volante. Oldtimermuseum & Eventlocation, Oberrieder Str. 6,  Kirchzarten. T.: 07661 / 90 81 840. www.museum-volante.de.
Sonntags 10-18 Uhr und nach Vereinbarung für Gruppen

Restaurant MANGUSTA
www.mangusta-kirchzarten.de  T.: 07661 / 9077 822.
Di-Sa 17 – 23 Uhr, So 9:30 – 22 Uhr, Mo Ruhetag.

Cornelia Frenkel

Bildquellen

  • kulturjoker_kultour_volante_oldtimer_museum_kirchzarten: Faszinierende Einblicke © Martin Waltz